Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye: Habe alles weggelächelt

    aktuelles sportstudio:Yemisi Ogunleye: Habe alles weggelächelt

    von Susanne Rohlfing
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    Die Kugelstoßerin beantwortet eine Frage von Zehnkämpfer Neugebauer und äußert wie er, Handballer Uscins und Basketballerin Greinacher Wünsche für ein besseres Sport-Deutschland.

    Yemisi Ogunleye, Sonja Greinacher, Renars Uscins und Leo Neugebauer bei Jochen Breyer im sportstudio
    Im aktuellen sportstudio blicken Yemisi Ogunleye, Renars Uscins, Leo Neugebauer und Sonja Greinacher zurück auf die Olympischen Spiele. Im Fokus auch: die Sportförderung.18.08.2024 | 35:05 min
    Das Lächeln vor ihrem goldenen Versuch hat selbst Leo Neugebauer fasziniert. "Was hat du da gedacht in dem Moment?", wollte der Olympiazweite im Zehnkampf am Samstagabend im "aktuellen sportstudio" von Kugelstoß-Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye wissen.

    Mein Ziel war, mir jetzt diese Goldmedaille zu schnappen.

    Yemisi Ogunleye, Kugelstoß-Olympiasiegerin

    Die 25-Jährige von der MTG Mannheim habe nochmal kurz gebetet und eine tiefe Zuversicht verspürt.

    Ogunleye: "Jetzt, jetzt ist mein Moment"

    "Als ich gelacht habe, habe ich alles losgelassen, alle Gedanken, alle vielleicht auch Ängste, wenn es jetzt doch nicht klappt. Ich habe einfach alles weggelächelt und gesagt: jetzt, jetzt ist mein Moment."
    Die Kugel landete bei 20,00 Metern, Ogunleye holte sich Gold und faszinierte anschließend mit ihrer Unbeschwertheit, ihrem Glauben an Gott und ihrem Können als Gospelsängerin, das sie bei einer Pressekonferenz aufblitzen ließ. Am Samstag war sie gemeinsam mit Neugebauer, Sonja Greinacher, die Gold im 3x3-Basketball gewann, und Renars Uscins, Topscorer und neuer Shootingstar der deutschen Handballer, zu Gast im "sportstudio".

    Wünsche für den deutschen Spitzensport

    Das Olympia-Quartett blickte auf die Erfolge von Paris und ungewöhnliche Momente bei den Sommerspielen zurück. Alle vier hatten aber auch Wünsche für den deutschen Spitzensport, dessen Zustand aktuell heiß diskutiert wird. 33 Medaillen und Platz zehn im Vergleich mit den übrigen Nationen sind die Fortschreibung eines seit der Wiedervereinigung andauernden Abwärtstrends.1992 in Barcelona wurden 82 Medaillen gewonnen und das deutsche Team stand auf Platz drei im Medaillenspiegel. 2012 in London waren es 44 Medaillen und Platz sechs.
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    Das hat zum einen etwas mit einer größeren Breite in der Spitze zu tun. Immer mehr Nationen forcieren den Hochleistungssport und haben das Medaillengewinnen für sich entdeckt. Zum anderen aber stellt sich die Frage, was besser laufen könnte im deutschen System Spitzensport. Unter Athleten, Trainern und Funktionären rumorte es hörbar in Paris. Wirklich zufrieden mit dem deutschen System scheint niemand mehr.
    Leo Neugebauer, der in Austin an der Universität von Texas studiert hat und auch künftig dort seinen Trainings- und Lebensmittelpunkt haben will, konzentrierte sich mit seinem Wunsch auf den zunehmenden Mangel an Nachwuchs im Spitzensport:

    Wir müssen uns an die jüngeren Leute wenden und sie dafür inspirieren, noch mal so richtig das Feuer dafür zu bekommen.

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    Mehr Anerkennung für Sport in der Gesellschaft gefordert

    Basketballerin und Sportsoldatin Sonja Greinacher wünschte sich mehr Anerkennung für den Sport in der Gesellschaft. Wenn sie gefragt werde, was sie beruflich mache, und dann sage, sie sei Leistungssportlerin, führe das häufig zu Verwirrung. "Wir müssten das Bewusstsein fördern, dass das wirklich eine Karriere ist", sagte Greinacher.
    Renars Uscins, gerade 22 Jahre alt und erfrischend Bescheiden im Umgang mit seinem herausragenden Anteil an der Silbermedaille der deutschen Handballer, monierte, dass freies Spielen in den Hallen für junge Talente kaum möglich sei, weil das in aller Regel von strengen Hausmeistern unterbunden werde. "Aber wir müssen die Jungs in die Halle kriegen, sollen die sich auch ohne Trainer bewegen und Spaß am Sport haben", sagte er. Werden Talente gefunden, müssten diese dann gezielt auch finanziell gefördert werden. "Für meine Eltern war das auch eine große finanzielle Aufgabe", erzählte Uscins: "Heutzutage ist alles so teuer, ich kann verstehen, wenn man da sagt: Konzentrier dich mal lieber auf die Schule."

    Ogunleye: Da ist auf jeden Fall Aufholarbeit nötig

    Yemisi Ogunleye stimmte dem Handballer zu, in die Jugend zu investieren, sei ein "superwichtiger Punkt". Und mehr Wertschätzung wünschte sie sich nicht nur für Sportlerinnen und Sportler, sondern auch für die Coaches. Sie arbeite seit zehn Jahren mit ihrer Trainerin Iris Manke-Reimers zusammen, "und sie macht all das ehrenamtlich. Wenn ich das mit anderen Nationen vergleiche, ist da auf jeden Fall Aufholarbeit nötig".

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