PotAS: Analysewerkzeug der Sportförderung in der Kritik

    Fördermittel für Sportverbände:Diskussionen um Analysesystem PotAS

    von Susanne Rohlfing
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    Mit PotAS sollte alles besser werden. Gezielte Förderung, mehr Medaillen, so der Plan. Doch Erfolgsvorhersagen bleiben schwierig, wie das Beispiel der Basketball-Weltmeister zeigt.

    Siegerehrung bei der Basketball-WM 2023.
    WM-Gold trotz niedriger Potenzial-Bewertung: die deutschen Basketballer.
    Quelle: Reuters

    Was als Rettung des deutschen Sports gedacht war, trägt einen sperrigen Namen und wird gerade hitzig diskutiert: Das Potenzialanalysesystem, kurz PotAS. Es ist eine Art Glaskugel, die einen Blick in die Zukunft der olympischen Sportarten ermöglichen soll, um Fördergelder punktgenau verteilen zu können.
    Wer hat die besten Aussichten, bei Olympischen Spielen Medaillen für Deutschland zu gewinnen? Zurückliegende Erfolge, Potenziale im Kader und Verbandsstrukturen werden als Indizien gewertet.
    Vor PotAS wurde das Geld des Bundes schlicht nach vergangener Medaillenausbeute verteilt. Das fanden viele nicht ausreichend gerecht, und zielführend war es auch nicht.
    Die olympische Erfolgskurve zeigt seit den Spielen von Barcelona 1992 abwärts. Ein Umdenken und Umlenken musste her, und so wurde die Spitzensportreform inklusive PotAS Ende 2016 von der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sport-Bundes (DOSB) mit 98,6 Prozent Zustimmung verabschiedet.

    Deutscher Sport im Abschwung?

    Allerdings ist vom erhofften Aufschwung bislang nichts zu spüren. In Tokio holten deutsche Sportlerinnen und Sportler 2021 nur noch 37 olympische Medaillen. Und es deutet nichts darauf hin, dass Paris 2024 deutlich besser werden könnte.
    In der olympischen Kernsportart Leichtathletik wurden die Deutschen gerade bei der WM in Budapest abgewatscht, der Deutschlandachter der Ruderer lahmt, manch andere Sportart ist ebenso eine Großbaustelle.
    Ein Lichtblick in der Düsternis sind die Basketballer mit ihrem sensationellen WM-Triumph. Zugleich hat der Erfolg Ingo Weiss, den Präsidenten des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) dazu veranlasst, PotAS harsch zu kritisieren. Weil der DBB nach der Potenzialanalyse mit Daten aus 2018 und 2019 auf dem letzten Platz gelandet ist. "Bei uns läuft es exzellent, obwohl PotAS uns kein Potenzial bescheinigt hat", sagte Weiss.

    Dadurch gehen uns jährlich 250.000 Euro verloren, das tut uns weh.

    Ingo Weiss, DBB-Präsident

    Urs Granacher, Vorsitzender der PotAS-Kommission, hält dagegen, dass den Basketball-Männern in der von Weiss kritisierten Analyse sehr wohl das höchstmögliche Kaderpotenzial zugewiesen worden sei. In der Gesamtbetrachtung mit Erfolgen und Struktur, auch bei den Frauen und den 3x3-Teams, spuckte die Glaskugel aber eine schlechte Platzierung aus.

    Deutliche Kritik von Robert Harting

    Diskus-Olympiasieger Robert Harting unterstützte via X (ehemals Twitter) die Kritik von Weiss: "Wenn Basketballer jetzt vom BMI oder ähnlicher politischen Ebene eingeladen werden, dann muss das zwingend der Tod für das Potas System sein."

    Posting von Robert Harting

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    Für Karl Quade, Vizepräsident Leistungssport im Deutschen Behindertensportverband (DBS) und zuletzt bis zu seiner Pensionierung im Bundesinnenministerium für "Internationale Sportangelegenheiten" zuständig, werden Fördergelder noch immer zu sehr "mit der Gießkanne" verteilt.
    Den WM-Erfolg der Basketballer erklärt er mit einer klaren Hierarchie im Team von Bundestrainer Gordon Herbert, sehr guten Betreuern und der Tatsache, dass jeder Spieler seine Rolle kenne. "Das alles wird in PotAS nicht erfasst", sagt Quade.

    Überarbeiten ja - abschaffen nein

    Ein Grund, das System infrage zu stellen, sei das alles aber nicht, findet Johannes Herber, Geschäftsführer des Interessenvereins "Athleten Deutschland" und selbst ehemaliger Basketball-Nationalspieler. Überarbeiten ja, abschaffen nein, lautet seine Devise.

    Die PotAS-Kommission behauptet ja nicht, dass sie Medaillen prognostizieren kann, sondern sie schafft eine Bewertungsgrundlage für die Förderung.

    Johannes Herber, Athleten Deutschland

    "Die Basketballer haben in den Jahren der Datenerhebung nicht geliefert, sie konnten in der Erfolgssäule nicht gut abschneiden", betont Herber. Dazu käme, dass sie auch in der Struktursäule schlecht gewesen seien. "Das muss man ihnen ankreiden."

    Athleten und Trainer besser unterstützen

    Grundsätzlich befürwortet der Athletenvertreter eine weniger medaillengetriebene Verteilung von Fördergeldern. Allerdings müsste die kleinste Einheit im System, bestehend aus Athlet und Trainer, noch besser unterstützt werden, findet Herber.

    Es muss anerkannt werden, dass Spitzensport ein Beruf ist und kein Hobby.

    Johannes Herber, Athleten Deutschland

    Athleten sollen unter die besten drei der Welt kommen, müssen sich aber teilweise Sorgen machen, ob sie am Ende des Monats noch genug Geld haben. Wie soll das klappen?"

    Analysesystem PotAS
    :Wie werden Fördermittel im Sport vergeben?

    Das Potenzialanalysesystem, kurz PotAS, dient seit 2016 als Grundlage für die Mittelvergabe an die olympischen Spitzenverbände. Was steckt dahinter?
    von Susanne Rohlfing
    Goldmedaille bei der Leichtathletik-WM 2023.
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