Olympia 2024: Anti-Doping-Chef im ZDF: Keine sauberen Spiele
Doping-Jäger im ZDF-Gespräch:Doping bei Olympia: Keine sauberen Spiele?
von M. Harm und J. Schneider
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Die "Athletics Integrity Unit" hat mit ihren Doping-Tests zahlreiche Stars der Leichtathletik überführt, gilt als unabhängig und strikt. Doch sauber sei Olympia darum noch nicht.
Während der Olympischen Spiele in Paris wurde bislang eine Handvoll Athleten von der International Testing Agency (ITA) positiv getestet.
Vor den Spielen hatte die ITA laut eigenen Angaben im sogenannten "Pre-Testing Programme" 32.600 Proben genommen - davon waren 85 positiv, also 0,26 Prozent.
Tests der ITA ein Erfolg im Kampf gegen Doping?
Die ITA, die seit 2018 vor und bei Olympischen Spielen im Auftrag des IOC Tests durchführt, wertet das auf der eigenen Homepage als Erfolg im Kampf für sauberen Sport.
Dort ebenfalls notiert: Von den 10.500 Teilnehmern wurden zwölf Prozent vor den Olympischen Spielen kein einziges Mal kontrolliert. Und Beobachter mahnen: Nur eine geringe Prozentzahl der Tests werden etwa auf bekannte Blutdoping-Mittel wie EPO getestet.
Rund 1.000 Personen sind laut ITA für die Organisation, Administration, Durchführung und Analyse der Dopingtests im Pariser Labor im Einsatz. Brett Clothier, der Geschäftsführer der "Athletics Integrity Unit" (AIU), die über das Jahr in der Leichtathletik eigens testet, will sich von den wenigen positiven Tests nicht blenden lassen. Im Gespräch mit dem ZDF findet er deutliche Worte: "Doping ist ein riesiges Problem - man kann nicht von sauberen Spielen sprechen."
Diese Aussage konterkariert die offiziellen Zahlen. Doch Clothier spricht aus Erfahrung, sein Team unterstützt sogar die ITA in Paris.
Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes deckte Doper
Nach zahlreichen Skandalen rund um den früheren Präsidenten des Leichtathletik-Weltverbandes, Lamine Diack, der jahrelang positive Testergebnisse von Athleten vertuschte und dafür von Sportlern und Verbänden Unsummen kassierte, war die Gründung der AIU ein Versuch, das zerstörte Image der Leichtathletik zu verbessern.
Geschäftsführer Clothier, Vorstandsvorsitzender David Howman und das Team dieser Agentur haben seit 2019 etwas Vertrauen geschaffen. Fast 600 Doper in der Leichtathletik erwischte die Agentur seitdem, brachte große Namen wie Stabhochsprung-Olympiasieger Thiago Braz und 10.000-Meter-Läufer Rhonex Kipruto zu Fall.
Der Kenianer gewann Bronze bei der WM 2019 - und wurde nun für sechs Jahre ausgeschlossen. Vor allem in Kenia hat die Agentur versucht, aufzuräumen, zuletzt immer mehr Betrüger erwischt, dort ein eigenes Labor eröffnet.
Kampf gegen Doping: "Wir mussten radikal sein"
"Wir mussten radikal sein. Der Verband hat 2019 mit World Athletics nicht nur einen neuen Namen und ein neues Logo bekommen, sondern auch eine wirklich unabhängige Agentur, die sich des Anti-Dopingkampfes mit eigenen Ermittlern, eigenen Strukturen annimmt", erklärt Howman im ZDF.
Während das IOC beispielsweise eine Aufsichtratsposition bei der ITA hat, oder der Tennisweltverband ITF und die vier Grand-Slam-Turniere die Tennis-Tests der ITA mitfinanzieren und bestimmen, soll der Grad der Unabhängigkeit der AIU größer sein.
Der Hauptsitz und die Büros sind zwar wie der Weltverband ebenfalls in Monte Carlo - und der Weltverband finanziert die Agentur mit zwölf Millionen US-Dollar. Jedoch untersteht Geschäftsführer Clothier nicht dem derzeitigen Leiter des Welt-Leichtathletik-Verbandes, Sebastian Coe, sondern einem separaten Vorstand.
Dadurch soll sichergestellt werden, dass die derzeitige Führung der Leichtathletik nur wenig Einfluss auf die Aktivitäten der Antidoping-Organisation hat. Die vielen bis zum Ende verfolgten Fälle sprechen für die Arbeit der Agentur.
Unangekündigte Tests versprechen Erfolg
"Was ganz entscheidend ist: Du musst die Athleten unangekündigt und ohne Vorwarnung im Training oder zu Hause überprüfen, sie dürfen keine Luft zum Atmen haben. Und wir haben unser Netz sehr gut ausgebaut. Ich würde sagen, es ist das Beste auf der Welt", sagt Clothier.
Mutmaßliche Doper, das wissen Clothier und seine Mitstreiter, starten wohl dennoch bei den Leichtathletik-Wettkämpfen in Paris. Es ist für sein Team ein Kampf gegen immer neue Methoden und kürzere Nachweisbarkeit der Dopingmittel im Körper der Athleten.
Quelle: Reuters
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