Frühes Endspiel: DHB-Frauen gegen Island mächtig unter Druck

    Frühes Endspiel bei Handball-EM:DHB-Frauen gegen Island mächtig unter Druck

    von Erik Eggers
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    Nach der Pleite gegen die Niederlande stehen die deutschen Handballerinnen früh unter Druck. Gegen Island geht es um den Einzug in die EM-Hauptrunde.

    Handball EM Frauen - Vorrunde Gruppe F - Niederlande - Deutschland
    Enttäuschte DHB-Frauen nach der Niederlage gegen die Niederlande.
    Quelle: Imago

    Ein gequältes Lächeln. Das war die körperliche Reaktion des Bundestrainers auf die Frage, ob ihn die 22:29-Niederlage gegen die Niederlande am Sonntagabend in Innsbruck um den Schlaf gebracht habe. Es kreisten dann schon viele Gedanken im Kopf, bekannte Markus Gaugisch am Tag nach dem sportlichen Desaster. Aber das zu verarbeiten, gehöre ja zum Job.
    Jedenfalls stehen die deutschen Handballerinnen nun bei der 16. EM viel früher unter Druck als angenommen, da im abschließenden Vorrundenspiel gegen Island (Dienstag, 20.30 Uhr) nun unbedingt ein Sieg für den Einzug in die Hauptrunde nötig ist. Gelänge das nicht, wäre das ein veritables Desaster ein Jahr vor der Heim-WM, die im Dezember 2025 dem deutschen Frauenhandball einen neuen Schub geben sollte.
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    Charaktertest für Trainer und Team

    Es gehe nicht um das Turnier in einem Jahr, betonte indes der neue Sportvorstand des Deutschen Handballbundes (DHB), Ingo Meckes. "Es geht allein darum, zu bestehen", sagte er und rief ein "kleines Endspiel" und einen "Charaktertest" aus. Das dürfte genauso gelten für den Bundestrainer, der sich erschreckend ratlos präsentierte.
    Dabei hatte seine Auswahl die Niederländerinnen zunächst klar dominiert und nach zwölf Minuten mit 10:4 geführt. Die große Zuversicht, die Trainer und Spielerinnen vor dem Turnier geäußert hatten, schien berechtigt. Aber der Rest der Partie bewies, wie fragil diese Mannschaft immer noch ist - und dass dieses Team tatsächlich unter dem Bundestrainer keinen Schritt vorangekommen ist.

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    Kollaps im Angriff

    Emily Bölk & Co. kollabierten förmlich in der Folge gegen einen Gegner, der auf seine zwei besten Profis (Kelly Dulfer und Estevana Polman) verzichtet hatte. Insbesondere der Angriff, in dem die Newcomerin Nina Engel (Bensheim) noch die Beste war, hatte keine Lösungen parat. Immer wieder verzettelte sich der deutsche Positionsangriff durch leicht zu verteidigende Soloaktionen.
    Ihr Team habe "die Ruhe verloren", klagte nach dem Spiel die Ludwigsburgerin Xenia Smits. Noch bemerkenswerter war die Analyse der Regisseurin Alina Grijseels. Ihre Mannschaft habe in der zweiten Halbzeit "nicht strukturiert genug" gespielt, sagte die Rechtshänderin. Zwar sei das Turnier noch nicht zu Ende. "Aber natürlich ist das sehr enttäuschend."
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    Grijseels kritisiert fehlende Struktur

    Für die Struktur im Team ist naturgemäß der Trainer zuständig. Aber Gaugisch war, zum wiederholten Male, während der Partie nicht dazu in der Lage, dem Spiel durch taktische Maßnahmen eine neue Statik zu verleihen. Als tags darauf die Frage kam, ob er für den totalen Einbruch nun eine Erklärung habe, sagte er: "Nein, habe ich nicht." Stattdessen verwies er darauf, dass das Tempospiel und die Individualität beim Gegner höher seien.
    Dabei verfügt das Gerüst seines Teams ebenfalls über viel Erfahrung in der Champions League. Und wenn sein Team selbst kein Tempospiel im Repertoire hat, das zu den Kernelementen des modernen Handballs gehört, dann ist dafür auch der Coach verantwortlich, der vor den wendigen isländischen Rückraumspielerinnen warnte. "Man darf sie nicht unterschätzen", sagte auch Smits.
    Handball, Frauen-EM, Deutschland - Ukraine: Emily Bölk (M.) beim Torwurf. Links Kateryna Kozak, rechts Iryna Kompaniiets.
    Die deutschen Handballerinnen sind mit einem 30:17-Sieg gegen die Ukraine in die EM gestartet. Alina Grijseels war mit sechs Toren beste Werferin für die DHB-Auswahl, die am Sonntag auf die Niederlande trifft.29.11.2024 | 2:57 min

    Wackelt der Trainerstuhl?

    Selbst bei einem Hauptrundeneinzug dürfte der Stuhl des Trainers nach der Euro wackeln. Denn dann würde die DHB-Auswahl mit einer Hypothek von 0:2-Punkten nach Wien reisen. Und angesichts der mentalen Zerbrechlichkeit von Bölk & Co. erscheinen Siege gegen die Topfavoritinnen aus Dänemark und Norwegen fast unmöglich. Der Traum vom ersten Halbfinale bei einer Euro seit 2008 ist jedenfalls in weite Ferne gerückt.

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    Quelle: Reuters

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