Kroos bei Lanz & Precht: Nagelsmanns Rolle bei Rückkehr

Einen besseren Ausstand kann man sich kaum ausmalen: Bei seinem Club Real Madrid, für den er mehr als zehn Jahre spielte, verabschiedete sich Toni Kroos in seinem letzten Spiel mit einem Sieg im Champions-League-Finale. Für ihn war es die sechste Trophäe in der Königsklasse. Auch Weltmeister ist er 2014 geworden - auf insgesamt 34 Titel hat es Kroos in seiner Karriere gebracht. Kategorie: Fußball-Legende.

Doch wenn es nach ihm geht, ist noch nicht ganz Schluss: Enden soll es mit dem EM-Finale am 14. Juli in Berlin: "Ein Titel ist noch in der Schwebe", sagte der Fußballer im exklusiven Interview mit "Lanz & Precht".

Dort schildert der geborene Greifswalder, wie es zur Zugabe im Dress der DFB-Elf bei der Heim-EM kam. Dass es so kommen würde, danach sah es lange nicht aus. Nach dem EM-Ausscheiden 2021 erklärte Kroos seinen Nationalmannschaft-Rücktritt. Im Februar dann die News: Kroos ist zurück.

"Der Gedanke war immer: Will ich wirklich, dass meine Karriere im Deutschlandtrikot - mit einer Niederlage wahrscheinlich - endet, außer, wenn du das Turnier gewinnst - oder will ich nach diesen zehn Jahren auch im weißen Real-Madrid-Trikot mein letztes Spiel haben?"

Das Ergebnis seines Entscheidungsprozesses ist öffentlich bekannt, Kroos ordnete das auf seine typisch ehrgeizige Art ein:

Ein entscheidender Faktor dabei: die Personalie Julian Nagelsmann. Von ihm habe Kroos direkt an dessen ersten Arbeitstag gehört - kurz nach dessen Vorstellung als neuer Bundestrainer im September. Doch endgültig zugesagt hat der Fußball-Profi erst gut ein halbes Jahr später. Im Kontakt mit Nagelsmann sei die Entscheidung über Monate gereift:

"Und dann sind wir wirklich ein bisschen mehr ins Detail gegangen. Wie kann so ein Kader aussehen für ein Turnier? Wie kann die Mannschaft, die Elf aussehen? Und da waren wir relativ dicht beieinander, einfach von der Idee."

Lange steckte die DFB-Elf in der Krise, doch nun schafft es Nagelsmann, eine Einheit auf den Platz zu stellen. Aber wie? Kroos' Antwort: Nicht taktische Details stehen im Fokus, sondern welches Team ins Turnier geht. Der 34-Jährige sagte:

"Er hat ganz klare Rollen verteilt, dass du weißt: Okay, du bist der, der spielt. Du bist der, der die Chance hat zu spielen. Und du bist der, der im Normalfall nicht spielt."

Das habe Nagelsmann ganz klar kommuniziert, "so klar wie noch selten." Mit einem wichtigen Ergebnis: "Das federt diese große Unzufriedenheit ab, wenn alle den Anspruch haben zu spielen und es machen nur elf von 26."

Für die Nationalmannschaft geht es am Freitag im EM-Viertelfinale gegen Spanien - zwei Teams, die stark auf Ballbesitz eingestellt sind. "Wir brauchen zwei Bälle", scherzte Kroos über die Partie.

Doch einen Blick ins taktische Nähkästchen warf er dann doch: "Es gewinnt der, der ohne Ball besser verteidigt." Die Spanier hält der deutsche Mittelfeld-Regisseur trotz ihres aggressiven Pressings für verwundbar: "Wo sie nicht gut sind, ist, wenn wirklich eine Mannschaft da gegenübersteht, die auch sehr gut mit dem Ball ist und dieses Pressing überspielt. Da haben sie dann große Probleme hinten, auch mit der Geschwindigkeit."

Es könnte auch ein Geduldsspiel werden, gerade in Phasen ohne Ballbesitz: "Das musst du dann auch mal für eine Zeit akzeptieren", sagte der Fußballer.

Man merkt, da spricht einer mit Ambitionen, die nicht im Viertelfinale enden. Trotzdem, jede K.o.-Partie kann das letzte Kroos-Spiel sein. Und danach? Im Herbst will er in Madrid eine Fußballschule für den Nachwuchs eröffnen, so bleibt er dem Fußball erhalten.

Ansonsten freut sich Kroos auf die Zeit mit seinen Kindern, seine Maßgabe dabei: