Sport und Ukraine-Krieg: Nationalhelden am Pranger

    Krieg und Folgen im Sport:Russland - Ukraine: Nationalhelden am Pranger

    von Thomas Dudek
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    Im Stabhochsprung sind Jelena Issinbajewa und Serhij Bubka Legenden. Durch den Krieg trennen die Russin und den Ukrainer jedoch Welten. Nun gelten beide als Verräter.

    Yelena Issinbayeva
    Jelena Issinbajewa: "Hier ist es überhaupt nicht beängstigend".
    Quelle: Imago

    Der ehemalige Weltklasse-Stabhochspringer Serhij Bubka steht in seiner Heimat Ukraine seit einer Woche unter dem Verdacht, ein Kollaborateur zu sein.

    Jelena Issinbajewa - "Person des Friedens"?

    Zuletzt wurde bekannt, dass die russische Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa seit dem letzten Jahr auch die spanische Staatsbürgerschaft besitzt. In den sozialen Netzwerken veröffentlichte sie jetzt auch ein Statement in spanischer Sprache, dass sie eine "Person des Friedens" ist und ihre Militärkarriere nur nominell war.

    Trotz aller Erfolge und Rekorde ist Issinbajewa der breiten Öffentlichkeit nicht nur als die wohl bisher beste Stabhochspringerin bekannt, sondern auch als prominente Unterstützerin des russischen Präsidentin Wladimir Putin. Bei den Präsidentschaftswahlen 2012 und 2016 gehörte sie zu dessen Unterstützerteam. 2020 war sie Mitglied der Arbeitsgruppe, die auf Putin zugeschnittene Veränderungen an der Verfassung erarbeitete.

    Ex-Stabhochspringerin in russischer Armee

    Und als ob dies nicht genug wäre, trat sie 2003 der russischen Armee bei, wurde 2019 von Verteidigungsminister Sergej Schoigu persönlich medienwirksam zur Majorin befördert und somit endgültig zum Symbol für die engen Verflechtungen zwischen Sport und Propaganda. Eine Aufgabe, die Issinbajewa gerne erfüllte.

    "Hier ist es überhaupt nicht beängstigend. Alles ist hier durchdrungen von solch einem Patriotismus, solchem Stolz und Mut, solchen Heldentaten, weshalb du auch etwas Gutes leisten möchtest. Der Stolz kommt aus dem Inneren,

    schwärmte Issinbajewa 2016 beim Besuch eines russischen Luftwaffenstützpunktes in Syrien. Trotz aller Kritik an ihren politischen Aktivitäten, wurde Issinbajewa 2016 Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).
    Vielen Befürwortern eines Ausschlusses russischer Sportler*innen von den Olympischen Spielen in Paris in einem Jahr gilt sie auch als Hauptargument. Die Ukraine setzte die ehemalige Athletin auf eine Sanktionsliste.

    Auf "Liste der Korruptionäre und Kriegstreiber"

    Inzwischen ist es relativ ruhig um Issinbajewa geworden. Sie hat sich weder zum Krieg geäußert, noch war bis zuletzt ihr Aufenthaltsort bekannt. Bis vor zwei Wochen ein Lokalportal auf Teneriffa publik machte, dass die einstige Stabhochspringerin mit ihrer Familie auf der kanarischen Insel lebt und dort luxuriöse Immobilien besitzt.
    Recherchen der Anti-Korruptionsstiftung von Alexej Nawalny untermauerten zudem Issinbajewas enge Verwicklungen mit dem System Putin, denen sie auch ihr Vermögen verdankt. Deshalb setzte die Stiftung Issinbajewa auf ihre "Liste der Korruptionäre und Kriegstreiber".

    Schweigen auf Instagram gebrochen

    Es waren Recherchen, die Issinbajewa dazu zwangen ihr monatelanges Schweigen zu brechen. In einer auf Instagram veröffentlichten Videobotschaft , bei der sie demonstrativ ein Oberteil mit dem Olympia-IOC-Logo trug, bezeichnete sie sich nicht nur als "Weltbürgerin", sondern redete auch ihre politischen Aktivitäten in Russland klein. So nannte sie ihren jahrelangen Militärdienst "nominell" und betonte, niemals aktiv gedient zu haben.
    Aussagen, die in ihrer Heimat Russland eine Debatte auslösten. Während Kreml-Sprecher Dimitrij Peskow erklärte, dass es "keine Rolle spielt, wo sie lebt", da man ihre Verdienste für Russland nicht vergessen dürfe, werfen andere Issinbajewa Verrat vor und fordern gar die Aberkennung ihrer staatlichen Auszeichnungen.
    Sergey Bubka
    Sergey Bubka: Noch "Held der Ukraine"?
    Quelle: Imago

    Im Fadenkreuz der Kritik: Serhij Bubka

    Aber nicht nur in Russland sorgt eine Legende des Stabhochsprungs für Diskussionen. Serhij Bubka, dem ehemaligen ukrainischen Weltklasseathleten, wird vorgeworfen, Geschäfte mit den russischen Besatzungsbehörden gemacht zu haben. Dies geht aus Recherchen eines Investigativportals hervor, die in der Ukraine hohe Wellen schlugen. Und dies nicht nur wegen Bubkas sportlicher Verdienste.
    Der frühere Top-Leichtathlet war von 2005 bis 2022 auch Präsident des NOK der Ukraine. Nun wird nicht nur sein Rauswurf aus dem Verband gefordert, sondern auch die Aberkennung des ihm verliehenen Titels "Held der Ukraine". Als "das Ekelhafteste" bezeichnete der Skeletonfahrer Wladyslaw Heraskewytsch die Tatsache, dass Bubka den gleichen Ehrentitel habe wie die besten Soldaten des Landes.

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