Olympia in Kriegszeiten: Härtetest für die Kraft des Sports
Olympia in Kriegszeiten:Härtetest für die friedliche Kraft des Sports
von Susanne Rohlfing
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Die Sommerspiele von Paris stehen bevor. Aber schwerwiegende Konflikte entzweien Menschen in unterschiedlichen Regionen der Welt. Kann der sportliche Wettbewerb sie vereinen?
Im Sport geht es um Rivalität. Darum, besser zu sein als der andere, den Gegner zu schlagen. Und doch heißt es, der Sport verbinde. Er baue Brücken, bringe die Menschen zusammen, egal, woher sie kommen, woran sie glauben, welcher Hautfarbe sie sind.
Das klingt paradox. Aktuell besonders. Die Olympischen Spiele in Paris stehen bevor. Gleichzeitig erschüttern uns Kriege, Hass und Hetze.
Das Streben nach dem Sieg vereint Sportler
"Im Wettkampf gibt man sein allerbestes, um seinen Nachbarn zu schlagen", sagt der Sportsoziologe und Philosoph Gunter Gebauer- "Das ist aber nicht gegen den Nachbarn gerichtet, sondern es richtet sich auf das Ziel. Und das Ziel hat man gemeinsam."
Es lautet: gewinnen. Dieses Streben nach demselben Ziel könne Leistungssportler vereinen, erklärt Gebauer.
Nach der mühsamen Olympia-Qualifikation hat sich der Deutschland-Achter für Paris viel vorgenommen. Die neu zusammengestellte Crew will das Tief von 2022 vergessen machen.05.04.2024 | 1:46 min
Respektvoller Umgang trotz Krieg - geht das?
In Paris werden Juden und Araber gegeneinander antreten. Und sehr wahrscheinlich auch Ukrainer und Russen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) will russischen Sportlern gestatten, als neutrale Athleten an den Spielen teilzunehmen - wenn sie den Krieg ihres Heimatlandes gegen die Ukraine in keiner Weise unterstützen.
Erbitterte Feinde in ihrer Heimat, aber respektvolle Konkurrenten auf der sportlichen Bühne? Geht das?
Sportliches Miteinander bei Makkabi Deutschland
In Deutschland macht der jüdische Sportverband Makkabi mit seinem Präsidenten Alon Meyer vor, wie es gehen kann. Juden und Muslime und Menschen anderer Religionen treiben hier unbeschwert Sport miteinander.
Die Kraft des Sports sei groß, sagt Meyer:
Ich glaube, dass man ihn von Grund auf, vom Amateurbereich bis hin zum Profibereich, positiv nutzen kann.
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Alon Meyer, Präsident des jüdischen Sportverbands Makkabi Deutschland
Olympischer Alltag kaum möglich
Über 400 Athleten und Trainer haben nach Angaben des ukrainische Sportministers im aktuellen Krieg mit Russland ihr Leben verloren. Unzählige Trainingsstätten der ukrainischen Spitzensportler wurden zerstört. Und jetzt sollen Ukrainer und Russen in Paris einen sportlichen Wettstreit gegeneinander austragen, sollen sich im olympischen Alltag begegnen und miteinander klarkommen?
Gebauer sieht das kritisch: "Wenn der andere jetzt Repräsentant eines feindlichen Systems ist, dann ist der Sport kein Brückenbauer mehr. Dann wird der Sport Gelegenheit, Feindseligkeiten auszutragen. Dann wird er eher eine ganz gefährliche Angelegenheit."
Sport bedeutet nicht nur körperliche Anstrengung, sondern steht auch für Rücksicht und Toleranz. Der Internationale Tag des Sports für Entwicklung und Frieden erinnert daran.
von Michaela Waldow und Benno Krieger
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Friedliches Sporteln abseits des Hochleistungsbereichs
Der Sport als Ausdruck von Systemkonkurrenz ist im Hochleistungsbereich ein althergebrachtes Phänomen, vor allem die Olympia-Boykotte von Moskau 1980 und Los Angeles 1984 erinnern daran. Fernab der sportlichen Weltbühne scheint es einfacher, die verbindende Kraft des Sports zu nutzen.
Auf Vereinsebene gibt es immer wieder engagierte Trainer, Übungsleiter, Organisatoren, die Menschen zusammenbringen, die viel übereinander denken, oft aber wenig miteinander zu tun haben. Da wird miteinander gesportelt, unabhängig von Politik, Religion und Nationalität.
Waffenruhe in der Ukraine während der Olympischen Spiele? Für Macrons Vorschlag zeigt sich Kremlchef Putin offen. Man werde allerdings von "der Lage auf dem Schlachtfeld ausgehen".
mit Video
Kinder äußern selten Bedenken
Vor allem im Nachwuchsbereich klappt das offenbar sehr gut, so berichten es engagierte Trainer und Funktionäre wie Alon Meyer. Ressentiments würden wenn überhaupt von Erwachsenen vorgetragen, Kinder und Jugendliche äußern so gut wie nie Bedenken.
Wenn ein Ball rollt, rennen sie, auch wenn der Trainer ein "schwarzer Mann" ist wie Candido Mahoche, der 1980 aus Mosambik in die DDR einwanderte und heute in der Nähe von Dresden Integrationsbeauftragter beim SC Freital ist. Er nennt sich selbst "schwarzer Mann" und lacht viel. Dass er die verbindende Kraft des Sports nutzen kann, nimmt man ihm sofort ab.
IOC betont die Kraft des Sports
Dass das bei Olympia genauso gut klappt, darf wohl eher bezweifelt werden, auch wenn das IOC in einer aktuellen Meldung betont: "Der Sport und die Olympischen Spiele von Paris 2024 in diesem Sommer können eine besondere und kraftvolle Rolle dabei spielen, die Welt im friedlichen Wettstreit zu vereinen und Gesellschaften inklusiver werden zu lassen."
Deutschland und Frankreich sagen dem Terrorismus gemeinsam den Kampf an - und wollen zur Fußball-EM und den Olympischen Spielen ihre Zusammenarbeit verstärken.
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