Spaniens Einzug ins EM-Finale: Triumph des schönen Spiels

    Spaniens Einzug ins EM-Finale:Yamal und der Triumph des schönen Spiels

    von Maik Rosner
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    Nach dem 2:1 und dem großen Auftritt eines Teenagers feiern sich die Spanier auch für ihren konstruktiven Stil. Sogar die unterlegenen Deschamps und Mbappé schwärmen.

    Spaniens Lamine Yamal schießt den Ball ins Tor.
    Spaniens Lamine Yamal (Mitte) ist der jüngste Torschütze der EM-Geschichte.
    Quelle: dpa

    Als Lamine Yamal hinterher vor Freude seine Trinkflasche auf den Boden warf, vergnügt lachte und seine Zahnspange zum Vorschein kam, war er in diesem Moment wohl der glücklichste 16-jährige Fußballer der Welt.
    Voller Freude sprang der filigrane Flügeltänzer mit seinen Kollegen über den Rasen der Münchner Arena und bejubelte den Einzug ins Finale der EM. "Jetzt wollen wir den Titel", sagte der Profi des FC Barcelona später nach dem 2:1 (2:1)-Sieg gegen Frankreich.
    Spaniens Lamine Yamal und Daniel Olmo beim Jubeln.
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    Spanien hofft auf vierten EM-Titel

    Es wird am Sonntag das erste Finale für die Spanier bei einem großen Turnier seit der EM 2012 sein. Damals hatten sie den EM-Titel zum dritten Mal nach 1964 und 2008 gewonnen. Geht es nach Yamal, soll nun der vierte Streich folgen.
    Es ließ sich in diesem Halbfinale auch der Triumph des schönen Spiels der Spanier, der konstruktiven und nach vorne gerichteten Spielweise, über den auf Sicherheit bedachten Pragmatismus der Franzosen konstatieren.
    Spaniens Dani Olmo jubelt nach seinem Tor zum 4-1 mit Spaniens Mikel Merino (l) und Spaniens Nico Williams.
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    Mbappés Eingeständnis

    "Man muss eine Mannschaft den Stil spielen lassen, der ihr am besten liegt", sagte Spaniens Trainer Luis de la Fuente und versprach mit Blick aufs Finale am Sonntag gegen England oder die Niederlande:

    Wir vertrauen immer auf unsere Philosophie. Auf unserer besonderen Reise wollen wir auch so weitermachen.

    Luis de la Fuente, Trainer der spanischen Nationalmannschaft

    Lob gab es dafür sogar von den Unterlegenen. Spanien habe "eine tolle Mannschaft", befand Frankreichs Trainer Didier Deschamps, "sie waren besser am Ball." Und sogar Kylian Mbappé räumte ein: "Ich hatte das Ziel Europameister zu werden und ein gutes Turnier zu spielen, beides ist mir nicht gelungen."

    Die Spanier waren schlichtweg besser und sind verdient ins Finale eingezogen.

    Kylian Mbappé, Stürmer der französischen Nationalmannschaft

    Yamal wird am Tag vorm Finale 17

    Was dem vermeintlichen Superstar dieser EM nach seinem Nasenbeinbruch verwehrt blieb, kann sich der neue und aktuell wohl aufregendste Spieler auf der kontinentalen Bühne nun womöglich erfüllen. Es sei allein schon ein "Traum, der wahr wird", mit Spaniens Selección um den Titel zu spielen, sagte Yamal.
    Ein persönliches Vorhaben hat er mit dem Finaleinzug sogar bereits erreicht. "Das Ziel war, meinen Geburtstag hier in Deutschland zu feiern", sagte er mit Blick auf seinen 17. Ehrentag am Samstag, einen Tag vorm Finale.
    Spaniens Dani Olmo jubelt nach seinem Tor zum 4-1 mit Spaniens Mikel Merino (l) und Spaniens Nico Williams.
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    Yamals Kunstschuss

    Ob dann England oder die Niederlande der Gegner sein wird, ist ihm nach eigenem Bekunden "egal". Was er sich als dann nachträgliches Geburtstagsgeschenk wünscht, steht so oder so fest. "Gewinnen", sagte er und lächelte.
    Dass die Spanier am Dienstagabend auch den Triumph ihres schönen Spiels über den Pragmatismus der Franzosen feiern konnten, hatte viel mit Yamal zu tun. Nachdem Randal Kolo Muani mit seinem Kopfball nach Mbappés Flanke die frühe Führung für Frankreich erzielt hatte (9.), leitete Yamal mit seinem Kunstschuss die Wende ein. Mit seinem linken Fuß schickte er den Ball mit einem Schuss wie ein Pinselstrich aus rund 25 Metern annähernd in den Winkel (21.).

    Deschamps nennt Yamals Schlenzer "magnifique"

    Ich weiß nicht, ob es das beste Tor des Turniers war, aber es ist für mich persönlich das bedeutendste Tor.

    Lamine Yamal, Stürmer der spanischen Nationalmannschaft

    Es war auch übergeordnet ein besonderes Tor, weil Yamal nun mit seinen 16 Jahren und 362 Tagen der jüngste Torschütze der EM-Geschichte ist.
    Einen "Geniestreich", nannte de la Fuente das Tor, und sogar Deschamps schwärmte. Yamals Schlenzer sei "magnifique", wundervoll, gewesen, sagte der Franzose.
    Frankreich
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    Spaniens Pointe gegen Frankreich

    Nur vier Minuten später war das Spiel gedreht, als sich Dani Olmo mit seinem dritten Tor im dritten Spiel hintereinander mit an die Spitze der Torjägerliste setzte. Zusammen mit seinen zwei Vorlagen führt der Leipziger die Scorerliste sogar alleine an.
    Dass die Spanier die Franzosen in der zweiten Halbzeit auch mit deren Mitteln in Schach gehalten hatten, mit einem reduzierten Risiko, war die Pointe des Abends. Beim übergeordneten Triumph des schönen Spiels.

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