Zinswende in USA: Fed senkt Leitzins erstmals seit 2020

    Zinswende in USA:Fed senkt Leitzins erstmals seit vier Jahren

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    Die US-Notenbank Federal Reserve reagiert auf die abflauende Inflation - und senkt zum ersten Mal seit Ausbruch der Corona-Pandemie ihren Leitzins.

    USA, Washington: Das Gebäude der US-Notenbank in Washington. Archivbild
    Alle schauen auf die Fed: US-Notenbank in Washington
    Quelle: dpa

    Die US-Notenbank hat die Zinswende mit einem ungewöhnlich großen Schritt nach unten gestartet. Der Schlüsselsatz wurde am Mittwoch erstmals seit Anfang des Jahrzehnts gesenkt - und dies sogleich um einen halben Prozentpunkt. Er liegt nunmehr in der neuen Spanne von 4,75 bis 5,00 Prozent. Manche Händler hatten auf einen solch großen Schritt spekuliert, während viele Ökonomen eher einen kleineren Schritt von einem Viertelprozentpunkt erwartet hatten.

    Zäsur in der US-Zinspolitik

    Die Senkung markiert eine Zäsur. Denn im Kampf gegen die hartnäckig hohe Inflation hatte die Federal Reserve den Zins über ein Jahr lang in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent gehalten. Vorausgegangen waren aggressive Erhöhungen, mit denen sie das Niveau seit Anfang 2022 von nahe null auf über 5 Prozent nach oben getrieben hatte. Das Abebben der Inflationswelle machte den Weg für die Zinswende nun frei.
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    Die US-Währungshüter hatten bereits im Juli über eine Senkung beraten, sich aber damals noch dagegen entschieden. Fed-Chef Jerome Powell sendete dann erst im August auf dem Notenbankforum in Jackson Hole die klare Botschaft, dass es an der Zeit sei, die Geldpolitik anzupassen. Die Richtung sei klar. Der Zeitpunkt und das Tempo der Zinssenkungen würden von den eingehenden Daten abhängen.

    Balanceakt für Fed

    Die Geldpolitik der Fed wirkt erst mit Verzögerung - die Notenbanker dürften die Inflationsrate weiter genau im Blick behalten. Für die Fed ist der Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise ein Balanceakt. Bei zu hohen Zinsen besteht die Gefahr einer Rezession. Werden die Zinsen zu früh gesenkt, könnte die Inflationsrate wieder ansteigen.
    Im Sommer 2022 lag sie bei mehr als 9 Prozent. Eine Senkung des Zinssatzes verbilligt Kredite, weswegen Firmen eher investieren und viele Bürgerinnen und Bürger weniger für Kredite ausgeben müssen - sie haben so mehr Einkommen zur Verfügung. Das könnte die Wirtschaft ankurbeln. Hohe Renditen für Sparer könnten hingegen geschmälert werden. Für US-Anleger sind Zinssenkungen eine gute Nachricht. Den Dollar dürfte die Zinssenkung weiter schwächen - USA-Reisende aus Deutschland dürfte das freuen. 

    Zinssenkung in heißer Phase des US-Wahlkampfs

    Mit einer Inflationsrate von zuletzt 2,5 Prozent ist die Notenbank ihrem Ziel von zwei Prozent nähergekommen - ein wichtiges Kriterium für ein Lockern der Zinszügel. Die Fed ist damit allerdings keine Vorreiterin: Die Europäische Zentralbank (EZB) sowie die Bank of England haben die Wende bereits im Sommer vollzogen. Die EZB hat vorige Woche sogar schon nachgelegt.
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    Die Entscheidung zur Zinssenkung in Washington fiel nun ausgerechnet in die heiße Phase des US-Wahlkampfes. Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat die unabhängige Notenbank aufgefordert, eine Zinswende nicht vor den Wahlen im November einzuleiten. Powell hat darauf verwiesen, dass die Zentralbank keine politische Behörde sei. Sie werde niemals geldpolitische Entscheidungen mit Blick auf den Ausgang einer Wahl treffen, die noch nicht abgehalten worden sei.

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    Quelle: ZDF

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    Quelle: dpa
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