Nationalelf nach Polen-Pleite: Foulspiel am Fan

    Kommentar

    Nationalelf nach Polen-Pleite:Foulspiel am Fan

    Boris Büchler | ZDF-Reporter
    von Boris Büchler
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    Das Polenspiel verschärft die Krise des verunsicherten DFB-Teams. Im Zentrum der Kritik steht Hansi Flick, dessen Position immer mehr geschwächt wird.

    Boris Büchler zum Zustand der Nationalelf
    Boris Büchler kommentiert den Zustand der Nationalelf.
    Quelle: ZDF/reuters

    Wie gut, dass Deutschland als Gastgeber automatisch für die EM qualifiziert ist. Sonst müsste man sich auch darüber noch Sorgen machen. Nach der WM muss sich Hansi Flick nun erneut mit einem Sturm der Empörung auseinandersetzen. Die Diskussionen um den Bundestrainer werden nach der Pleite in Polen neu befeuert.
    Anfang des Jahres rief er einen Neuanfang aus, der mit einer intensiven Spielweise, beherzten Auftritten die Fans begeistern und die Vorfreude auf die EM wecken sollte. Dieses "Projekt Zukunft" - mit Rudi Völler als Schutzschild für den Bundestrainer - steht schon jetzt auf der Kippe.

    Aktuelles Team steht für nichts

    Sechs Monate sind seit der ausgerufenen Zeitenwende ins EM-Land gegangen und es hat sich rein gar nichts verbessert. Bereits die letzten fünf Jahre waren Fouls am Fan, der gefühlt drei Turniere in Serie ohne deutsche Beteiligung erlebte. Auch deshalb benötigt der vielzitierte Neustart der Nationalmannschaft so schnell wie möglich eine realitätsbasierte und keine illusionsgeleitete Debatte.
    Denn die Frage in Dauerschleife "Wie kann man die Fans zurückgewinnen?" ist durch die dürftigen Auftritte nach der WM bereits beantwortet: Die Anhänger haben längst bemerkt, dass die aktuelle Nationalmannschaft keine Achse, keine Leader und keine Titelreife besitzt! Das aktuelle Team steht für nichts, besitzt keine Identität und hat kein Feuer. Und viel schlimmer: Selbst gegen mittelmäßige Teams wie die Ukraine und Polen wirkt es hilf- und einfallslos.
    Freundschaftsspiel gegen die Ukraine:

    DFB-Auswahl nicht gut genug

    Mit PR-Aktionen, um Fan-Nähe vorzuspielen, mit ausgeklügelten Charmeoffensiven in den Stadien allein, gewinnt man weder Spiele noch die Herzen der Fans zurück. Vielen Fußballinteressierten im Land reicht`s! Diese Nationalmannschaft ist zwölf Monate vor der EURO auf dem Tiefpunkt. Deshalb muss ab sofort auch die Schönfärberei (Flick:" Wir stecken in einer Entwicklung") aufhören.
    Die DFB-Auswahl ist einfach nicht gut genug. Es ist fast schon zu spät, um eine ordentliche EM zu spielen. Deswegen kann es nur noch um Schadensbegrenzung gehen. Nicht wieder in der Vorrunde ausscheiden wäre ein realistisches Ziel. Wir sollten die deutsche Mannschaft deshalb bei diesem Event einfach als ein Team unter vielen sehen - als Beiwerk und nicht als Hauptact.
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    Alternativen zu Flick sind rar

    Die einzige Lösung, um die Heim-EM zu retten, wäre eine sachliche Aufarbeitung aller Versäumnisse. Dazu gehört auch eine nüchterne Auseinandersetzung mit dem Trainer-Team, das nach der WM keinerlei Impulse setzen konnte. Es geht nicht darum, eine überhitzte und populistische Trainerdiskussion zu führen. Das wäre zu einfach. Doch Hansi Flick, der ein ausgewiesener Fachmann ist, kann diese Truppe anscheinend nicht inspirieren und motivieren. Und er hat nach dem Spiel gegen Polen auch langsam keine Argumente mehr.
    Doch die Alternativen auf dem Trainermarkt sind rar. Und so wird Flick wohl auch (erst einmal) weitermachen dürfen. Doch sollten auch die September-Länderspiele daneben gehen, muss die DFB-Spitze die Notbremse ziehen. Sonst wird es endgültig eine EM ohne turniertaugliches Gastgeberteam! Das wäre dann das nächste Foul am Fan.
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