Auslosung für EM 2024: Kommt jetzt ein EM-Feeling auf?
Auslosung für die EM 2024:Kommt jetzt ein EM-Feeling auf?
von Frank Hellmann
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Noch tut sich Deutschland schwer, für die EM 2024 Vorfreude zu empfinden. Mit der Auslosung am Samstag in Hamburg könnte sich das ändern. Der Gastgeber hofft auf leichte Gegner.
Turnierdirektor für die EM 2024: Philipp Lahm (Archiv)
Quelle: dpa
Hinter vorgehaltener Hand sind die EM-Macher selbst ein bisschen ratlos. Im Frankfurter Stadtwald in der ehemaligen DFB-Zentrale werkeln immer mehr Mitarbeiter daran, ein faszinierendes Fußballturnier auf die Beine zu stellen. Zum Turnierstart am 14. Juni 2024 werden es hier allein rund 550 sein.
Ehemalige Kicker-Größen ziehen die Lose
"Es herrscht große Vorfreude bei allen", betont Turnierdirektor Philipp Lahm. Und doch will so rechte Begeisterung für die EM 2024 im eigenen Land noch nicht aufkommen. Auch wenn sich nicht nur Turnierbotschafterin Celia Sasic "ein neues Wir-Gefühl in Deutschland und in Europa" erhofft.
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Mit der heutigen Auslosung der EM-Endrunde in der Hamburger Elbphilharmonie (ZDF live) könnte sich das ändern. Obwohl bei einer EM nach der Vorrunde noch 16 von 24 Teams weiterspielen, gleicht das Brimborium einem Staatsakt.
Jede menge Prominenz dabei
800 hochrangige Gäste, darunter die Fußball-Prominenz aus Europa, strömen in den für Konzerte gedachten Prachtbau, weshalb die Auftritte des Tenors Jonas Kaufmann oder des Geigers David Garrett bei dem Event im prunkvollen Großen Saal durchaus Sinn ergeben.
Für die eigentliche Prozedur treten Kicker-Größen wie Sami Khedira, Miroslav Klose, Wesley Sneijder oder Gianlugi Buffon auf die Bühne, die dann die Lose aus den Glaskugeln fischen. Mit der Zuordnung der 36 Gruppenspiele ist endlich klar, was sich hinter F3 gegen F4 am 18. Juni in Leipzig verbirgt.
Deutschland steht an Position A1
Bisher ist im Tableau ja nur klar, dass Deutschland an Position A1 steht - und damit nach dem Eröffnungsspiel am 14. Juni in München seine weiteren Gruppenspiele am 19. Juni in Stuttgart und 23. Juni in Frankfurt austragen wird.
Die in Topf 1 gesetzten Topteams Frankreich, Spanien, England, Belgien und Portugal kommen nicht infrage. Gegen die Franzosen und Portugiesen hatte die DFB-Auswahl noch bei der EM 2021 jeweils in München mit wechselndem Erfolg gespielt - und hätte dann beinahe gegen Ungarn das Weiterkommen verspielt.
Deutschland, Portugal, Frankreich, Spanien, Belgien, England
Ungarn, Türkei, Dänemark, Albanien, Rumänien, Österreich
Italien, Serbien, Schweiz, Sieger Play-off A, Sieger Play-off B, Sieger Play-off C
Hammergruppe droht
Vor einem Monat wären die Türkei und Österreich aus Topf 2 vermutlich Wunschgegner gewesen; nach den ernüchternden November-Länderspielen sind das vielleicht jetzt sogar Angstgegner. Im Topf 3 stecken noch Kroatien und die Niederlande, in Topf 4 sogar Italien. Insofern gibt es auch jetzt die sogenannte "Todesgruppe", die sich aus Österreich, Niederlande und Italien zusammensetzen würde.
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Im Gegenzug ist aber auch eine Konstellation mit Albanien, Slowenien und einem Playoff-Sieger möglich. Zwölf Nationen, darunter Estland, Finnland, Israel, die Ukraine oder Luxemburg, spielen die restlichen drei Teilnehmer erst im März aus. Egal wie es komme, beteuert Bundestrainer Julian Nagelsmann, "bereiten wir uns danach akribisch darauf vor und haben vier Monate Zeit, Spiele zu gucken".
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Bundestrainer Nagelsmann gibt sich pragmatisch
Nagelsmanns Haltung zur Auslosung ist pragmatischer Natur. Genügend Sorgen schleppt das Aushängeschild des deutschen Fußballs auch unter dem 36-Jährigen eh mit ins neue Jahr. Die zarte Aufbruchsstimmung von der USA-Reise ist verpufft; inzwischen gilt wohl tatsächlich der Achtelfinaleinzug als Erfolg. Im März plant der DFB noch hochkarätige Testspiele mit den Niederlanden in Frankfurt und mit Frankreich in Lyon.
DFB-Sportdirektor Rudi Völler ("Du willst Gegner haben, die schlagbar sind, aber trotzdem einen guten Namen haben") ist längst so klug, die Mannschaft ohne direkte Zielvorgabe in die Heim-EM zu entsenden. Ihm hätte es seit der WM in Katar schon gereicht, wenn die Akteure mal mit so viel Herzblut im Nationaltrikot antreten, wie es in anderen Ländern selbstverständlich ist.
Aber auch diesbezüglich kam von der Generation Joshua Kimmich viel zu wenig. So tröstet sich Völler mit dem aufkommenden Gefühl, "dass es bald losgeht".
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