Milliardendeals und Machtausbau:Gianni Infantino - Autokrat des Welt-Fußballs
von Fabian Stark
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Er wollte die FIFA erneuern und den Fußball global machen. Aber Gianni Infantino baut lieber seine Macht aus, umgibt sich mit autokratischen Herrschern und macht Milliardendeals.
Gianni Infantino - Funktionär, Strahlemann, Fußball-Autokrat.18.12.2023 | 14:30 min
Oktober 2023: Staatsmännisch tritt Infantino vor die Weltöffentlichkeit, hinter ihm sechs Landesflaggen und neben ihm der Pokal für den Sieger der Fußball-WM, dem größten Fußballturnier der Welt. Mit Gespür für das richtige Timing verkündet er, worum es ihm geht: "Überall den Fußball hinbringen!". Konkret bedeutet das, die WM 2030 wird gleich auf drei Kontinenten stattfinden: Südamerika, Europa und Afrika. Das gab es noch nie.
Kritiker schütteln den Kopf. Für sie ist die Mega-WM anlässlich des 100. Geburtstags ein weiterer Beweis für den kapitalistischen Gigantismus des Weltfußballs. Manche vermuten gar einen Masterplan, den der amtierende FIFA-Präsident Gianni Infantino hier ausheckt - zusammen mit einem guten Bekannten aus Saudi-Arabien.
Vergabe der Fußball-WM 2030: DFB begehrt auf - ein bisschen
Vom Außenseiter zu Platinis rechter Hand
1970 als Sohn italienischer Gastarbeiter in der Schweiz geboren, gilt Gianni Infantino zu Schulzeiten als Außenseiter. Doch dann erkämpft er sich mithilfe des Fußballs seinen Weg nach oben. Schließlich wird er Sportfunktionär und beim europäischen Fußballverband UEFA zur rechten Hand des damaligen Präsidenten Michel Platini.
Nach außen ist Infantino ein Strahlemann, gleichzeitig arbeitet er bis spät in die Nacht und wird von seinen Mitarbeitenden für seine harte Gangart gefürchtet. "Er hat damals schon wenig Wert daraufgelegt, sich zu verbinden, zusammen Mittagessen zu gehen", sagt Sebastian Bräuer von der "Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ). Der Journalist, der seit Jahren zu Gianni Infantino recherchiert, weiter:
Er ist ein genialer Strippenzieher, und er ist sehr lange unterschätzt worden.
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Sebastian Bräuer, Journalist
Infantinos Wahl zum FIFA-Vorsitzenden war eine Überraschung
Ein Korruptionsskandal, der die FIFA 2015 erschüttert und bei dem es um 150 Millionen Schmiergeld und gekaufte WM-Vergaben geht, wird zu Infantinos großer Chance. Denn nachdem Joseph Blatter aus seinem Amt als FIFA-Vorsitzender fliegt, braucht es einen Nachfolger. Überraschend gewinnt Infantino im Februar 2016 die Wahl. Allem Anschein nach wegen seines Versprechens, den "Fußball wirklich global zu machen".
Als Präsident eines Weltverbands mit mehr Mitgliedern als den Vereinten Nationen und einem Jahresumsatz von etwa zwei Milliarden Euro verspricht er den FIFA-Mitgliedsländern vor allem eins: Reichtum.
Das FIFA-Geld ist euer Geld. Es gehört nicht dem FIFA-Präsidenten.
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Gianni Infantino, FIFA-Präsident
Strategie der Fördergelder sichert Stimmen
Genau dieses Geld wird zur wichtigen Stütze seiner Macht. Der Grund: Die Höhe der Förderung ist für jedes Land die gleiche. So bekommt Deutschland genau die gleiche Summe wie Panama. Ab 2023 sind das drei Millionen US-Dollar, plus Reise- und Betriebskosten.
Diese Strategie macht sich spätestens dann bezahlt, wenn der FIFA-Präsident alle vier Jahre neu gewählt wird. Denn alle Länder haben bei der FIFA auch das gleiche Stimmrecht. Kurzum: die Unterstützung der kleineren Mitgliedsländer ist Infantino sicher.
Experte: Infantino von Ja-Sagern umgeben
Wie versprochen kümmert sich Infantino auch um die Erneuerung der FIFA. Bereits nach drei Monaten beschneidet er die Unabhängigkeit der Kommissionen, die bisher ihren Beitrag zur Korruptionsaufklärung und Reformen leisteten. "Heute hat er wirklich nur noch Ja-Sager um sich herum", so Bräuer von der "NZZ". Die FIFA-Kontrollinstanzen sind so de facto entmachtet und weitgehend wirkungslos.
Kritik an Infantino und seinen Methoden kommt in den letzten Jahren vor allem aus Europa - so auch zur Fußball-WM in Katar 2022: Es geht um Sportswashing, Missachtung der Menschenrechte und Ausbeutung auf Stadion-Baustellen. In einer denkwürdigen Pressekonferenz weist Infantino die Kritik als scheinheilig zurück, sein Statement geht um die Welt: "Heute fühle ich mich katarisch", so der FIFA-Präsident.
Auffällige Nähe zum saudischen Kronprinzen
Journalist Bräuer meint dazu, Auftritte von Gianni Infantino könne man abwegig finden - oder abgehoben.
Aber er hat wirklich erkannt, dass gewisse Länder im Nahen Osten sehr viel mächtiger werden im 21. Jahrhundert. So wie Katar und Saudi-Arabien.
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Sebastian Bräuer Journalist
Besonders auffällig erscheint dabei die Nähe Infantinos zum saudischen Kronprinz Mohammed bin Salman. "Die zwei Männer, verstehen sich wirklich gut", so Bräuer. Dazu komme, dass sich Infantino von der westlichen Welt immer unverstandener fühlt, seine Erfolge um den Fußball nicht ausreichend gewürdigt sieht.
Ende Oktober 2023 verkündet Infantino dann schon wieder eine WM, diesmal auf Instagram und für 2034. Sie geht nach Saudi-Arabien, ins Heimatland von Mohammed bin Salman. Die offizielle Abstimmung durch die FIFA gab es da zwar noch nicht - aber das kann Infantino nicht aufhalten. Denn im Milliardenbusiness FIFA geht es weniger um Fußball als vielmehr um Einfluss und Macht.
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