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Tennis-Märchen in Australien:Lys: "Habe endlich die Mauer durchbrochen"
von Petra Philippsen
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Nach ihrem furiosen Achtelfinaleinzug in Melbourne beginnt für die 23-Jährige ein neues Tennis-Leben: erstmals in den Top 100 und mit 250.000 Euro Preisgeld in der Tasche.
Eva Lys spricht über ihren Erfolgslauf bei den Australian Open.25.01.2025 | 19:47 min
Melbourne war ihr großer Moment. Tennis-Profi Eva Lys stürmte als "Lucky Loser" bis ins Achtelfinale, das hatte es bei den Australian Open noch nie gegeben. Und eigentlich war die 23-Jährige in der Qualifikation des ersten Grand Slams des Jahres ja bereits ausgeschieden, aber mit Glück noch ins Hauptfeld gerutscht.
Ein bisschen Glück war dabei für "Lucky Lys", wie sie in Melbourne genannt wurde, doch hinter ihrem furiosen Lauf während der turbulenten Tage in Down Under steckte jahrelange harte Arbeit, für die sie sich nun endlich belohnt hatte.
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Erstmals in den Top 100
"Die Grand Slams sind das, wofür man Tennis spielt", sagt Lys im aktuellen sportstudio.
Denn ab Montag wird sie zum ersten Mal unter den Top 100 stehen, als Nummer 91. Dass sie mit ihrem Achtelfinaleinzug neben den Weltranglistenpunkten auch 250.000 Euro verdient hatte, war ihr gar nicht klar.
"Ich hatte keine Ahnung, ich wusste nur, was ich in der Qualifikation bekomme", sagt Lys. Und das ist Kleingeld im Vergleich. Für sie beginnt nun ein ganz anderes Leben. "Tennis ist eine sehr teure Sportart. Und wenn du nicht in den Top 100 stehst, hast du einfach Schwierigkeiten dich selbst zu finanzieren."
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Karriere-entscheidendes Erlebnis
Auch die ehemalige Top-Ten-Spielerin Andrea Petkovic ist sich sicher, dass Eva Lys gerade einen entscheidenden Punkt in ihrer Karriere erlebt hat. "Es ist unheimlich hart, sich im Tennis durchzusetzen. Deswegen ist ein großes Ergebnis mit vielen Weltranglistenpunkten und viel Geld wahnsinnig wichtig", erklärt sie.
Kopf stand Lys bisher im Wege
Lys kann ihr Tennis-Jahr jetzt ganz anders durchplanen, die Kosten sind komplett gedeckt und der finanzielle Druck ist raus. Bei den nächsten Grand Slams könnte sie sogar direkt im Hauptfeld stehen. Nur, weil die Top-100-Schallmauer durchbrochen ist.
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"Auf genau diesen Moment habe ich hingearbeitet", erzählt Lys. Doch bisher war sie daran gescheitert, weil ihr der Kopf im Wege stand. Sie spielt intelligentes Tennis, hatte ihr Abitur mit der Note 1,7 bestanden, hat einen wachen Verstand und zu vielen Themen eine klare Meinung. Doch dass sie sich im Tennis zu viele Gedanken macht, ist Fluch und Segen zugleich.
Denn dieses Mal hatte sie losgelassen, mit dem Turnier schon abgeschlossen, da sie ja in der Qualifikation verloren hatte. "Ich war mental eigentlich schon wieder zuhause. Unglaublich, dass es jetzt passiert ist."
Sind sogar die Top Ten möglich?
Lys ist in Kiew geboren, kam im Alter von zwei Jahren mit ihren Eltern aus der Ukraine nach Hamburg. Seither sind sie ihre Trainer "und meine größten Fans", sagt Lys. Dass ihr Vater Vladimir schon lange überzeugt ist, sie könne es in die Top Ten schaffen, kann sie selbst noch nicht lange glauben.
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Erfolgreich trotz schwerer Krankheit
Doch nicht nur ihr Kopf bremst sie mitunter aus, auch ihr Körper. Vor einem Jahr machte Lys öffentlich, dass sie seit 2020 an einer rheumatischen Autoimmunkrankheit leidet. "Ich möchte nicht, dass es als Schwäche angesehen wird", betont sie.
Ihren Turnierplan muss sie jedoch mehr dosieren als andere, "weil mein Körper öfter pausieren muss und das Wichtigste ist, dass ich ihm Zeit gebe." Auf Ernährung und Erholung muss Lys noch strenger achten.
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