Biathlon-Weltcup: Mit aller Macht gegen Norwegens Dominanz
Weltcup-Auftakt im Biathlon:Mit aller Macht gegen Norwegens Dominanz
von Andreas Morbach
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Im schwedischen Östersund startet die Skijägerei in den Winter. Bei den DSV-Männern ruhen die Hoffnungen vor allem auf Benedikt Doll, bei den Frauen ist das Bild ausgewogener.
"Ich kann vorne mitspielen", sagt Biathlet Benedikt Doll. Im Gesamtweltcup der vergangenen Saison belegte er Platz vier. Im ersten Rennen dieser Saison muss er allerdings passen.
Quelle: dpa
Mit schnellen Norwegern hat Jens Filbrich bereits in seiner Karriere als Skilangläufer reichlich Erfahrungen gesammelt. Ein eindrucksvolles Update zu den flinken Skandinaviern bekam der Inhaber von zwei olympischen Medaillen bei den Spezialisten vor knapp zwei Wochen nun aber auch in seiner neuen Branche serviert.
Benedikt Doll fällt für die Mixed-Staffel (Samstag, 14.50 Uhr/ARD) aus. Doll habe "eine geringe Infektionssymptomatik", teilte der Deutsche Skiverband mit. Für das Einzel über 20 Kilometer am Sonntag, 14.30 Uhr, sei Doll aber noch eingeplant, so Teamarzt Dr. Jan Wüstefeld.
Dolls Absage sorgt am Samstag für einige Veränderungen in den deutschen Aufgeboten. Philipp Nawrath, zunächst für den Single-Mixed-Wettbewerb (Samstag, 12.30 Uhr) vorgesehen, ersetzt Doll in der Mixed-Staffel. Dafür läuft nun Justus Strelow mit Hanna Kebinger in der Single-Mixed-Staffel.
Norweger "kämpfen alle wie die Berserker"
Nach einer Saison als Lauf- und Athletiktrainer im zweitklassigen IBU-Cup stieg Filbrich im Frühjahr zum Co-Trainer der deutschen Biathleten auf - und gegenüber ZDFheute staunte der 44-jährige Thüringer nach den jüngsten Testrennen in Sjusjoen:
Verwunderlich ist das nicht, denn die Konkurrenz unter den norwegischen Skijägern ist gewaltig. "Die haben 15 bis 20 Mann, und die kämpfen alle wie die Berserker um zwölf Plätze im Weltcup und im IBU-Cup", weiß Filbrich - der zudem miterleben musste, wie die Norweger nach dem Verbot des umweltschädlichen Fluorwachses den anderen Nationen auch bei der Suche nach neuem Material fürs Erste weit enteilt sind.
Das Fluorwachs-Verbot bringt vor dem Weltcup-Auftakt der nordischen Skisportler und Biathleten an diesem Wochenende eine gesamte Szene in Aufruhr. Darum geht's.
von Lars Becker
Johannes Thingnes Bö bleibt wohl das Nonplusultra
Für Benedikt Doll, Routinier im nicht mehr ganz jungen deutschen Männerteam, ist vor dem Weltcup-Auftakt in Östersund eines klar: "Nach den Testrennen in Sjusjoen würde ich sagen, dass Johannes Thingnes Bö wieder genauso stark sein wird, wie im letzten Jahr."
Damals gewann der Dominator aus Norwegen 16 der 21 Einzelrennen, die härtesten Widersacher dürfte der 30 Jahre alte Bö nun im eigenen Team finden: Sturla Holm Lägreid, in den letzten beiden Wintern bester Schütze im Feld, hat über den Sommer hinweg noch mal an seinem Schießen gearbeitet.
Zudem scheint Bös fünf Jahre älterer Bruder Tarjei mit dem Nonplusultra der Branche läuferisch momentan auf Augenhöhe zu sein.
Bundestrainer Uros Velepec fordert mehr Risiko ein
Die besten Chancen, in die Phalanx der Norweger einzubrechen, hat aus dem deutschen Team der laufstarke Doll. Den letzten Winter schloss der 33-jährige Schwarzwälder als Vierter in der Gesamtwertung ab. Vor seiner mutmaßlich letzten Saison sagt er nun: "Ich kann vorne mitspielen, aber dafür muss ich die gleiche Schießleistung bringen wie die Norweger."
Dieses Manko hat auch der neue Bundestrainer Uros Velepec erkannt:
Mit aller Macht den Anschluss schaffen, lautet die Rezeptur des Slowenen.
Kräfte im deutschen Frauen-Team breiter verteilt
Deutlich ausgewogener als bei den Männern ist der Kreis der Favoritinnen bei den Frauen. Die größten Chancen auf den Sieg im Gesamtweltcup haben die Französin Julia Simon, die Italienerin Lisa Vittozzi, die Schwedin Elvira Öberg und die Norwegerin Ingrid Landmark Tandrevold.
Franziska Preuß bringt sich in Wettkampfform: Bei den Deutschen Meisterschaft der Biathleten in Ruhpolding holte sie im Sprint über 7,5 Kilometer den Titel ( am 09.09.2023).
Quelle: imago
Im ersten Winter nach dem Rücktritt von Medaillen-Garantin Denise Herrmann-Wick sind die Kräfte bei den deutschen Skijägerinnen inzwischen breiter verteilt: Spielt ihr Körper mit, könnte Franziska Preuß, die die letzte Saison aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig abbrechen musste, wieder an den oberen Rängen schnuppern. Und hinter der 29-jährigen Oberbayerin tummeln sich eine Reihe munterer Mittzwanzigerinnen.
Sportdirektor Felix Bitterling gibt sich optimistisch
Für Hanna Kebinger (25), Vanessa Voigt (26), Sophia Schneider (26) und Janina Hettich-Walz (27) geht es dabei vor allem darum, sich mit den Winterspielen 2026 im Visier der Weltspitze weiter anzunähern.
Zudem rückt Toptalent Selina Grotian (19) nun langsam in den Fokus - sodass DSV-Sportdirektor Felix Bitterling schon mal voller Optimismus sagt: "Bei den Damen ist mir mit Blick auf 2026 überhaupt nicht bange."