Schweiz-Keeper in Topform: Portner will DHB-Team entnerven
Schweiz-Keeper bei WM in Topform:Wie Portner die Deutschen entnerven will
von Erik Eggers
|
Der Schweizer Nikola Portner musste schwere Tiefschläge verarbeiten. Rechtzeitig zur Handball-WM ist der Torhüter des heutigen DHB-Gegners in Topform.
Nikola Portner will sich im Tor der Schweizer den deutschen Werfern entgegenstellen.
Quelle: dpa
Der Mann, der tausend Arme und Beine zu haben schien, ballte die Fäuste und strahlte grimmige Entschlossenheit aus. Immer wieder brachte Nikola Portner im ersten Vorrundenspiel der Schweiz gegen Tschechien bei der Handball-WM irgendeinen Teil seines Körpers zwischen Werfer und Tor und feierte danach seine fantastischen Paraden.
Vor allem ihn gilt es im zweiten Vorrundenspiel der DHB-Auswahl am Abend (Anpfiff 20.30 Uhr / ab 20.15 Uhr live im ZDF) zu überwinden.
Tschechien und die Schweiz haben sich zu ihrem WM-Auftakt ein enges Spiel geliefert - mit dem passendes Ergebnis. Die Teams trennten sich leistungsgerecht 17:17.15.01.2025 | 4:17 min
Der Torwart war jedenfalls der Protagonist beim 17:17-Auftaktremis, das den Schweizern in der Vorrundengruppe A in Herning alle Möglichkeiten offenhält. 47 Prozent aller Würfe, viele davon aus der Nahwurfzone, hielt der 31-Jährige - ein Wert auf Weltklasse-Niveau. Dementsprechend positiv fiel auch das Lob von Schweiz-Coach Andy Schmid aus:
Vor der nächsten Partie gegen Deutschland, das mit einem 35:28-Sieg gegen Polen startete, gaben sich die Schweizer indes demütig. "Wenn alles normal läuft, haben wir keine Chance", hatte Coach Schmid vor der WM erklärt. Ein "unglaubliches Team" nennt Goalie Portner, der sein Geld beim SC Magdeburg verdient, die Deutschen. "Ich traue ihnen sogar zu, Weltmeister zu werden."
Die deutschen Handballer sind erfolgreich in die WM gestartet. Das Team von Alfred Gislason setzte sich nach anfänglicher Mühe am Ende souverän gegen das Team aus Polen durch.15.01.2025 | 5:57 min
Nicht nur insofern betrachtet Portner sein Team als krassen Außenseiter. Die Eidgenossen haben vor dem Turnier ihren besten Mann, Regisseur Manuel Zehnder, durch eine Verletzung verloren. Und auch ihr zweitbester Spielmacher Jonas Schelker steht nicht zur Verfügung. Natürlich fehle Zehnder, ihr Unterschiedsspieler, sagte Portner nach der Auftaktpartie. "Aber es ist, wie es ist. Es hilft ja nicht zu jammern."
Schweizern fehlt im Angriff ein Unterschiedsspieler
Das freilich sind Sätze, mit denen der Keeper auch jenen Tiefschlag reflektieren könnte, der im Frühjahr 2024 seine Karriere bedrohte. Da war der Profi des SC Magdeburg, der mit unfasslichen Paraden den SCM zum Champions-League-Sieg 2023 verholfen hatte und der als Mustersportler betrachtet wurde, positiv auf die Substanz Methamphetamin getestet worden. Chrystal Meth im Handball: Das produzierte Schlagzeilen ohne Ende.
Seit Saisonstart darf er wieder aufs Parkett. Doch das Verfahren läuft immer noch, es liegt inzwischen beim Internationalen Sportgerichtshof.
Portner hat nun der "Neuen Zürcher Zeitung" berichtet, wie er lernte, mit der Ungewissheit in der heiklen Causa umzugehen.
Düstere Gedanken im Kopf
In Magdeburg auf einer Laufrunde habe er einen Obdachlosen gesehen. "Da hat es im Kopf klick gemacht. Ich habe gemerkt, dass es mir gutgeht." Die Option einer weiteren Sperre habe er einfach abgeschaltet.
Er sei dankbar über seine Familie - im Herbst ist Portner das zweite Mal Vater geworden. Wie fragil das Glück zuweilen ist, hatte er 2020 erfahren müssen: Da starb Vater Zlatko, der Regisseur der legendären jugoslawischen Weltmeister von 1986 und sein enger Wegbegleiter, jung an einem Herzinfarkt. "Sein Verlust war schlimmer als alles andere", sagt Portner über diesen Schicksalsschlag.
Der Medaillentraum von Portner lebt
Die sagenhafte Laufbahn seines Vaters lehrte ihn, sich große Ziele zu setzen. Auf Klubebene, mit dem SCM, hat er schon Überragendes erreicht. Aber auch mit der Schweiz hegt er große Ambitionen.
Das wird vermutlich aufgrund der Verletztenliste an dieser WM nicht gelingen. Und auch gegen Deutschland ging die Schweiz zuletzt zweimal unter, im EM-Auftaktmatch vor einem Jahr in Düsseldorf (14:27) und in der EM-Qualifikation im November (26:35). Und doch gab sich Portner, die Schweizer Hoffnung, vor der WM für das Duell gegen die Deutschen kampfeslustig: