SaiLGP: Höhenflüge und ein Crash im Hollywood-Revier

"Eine Regatta fühlt sich meist so gut an wie das letzte Rennen." Das sagt Fahrer Erik Heil vom Germany SailGP Team oft. Im Hollywood-Revier von Los Angeles konnte der deutsche Rennstall das Wochenende mit einem herausragenden zweiten Rang im siebten Lauf abschließen.

Nach den Rängen 8, 5, 7, 11, 7, 7 und 2 beendete die Mannschaft den SailGP-Gipfel in der ehemaligen und 2028 wiederkommenden Olympia-Metropole Los Angeles auf Platz sieben. Fahrer Erik Heil zog danach optimistisch Bilanz.

Der dreimalige Olympia-Dritte sagte nach der vierten von 14 Regatten in der fünften SailGP-Saison: "Es waren heute nochmal drei Rennen in sehr fordernden leichten Winden."

Vor allem der Höhenflug im letzten Lauf hat Erik Heils Crew nur eine Woche vor dem nächsten Event in San Francisco Mut gemacht: "Ich bin sehr happy, dass wir da mit einem guten Start noch einmal eine gute Platzierung herausfahren konnten."

Dazu trug als einzige Frau im deutschen Team Strategin Anna Barth aus Kiel noch intensiver bei als ohnehin erwartet. Weil bei leichten Winden nur vier- und nicht fünf- oder sechsköpfige Crews im Einsatz sind, muss die 20 Jahre junge Athletin zur Kraftgenerierung an Bord am Grinder kurbeln.

Sie ist gefordert, weil die anderen drei Positionen an Bord - Steuermann, Flügeltrimmer, Flight Controller - nicht flexibel sind und die beiden klassischen Grinder in der Minimalbesetzung fehlen. "Es war hart heute", berichtete die 1,69 Meter große Athletin, die zuletzt verstärkt im Gym für ihre Doppelfunktion als Strategin und am Grinder gearbeitet hat.

Anna Barth erklärt, warum es sogar doppelt hart war: "Wir hatten bis zuletzt die Unsicherheit, ob wir zu fünft oder zu viert segeln. Dadurch hatten wir nicht die richtigen Gänge für mich, sondern die harten Gänge drin."

So wurde das Kurbeln für die Powerfrau noch schwerer, doch sie biss sich durch. Für weniger erfahrene Liga-Teams wie die Deutschen bedeuten Leichtwind-Bedingungen weiter eine große Herausforderung.

Zwar konnte das Germany SailGP Team nach dem Strafpunktgewitter im Februar in Sydney im SailGP-Saisonklassement noch nicht die rote Schlusslicht-Laterne abgeben, doch sind die Strafpunkte bis auf minus zwei Zähler zusammengeschmolzen.

Zehn Regatten bleiben bis zum Saisonfinale im November in Abu Dhabi für den Wiederaufstieg. Den ersten SailGP-Sieg mit Steuermann und Doppel-Olympiasieger Giles Scott sicherte sich in Los Angeles Team Kanada vor den Favoriten aus Neuseeland und Australien.

Pech hatten in Los Angeles die Dänen. Das Team um Steuermann Nicolai Sehested crashte im ersten Rennen eine Wendemarke. Die Crew blieb beim Kollisionsschock unverletzt, doch eines der T-Foils, der Tragflächen, auf denen die Rennkatamarane übers Wasser fliegen, wurde beschädigt.

Für die Dänen war die Regatta damit beendet, bevor sie richtig begonnen hatte. Das Team ringt um eine zeitnahe Reparatur, um schon in einer Woche vor San Francisco wieder dabei zu sein.

Für Hochspannung hatten an Tag eins Doppel-Olympiasiegerin Martine Grael und ihr Team Mubadala Brasilien gesorgt. Als Liga-Neuzugang führten die Südamerikaner das dritte Rennen an, bevor sie auf dem Weg ins Ziel noch von Australien abgefangen wurden.

Martine Grael und ihr Team erreichten die Ziellinie als Zweite, verpassten den historischen ersten SailGP-Sieg einer Steuerfrau um nur eine Sekunde.