Betrugsprozess: Freispruch für Blatter und Platini bleibt

    Berufung im Betrugsprozess:Freisprüche für Blatter und Platini bleiben

    von Christoph Schneider
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    Erfolg für Blatter und Platini: Im FIFA-Betrugsprozess hat ein Schweizer Gericht den Freispruch für die einst mächtigsten Männer des Weltfußballs bestätigt.

    Joseph (Sepp) Blatter, aufgenommen am 25.03.2025
    Erfolg für Joseph Blatter und Michel Platini: Im FIFA-Korruptionsprozess hat ein Schweizer Gericht den Freispruch für die einst mächtigsten Männer des Weltfußballs bestätigt.25.03.2025 | 3:24 min
    Es dauerte ein bisschen, bis die ersten Meldungen am Vormittag die Runde machten. Joseph S. Blatter, 89 Jahre alt, ehemaliger FIFA-Präsident und Michel Platini, 69 Jahre alt, Ex-Präsident der UEFA, werden freigesprochen. Dieses Urteil wurde von der ausgelosten Berufungskammer des Bundesstrafgerichts im schweizerischen Muttenz verkündet.
    Damit sind die langjährigen führenden Vertreter des Weltfußballs und des europäischen Fußballs im aufsehenerregenden FIFA-Betrugsprozess zum zweiten Mal freigesprochen worden.

    Umstrittene Zahlung von Blatter an Platini

    Es ging um eine nach wie vor umstrittene Zahlung, die FIFA-Präsident Blatter einst 2011 an Michel Platini angewiesen hatte. Ein Beraterhonorar für den Anfang von Platinis Tätigkeiten von 1998 bis 2002 sollte es sein, das der Franzose einforderte und das umgehend nach der Forderung auch angewiesen wurde.
    Bekannt wurde diese Zahlung nach strafrechtlichen Ermittlungen gegen die FIFA 2015, bei denen in der FIFA-Zentrale eine Fülle an Material sichergestellt wurde. Diese Ermittlungen führten auch dazu, dass Joseph Blatter als FIFA-Präsident vorzeitig zurücktrat und sein designierter Nachfolger Michel Platini für das Amt nicht mehr in Frage kam.
    FIFA-Präsident Joseph Sepp Blatter (SUI) mit Uefa-Präsident Michel Platini (FRA) 2014 auf der Ehrentribüne. (Archivbild)
    2014 noch mächtige Fußball-Funktionäre: FIFA-Präsident Joseph Sepp Blatter (links) und UEFA-Präsident Michel Platini. (Archivbild)
    Quelle: imago

    Bundesstrafgericht sprach Blatter und Platini frei

    2022 sprach eine Strafkammer des Bundesstrafgerichts die Angeklagten jedoch frei. Von den Anklagevorwürfen Betrug, Untreue und Urkundenfälschung blieb nichts übrig. Es habe zwar keine schriftlichen Vereinbarungen gegeben, führte die Strafkammer Anfang Juli 2022 aus, wohl aber einen mündlichen Vertrag zwischen Blatter und Platini, der genauso gültig und erfüllbar sei.
    Doch die Bundesanwaltschaft der Schweiz mit Sitz in Bern legte dagegen Berufung ein, wollte die beiden Angeklagten verurteilt sehen. Wie schon im Verfahren vor der Strafkammer forderte Bundesanwalt Thomas Hildbrand für beide Freiheitsstrafen von je einem Jahr und acht Monaten auf Bewährung. Der Ankläger beurteilte die Begründung der Strafkammer als "haarsträubend" und "fadenscheinig".
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    Doch die außerordentliche Berufungskammer des Bundesstrafgerichts unter dem Vorsitz von Roland Hofmann (Präsident des Kantonsgerichts Basel-Landschaft), Marc Siegwart (Präsident des Obergerichts Kantons Zug) und Thomas Flückiger (Präsident des Obergerichts Kanton Solothurn) spricht die Angeklagten Joseph S. Blatter und Michel Platini frei.
    Zentraler Satz der Urteilsbegründung des Gerichts: "Die Berufung der Bundesanwaltschaft wird im Hauptpunkt abgewiesen." Kein Betrug, keine Untreue und keine Urkundenfälschung, so das Richterkolleg.

    Anwalt: Enorme Auswirkungen auf Platini

    Im Gerichtssaal zeigt Joseph Blatter zunächst keine Reaktion auf den Freispruch. Platini sagte kurz nach der Urteilsverkündung der Nachrichtenagentur SID zufolge:

    Ich bin erleichtert. Ich habe meine Ehre wieder.

    Michel Platini, ehemaliger UEFA-Präsident

    Die "über zehn Jahre anhaltende Verfolgung durch die FIFA und einige Schweizer Staatsanwälte" sei "vollständig vorbei", so Platini.
    Auch der Verteidiger von Michel Platini, Dominic Nellen, zeigt sich sehr zufrieden mit dem Ausgang des Verfahrens: "Nach zwei Freisprüchen muss auch die Bundesanwaltschaft einsehen, dass dieses Strafverfahren endgültig gescheitert ist.

    Michel Platini muss strafrechtlich endlich in Ruhe gelassen werden.

    Dominic Nellen, Verteidiger von Michel Platini

    Und stellt fest, dass die Auswirkungen dieses Verfahrens auf Michel Platini enorm gewesen sind: "Das Strafverfahren hat nicht nur juristische, sondern auch massive persönliche und berufliche Konsequenzen für Michel Platini gehabt - obwohl nie ein belastender Beweis vorgelegt wurde. Das Strafverfahren verhinderte unter anderem seine Wahl als FIFA-Präsident 2016."

    gianni infantino
    Quelle: ap

    Gianni Infantino wird als größter Profiteur der vor rund zehn Jahren aufgeflogenen FIFA-Affäre angesehen. Der damalige UEFA-Generalsekretär nutzte seinerzeit das entstandene Machtvakuum durch Joseph S. Blatters Rücktritt und die Kaltstellung dessen designierten Nachfolgers Michel Platini und ließ sich Anfang 2016 zum neuen FIFA-Präsidenten wählen.


    Quelle: SID

    Derzeit ist noch offen, wie Michel Platini mit dem Freispruch umgehen wird. "Die Verteidigung wird nach dem Scheitern des Strafverfahrens nun analysieren, wie rechtlich gegen die Verursacher des Strafverfahrens vorgegangen wird", so sein Anwalt Nellen.

    Rechtsmittel möglich?

    Theoretisch könnte die Bundesanwaltschaft innerhalb von 30 Tagen nach der vollständigen Bekanntgabe des Urteils Beschwerde beim Bundesgericht der Schweiz Lausanne einlegen.
    Doch nach inzwischen zwei sehr deutlich begründeten Freisprüchen werden es sich die Ankläger sicher gut überlegen, noch einmal dagegen vorzugehen.
    Christoph Schneider ist Redakteur in der ZDF-Fachredaktion Recht & Justiz
    Der Präsident des Weltfußballverbands Fifa Gianni Infantino blickt geradeaus. Er trägt ein Sakko über offenem weißem Hemd. Er ist neben einem großen Fragezeichen zu sehen. Das Foto ist grün- gelb eingefärbt.
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