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25 Jahre nach der Fußball-WM 98:Die Schande von Lens
von Tibor Meingast
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Deutsche Hooligans prügelten bei der Fußball-WM 1998 in Frankreich einen Gendarmen fast tot. Ein Blick zurück auf eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte des DFB.
Es sind Sätze, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. "Wie elektrisiert habe auch ich zugetreten. Es war nicht geplant. Es war halt so, als trete man gegen einen Fußball", steht in den Akten. Und: "Wenn der Bann gebrochen ist, ist es schwer, sich noch einmal zu kontrollieren."
1998: Deutsche Hooligans wüten in Lens
Aussagen von Tätern über ihren Anschlag auf den französischen Polizisten Daniel Nivel, bei dem sie ihm schwere Kopfverletzungen zufügten. "Das war zutiefst schockierend", erinnert sich DFB-Präsident Bernd Neuendorf zum 25. Jahrestag des Attentats.
Es ist und bleibt eines der dunkelsten Kapitel im deutschen Fußball.
DFB-Präsident Bernd Neuendorf
Am 21. Juni 1998 randalierten etwa 700 deutsche Hooligans in der kleinen nordfranzösischen Stadt Lens. Es flogen Tische und Stühle, Autos und Fensterscheiben wurden demoliert.
Fan reist aus Vorsicht ab
"Die Atmosphäre war sehr aggressiv", sagt Burkhard Mathiak, damals Fanbetreuer von Schalke 04, erfahren im Umgang mit gewaltbereiten Fußballanhängern und keineswegs ängstlich.
Er war privat in Lens, ließ seine Eintrittskarte für das Spiel Deutschland gegen Jugoslawien aber verfallen, weil es ihm "auch am Stadion zu gefährlich war", und reiste nach Hause.
Ankündigungen aus der Szene
"Die Atmosphäre war sehr aufgeheizt", erinnert sich Mathiak. "Es gab große Ankündigungen aus der Hooliganszene, die das Spiel als Highlight der Vorrunde ansah. Die Jugoslawen galten als adäquate Gegner" - für eine angestrebte Massenschlägerei.
Doch viele jugoslawische Hooligans wurden an der Grenze festgesetzt. So wurde die Polizei Ziel der Angriffe von vielen aggressiven Randalierern.
50 deutsche Männer treffen auf drei Polizisten
Eine Gruppe von etwa 50 Männern aus Deutschland traf nach dem mit 2:2 beendeten Spiel in einer Nebenstraße auf drei Gendarmen, die bis auf Tränengasgewehre unbewaffnet waren, darunter Daniel Nivel.
Ein Angreifer stieß Nivel zu Boden, der dabei seinen Helm verlor. Ein halbes Dutzend Männer trat und schlug dann den wehrlos auf dem Bürgersteig liegenden Gendarmen Nivel, teilweise mit einer Werbetafel aus Holz und dem Aufsatz seines Tränengasgewehrs.
Lebensgefährliche Verletzungen bei Nivel
Nivel wurde lebensbedrohlich verletzt. Die beiden anderen Gendarmen konnten sich zurückziehen und eine Tränengasgranate abfeuern. Nach dem lauten Knall flüchteten die Hooligans. Die Gewaltorgie hatte nur etwa eine Minute gedauert.
Eine wirkliche Schande für unser Land.
Der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl
Daniel Nivel, damals 43 Jahre alt, verheiratet, Vater zweier Kinder, lag sechs Wochen lang im Koma und ist heute stark behindert. Er kann nur noch sehr schlecht sehen, nicht riechen und schmecken und lernte nach langer Rehabilitation nur sehr mühsam sprechen.
Nivels Frau: "Sie haben sein Leben zerstört"
Sein Frau Lorette Nivel meinte über die Täter: "Sie haben sein Leben zerstört und unserer Familie endloses Leid zugefügt." Sechs Angreifer wurden dafür später zu Gefängnisstrafen zwischen drei und zehn Jahren verurteilt. Fanbetreuer Mathiak war vor Gericht ein wichtiger Zeuge.
"Die Ereignisse in Lens waren sicherlich eine Zäsur in der Sicherheitssystematik und der Netzwerkarbeit für Fußball", bilanziert Hendrik Grosse-Lefert, Sicherheitschef des DFB. Die Zusammenarbeit von Behörden, Verbänden und Klubs wurde seit 1998 sehr verbessert.
Bild aus dem Jahr 2018: Daniel Nivel (l.) und Außenminister Heiko Maas (SPD).
Quelle: Xander Heinl/Xander Heinl/photothek.net/dpa
DFB gründet Stiftung
Die vom DFB wenig später gründete Daniel-Nivel-Stiftung unterstützt den früheren Gendarmen finanziell und fördert außerdem Projekte zum respektvollen Umgang von Fans und Polizei. Mehrmals war das Ehepaar Nivel bei deutschen Länderspielen zu Gast und hat auch die Einladung zum Spiel Deutschland - Frankreich im September in Dortmund angenommen.
DFB-Präsident Neuendorf dient das Attentat vor 25 Jahren weiter als Mahnung: "Wir als DFB müssen weiter alle Anstrengungen unternehmen gegen Gewalt und für friedliche Fußballfeste. Das ist, wofür wir stehen und mit Daniel Nivel zusammenarbeiten."
Gewalt im Fußball
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