Segeln in Auckland: Team Germany mit Titanfoils und Talisman

Als Segelrevier ist Auckland legendär. Drei Mal war die "City of Sails" Gastgeberin für Regatten um die wichtigste Trophäe des Segelsports: den America’s Cup. Hier sind die aktuellen Cup-Verteidiger zu Hause: Peter Burling, Blair Tuke und das Emirates Team New Zealand.

Ihr Kernteam ist am Samstag und Sonntag im SailGP gefordert. (Die Rennen on demand sowie kurze Zusammenfassungen zu den beiden Renntagen gibt es bei zdfheute.de/sportstudio.de. In der Weltliga des Segelsports treten Burling und Co. als "Black Foils" für Neuseeland an, zählen in der fünften Saison zu den Top-Favoriten.

Die Kiwis hatten das erste Event der neuen Saison in Dubai gewonnen, wollen nun im Waitematā-Harbour vor ihren segelaffinen Fans glänzen. Elf Teams werden in Auckland an der Startlinie aufkreuzen. Zwölf Teams hätten es sein soll, doch muss Frankreich zuschauen, weil ein Problem mit dem Flügelsegel aufgetaucht ist. Das Team erhält aber Durchschnittspunkte.

Darunter ist das Germany SailGP Team von Unternehmer Thomas Riedel und dem viermaligen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel. Fahrer Erik Heil kennt Auckland sehr gut. Der Steuermann holte hier 2019 WM-Silber im olympischen 49er.

Ganz knapp musste sich Heil damals mit Vorschoter Thomas Plößel im Krimi-Finale nur einem Duo geschlagen geben: Die Olympiasieger Peter Burling und Blair Tuke holten die WM-Krone.

Ein Silber-Ergebnis ist für Erik Heil und sein Team im SailGP - noch - ein schwer erreichbarer Traum. Die Mehrheit der Konkurrenz ist viel länger in der Weltliga auf den rasenden F50-Katamaranen dabei als die Deutschen, die ihre zweite Saison bestreiten. Sie arbeiten am Aufstieg.

Eine spannende Neuerung für alle könnte helfen, den Erfahrungsrückstand auf Top-Teams wie Neuseeland, Australien oder Großbritannien zu verkürzen. In Auckland werden die baugleichen Boote erstmals nicht mehr mit L-Foils aus Kohlefaser, sondern mit T-Foils aus Titan und Kohlefaser gesegelt.

Die Buchstaben beschreiben die Form der Tragflächen, auf denen sich die Boote erheben und übers Wasser "fliegen". Die neuen T-Foils sollen die Rennboote gleichzeitig schneller und stabiler, die Rennen noch enger machen.

Bei Tests wurde der Liga-Speedrekord von 99,94 km/h von Team Kanada mit 101,98 km/h schon überboten - eine sagenhafte Geschwindigkeit für ein Wasserfahrzeug.

Erik Heil sagte: "Ich bin noch recht neutral, was die neuen Foils angeht." Sein erster Eindruck nach wenigen Trainingsstunden:

Heil vermutet, dass sich erfahrene America’s-Cup-Teams am schnellsten auf die neuen Foils einstellen können, weil sie schon mit T-Foils gearbeitet haben. Was wieder einen Vorteil fürs Establishment und womöglich auch die Neulinge aus Italien brächte, deren Steuerleute beim jüngsten Cup aktiv waren.

Der viermalige australische SailGP-Saisonsieger Tom Slingsby, der im Cup für die USA steuerte, sagte: "Wir hoffen, dass unsere Erfahrung und unser Foiling-Knowhow der letzten 15 Jahre unsere Fortschritte beschleunigen werden."

Der zweimalige Olympia-Dritte und Mediziner Erik Heil stand in seiner Karriere für viele Erfolge. Im SailGP ist er ein aufstrebender Herausforderer. Seit dem WM-Silber 2019 begleitet ihn an Land und auf dem Wasser der damals erhaltene neuseeländische "Greenstone". So auch an diesem Wochenende.

Dazu markiert der Auckland-Gipfel für Heils neuseeländischen Mitstreiter Will Tiller ein echtes Heimspiel, wenn das deutsche Team darum kämpft, von Platz neun im Saisonklassement weiter aufzusteigen.