Grand Slams: US-Männer im Tennis seit Jahrzehnten titellos

    Tennis-Grand-Slams:US-Männer seit zwei Jahrzehnten titellos

    von Heiko Oldörp
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    Die US-Männer dominierten lange das Männer-Tennis. Spieler wie Connors, McEnroe, Agassi, Sampras gewannen viele Grand Slams. Doch seit 20 Jahren geht nichts mehr. Gibt es Hoffnung?

    Frances Tiafoe Where
    Der US-Amerikaner Frances Tiafoe konnte im Vorjahr in Flushing Meadows zumindest das Halbfinale erreichen.
    Quelle: imago

    Frances Tiafoe machte es schnell. Nach 92 Minuten war sein Arbeitstag am Mittwoch beendet. 6:3, 6:1, 6:4 gewann der US-Amerikaner sein Zweitrunden-Match der US Open gegen den Österreicher Sebastian Ofner. "Ich mag leichte Siege. Auf in die nächste Runde", sagte Tiafoe.
    Was außer seines überzeugenden Auftritts noch auffiel: sein Shirt - ärmellos und knallbunt. Es hatte den Anschein, als wolle der 25-Jährige die Muskeln spielen lassen.

    Drei US-Amerikaner unter Top 15

    Und es wäre ja auch mal wieder an der Zeit, dass die US-Männer bei ihrem Heim-Grand Slam ein starkes Statement abgeben. 20 Jahre sind seit dem Triumph von Andy Roddick in Flushing Meadows 2003 vergangen. Was damals niemand ahnte: Es ist bis heute der letzte Grand Slam-Sieg eines US-Amerikaners geblieben. Die britische Tageszeitung "The Guardian" schreibt von "20 Jahren Dunkelheit".
    Ganz so düster sieht Tiafoe die Situation nicht. Er denke, dass das US-amerikanische Tennis gut dastehe, sagte er nach dem Sieg gegen Ofner. Es kommt vielleicht auf den Blickwinkel an. Mit dem Weltranglisten-Neunten, Taylor Fritz, Tiafoe als Zehntem und Tommy Paul an Postion 14 haben die USA drei Akteure unter den Top 15 der globalen Rangliste. Nur Russland hat genauso viele.

    Viele Talente, aber keinen Siegertypen

    In diesem Jahr standen auch schon mal zehn US-Amerikaner gleichzeitig in den Top 50 der Weltrangliste - das war zuletzt vor mehr als 20 Jahren der Fall. Doch die USA haben keinen, der Grand Slams gewinnen kann. Keinen Novak Djokovic - gut, wer hat den schon? Aber auch keinen, wie den spanischen Branchenprimus Carlos Alcaraz, der mit 20 Jahren bereits US-Open-Champion und Wimbledon-Sieger ist.
    Er hoffe, so Tiafoe, dass Fritz, Paul oder er selbst einen Grand Slam gewinnen können. Und er hoffe, "dass uns das hier bei den US Open gelingt". Tiafoe hatte im Vorjahr in Flushing Meadows zumindest das Halbfinale erreicht. Und er hat erlebt, wie die Euphorie mit jedem Sieg größer wurde.

    Tiafoe sorgt für starke TV-Quote

    Als er in der Vorschlussrunde Alcaraz in fünf Sätzen unterlag, entschuldige sich Tiafoe bei den Fans.

    Ich habe das Gefühl, dass ich euch alle enttäuscht habe.

    Frances Tiafoe nach seinem Ausscheiden in New York 2022

    Tiafoe war bei den US Open so weit gekommen, wie seit Roddicks Halbfinale 2006 kein US-Amerikaner mehr. Sein Aus verfolgten bei ESPN bis zu 3,6 Millionen Landsleute. Nur fünf mal seit Beginn der US Open-Übertragungen 2009 hatte der TV-Sender mehr Zuschauende.

    Goldene Vergangenheit

    Es sagt vieles über den Status quo des US-Herren-Tennis aus, wenn bereits das Halbfinale eines US-Amerikaners für gute Einschaltquoten sorgt. Denn einst waren die US-Profis Dauergäste in Grand Slam-Endspielen.
    Mehr noch: seit Beginn der Open Era 1968 hatten sie bis 1984 jedes Jahr mindestens einen Grand Slam gewonnen. Einzige Ausnahme: 1969. Arthur Ashe (3 Titel), Jimmy Connors (8 Titel) oder John McEnroe (7) wurden zu Legenden.

    Erfolgreichste Ära dank Agassi und Sampras

    Als die US-Amerikaner dann von 1985 bis 1988 leer ausgingen, galt das als Krise. Dann beendete Michael Chang bei den French Open 1989 die Titel-Tristesse - und leitete zugleich die erfolgreichste Zeit ein. Bis zu Roddicks US-Open-Sieg 2003 kamen die Gewinner in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York 28 Mal aus den USA.
    Das Gros der Trophäen holten Andre Agassi (8) und Pete Sampras (14). Beide standen mehr als ein Jahrzehnt lang auf der vom Wirtschaftsmagazin "Forbes" erstellten Liste der bestverdienenden Athleten der Welt ganz oben.

    McEnroe sieht kein Ende der Durststrecke

    Roddick war nicht nur der letzte US-Grand Slam-Champion, sondern 2009 in Wimbledon auch der letzte US-Amerikaner in einem Grand-Slam-Finale. Könnte das Warten in diesem Jahr enden? "Schwer vorstellbar", sagt John McEnroe.
    Natürlich würde sich der viermalige US-Open-Sieger freuen. Natürlich drückt er Tiafoe und Co die Daumen. Aber er ist eben auch Realist. Deshalb heißen seine Favoriten - wenig überraschend - Djokovic und Alcaraz.

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    :Was Sie zu den US Open wissen müssen

    In New York beginnt mit den US Open das vierte und letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres. 128 Frauen und 128 Männer kämpfen ab dem heutigen Montag um den Titel.
    von Elena Oser
    Alexander Zverev beim gemeinsamen Training mit Novak Djokovic.
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