Fußball-EM 2024: Deutschland mit Glück bei der Auslosung

Die Brauhäuser in Bayern benötigen reichhaltige Biervorräte zum Start der Fußball-Europameisterschaft am 14. Juni in München. Die Schotten kommen und geizen selten mit Durst. Das Eröffnungsspiel Deutschland gegen Schottland - sicher ein früher atmosphärischer Höhepunkt dieses Turniers.

Die Bravehearts mit ihrer stimm- und trinkfreudigen "Tartan Army" im Rücken zum Start, danach in Stuttgart gegen Ungarn und das abschließende Gruppenspiel gegen die Schweiz - passenderweise in der Bankenmetropole Frankfurt. In allen drei Partien ist selbst das aktuell so formsuchende, instabile deutsche Fußball-Gebilde Favorit. Ein Indiz: Alle drei Kontrahenten stehen in der Weltrangliste hinter der nur noch auf Rang 16 geführten Mannschaft mit dem Adler auf der Brust.

Und seien wir ehrlich, es hätte wesentlich schlimmer kommen können: Fragen Sie mal die Franzosen, die es sicher mit Österreich und den Niederlanden zu tun bekommen werden; dazu vielleicht noch mit den Polen um Robert Lewandowski als Sieger der Play-Offs. Oder schauen wir in die Gruppe B: Rekord-Europameister Spanien (drei Titel wie sonst nur Deutschland) und Titelverteidiger Italien treffen auf den WM-Dritten Kroatien und das kesse Albanien.

Für den Kader von Julian Nagelsmann gilt: Ausscheiden verboten! Alle Gruppensieger und Gruppenzweiten sowie die vier besten Gruppendritten erreichen das Achtelfinale. Selbst Mathematik-Laien erkennen: Nur acht von 24 Mannschaften müssen sich nach der Vorrunde verabschieden. Das darf Deutschland nicht passieren und sollte es gegen diese drei Gruppengegner auch nicht.

Obwohl jedes Team aus diesem Trio gefährlich werden kann. Schottland zum Start wird knifflig: Eine traditionell robuste, defensivstarke Mannschaft die sich fußballerisch weiterentwickelt hat. In der Qualifikation Spanien und Norwegen besiegt, nur eine Auswärtspartie bei den Iberern verloren. Ein Pflichtspiel hat der DFB noch nie verloren gegen die Inselfußballer.

Ungarn? Gute alte Bekannte seit fast 70 Jahren (Bern 1954). Die letzten drei Vergleiche konnte die deutsche Elf nicht gewinnen. In der Nations League verlor Deutschland letztes Jahr Zuhause 0:1. Bei der Euro 2021 gab es ein glückliches, spätes 2:2 in München - Deutschland stand ganz knapp vor dem ganz frühen Aus!

Mit der Schweiz folgt dann das Duell zum Vorrunden-Abschlussball: Es ist das EM-Premierenduell mit dem häufigsten Gegner in der langen DFB-Länderspielgeschichte. Im Nachbarland ist die Stimmung ähnlich vergiftet wie rund um den DFB-Campus. Zwar nur eine Niederlage auf dem Weg zur Euro (0:1 Rumänien), aber auch nur ein Erfolg (3:0 Andorra) in den letzten sieben Länderspielen.

Es knirschte zuletzt gewaltig, der Verband sah sich nach erfolgreicher Qualifikation sogar genötigt, Nationaltrainer Murat Yakin öffentlich den Rücken zu stärken ("Alle vertraglich vereinbarten Ziele wurden erreicht"). Die Gruppe A birgt für das kriselnde Deutschland mehr Chancen als Risiken.

In der Runde der letzten 16 könnte es dann heftiger werden: als Gruppenerster droht der Zweite aus Pott C (England, Dänemark, Slowenien, Serbien), als Gruppenzweiter eine gewaltige Herausforderung der Kategorie Spanien, Kroatien oder Italien.

Bis dahin hat Bundestrainer Julian Nagelsmann noch sechs Monate, vier Länderspiele und ein Trainingslager lang Zeit: Als Beulendoktor Form und Formation zu finden, vielleicht doch noch ein oder zwei Verteidigungsmonster zu kreieren. Denn es gilt nach drei verkorksten Turnieren etwas geradezurücken! Es gilt aus dem Mythos "Turniermannschaft" wieder eine Realität zu machen.

Diese Gruppe A könnte dafür ein geeignetes Sprungbrett sein hinein in die EM-K.o.-Runde. Das allerdings war bei den beiden vergangenen Weltmeisterschaften nicht anders. Das enttäuschende Ergebnis ist bekannt.