Weikert im sportstudio: Neue deutsche Olympia-Bewerbung

    DOSB-Chef im sportstudio :Weikert will neue deutsche Olympia-Bewerbung

    von Lars Becker
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    DOSB-Präsident Thomas Weikert setzt sich im ZDF-Sportstudio für eine deutsche Olympia-Bewerbung für 2036 und 2040 ein. Doch es bleiben viele Fragezeichen.

    Trotz sieben gescheiterten Bewerbungen in Serie will der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die Olympischen Spiele wieder nach Deutschland holen. Das unterstrich DOSB-Präsident Thomas Weikert im sportstudio, nachdem sich die Mitgliederversammlung in Frankfurt einstimmig für die Erarbeitung eines Konzeptes für eine neue deutsche Olympia-Bewerbung ausgesprochen hatte.

    Wir haben den Prozess ganz anders gestartet wie in den letzten Jahren. Nicht das Wo und Wie steht im Mittelpunkt, sondern warum wollen wir die Olympischen und Paralympischen Spiele in Deutschland haben.

    Thomas Weikert, DOSB-Präsident

    In Betracht kämen dafür die Sommerspiele 2036 und 2040 - aber auch die Winterspiele 2038 oder 2042 seien eine mögliche Option. Für die Sommerspiele 2036 allerdings sind Indien und Katar klare Favoriten für die Vergabe beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC). Und für die Winterspiele 2038 hat das IOC bereits die Schweiz als Ausrichter im Auge.

    Im Sommer werden deutsche Bewerber-Regionen festgelegt

    Das ficht Weikert jedoch nicht an:

    Wir werden eine vernünftige und bescheidene Bewerbung abliefern und sind uns klar, dass es möglich ist, dass der erste Anlauf nicht gelingt.

    Thomas Weikert, DOSB-Präsident

    Als mögliche deutsche Ausrichter für Sommerspiele stehen Berlin, München, die Region Rhein-Ruhr, Hamburg und Leipzig bereit. Im Rahmen der Erarbeitung eines Bewerbungs-Konzepts, das voraussichtlich im Sommer 2024 vorgestellt werden soll, will man sich auf die finalen deutschen Bewerber-Regionen festlegen.
    Da man aus Gründen der Nachhaltigkeit keine neuen Sportstätten bauen wolle, ist laut Weikert eine Kombination aus zwei Städten bzw. Regionen am wahrscheinlichsten. Das macht Berlin bzw. München mit ihren Olympiastadien zu leichten Favoriten im Bewerberrennen.

    Finanzierung der nächsten Schritte für Olympia-Bewerbung unklar

    Dass die letzten beiden deutschen Olympia-Bewerbungen von München und Hamburg jeweils am Bürgerwillen gescheitert seien, sieht Weikert nicht als Hindernis: "Es sind viele Fehler gemacht worden, die wir nicht machen wollen." Wenn man sich im Rahmen des anstehenden Auswahlprozesses für Bewerberstädte entschieden habe, werde man dort von vornherein Bürgerbefragungen durchführen. Laut Weikert lägen die Zustimmungsraten derzeit bei "55 bis 70 Prozent - Tendenz steigend."
    Unklar ist allerdings, wie die nächsten Schritte für die Olympia-Bewerbung finanziert werden sollen. Nach ZDF-Informationen liegen die vom Bund zugesagten 1,5 Millionen Euro wegen der derzeitigen Haushaltsperre auf Eis. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kündigte vor den DOSB-Mitgliedern ganz allgemein an, dass man den "DOSB bei einer starken und glaubwürdigen Olympia-Bewerbung unterstützen" werde.

    Weikert: Die Welt verändert sich. Auch ukrainische Sportler dürfen teilnehmen

    Faeser steht allerdings auch für die klare Linie der Bundesregierung, dass man russischen und belarussischen Sportlern wegen des Ukraine-Kriegs die Einreise verweigern will. Genau das wäre jedoch derzeit der Todesstoß für eine deutsche Olympia-Bewerbung - denn das IOC kann Olympische Spiele laut ihres deutschen Präsidenten Thomas Bach nur dorthin vergeben, "wo unsere Regeln befolgt werden". Bach will jedoch wegen der "verbindenden Kraft des Sports" einen Start russischer und belarussischer Sportler unter neutraler Flagge schon bei Olympia 2024 in Paris.
    Weikert, der sich im März noch für einen Komplett-Ausschluss der in den Angriffskrieg verwickelten Nationen ausgesprochen hatte, schlägt sich wegen der deutschen Olympia-Bewerbung jetzt auf die IOC-Seite: "Die Welt verändert sich. Auch ukrainische Sportler dürfen teilnehmen."
    Wenn russische und belarussische Sportler weder Waffenträger seien noch in Doping-Probleme verwickelt seien, käme ein Start in Frage. Ein überraschender Richtungswechsel, der bei vielen im DOSB trotz der einstimmigen Zustimmung für eine neue deutsche Olympia-Bewerbung für jede Menge Kopfschütteln sorgt.