Niederlage gegen die Türkei: Rückschritt für das DFB-Team
Niederlage gegen die Türkei:Doch wieder Rückschritt für das DFB-Team
von Frank Hellmann
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Bereits im dritten Länderspiel unter Julian Nagelsmann fällt die deutsche Nationalelf beim 2:3 gegen die Türkei in Verhaltensmuster zurück, die für die Heim-EM Sorge bereiten.
DFB-Trainer Julian Nagelsmann an der Seitenlinie im Berliner Olympiastadion
Quelle: dpa
Tanzende türkische Fußballer auf dem Rasen, singende türkische Fans auf den Rängen im Berliner Olympiastadion: Die deutsche Nationalmannschaft und ihre Anhänger waren bloß Zuschauer, wie die Türkei einen nicht unverdienten 3:2-Sieg in einer der emotionalsten Partien der jüngeren Vergangenheit feierte. Damit sind die Zweifel an einer erfolgreichen EM unter Julian Nagelsmann gewachsen.
Nagelsmann bleibt zuversichtlich
Der Bundestrainer wirkte reichlich zerknirscht nach einer Begegnung, die sich eher wie ein Stimmungskiller statt einem Sommermärchen anfühlte. "Wir können jetzt schwarzmalen und alles schlecht sehen, da werden wir aber nicht weiterkommen als Fußball-Nation. Wir hatten acht hundertprozentige Chancen", sagte der 36-Jährige fast schon trotzig.
Julian Nagelsmanns Heimdebüt als Fußball-Bundestrainer ist gründlich misslungen. Die deutsche Nationalmannschaft verlor im Berliner Olympiastadion gegen die Türkei 2:3 (1:2). 18.11.2023 | 2:58 min
Rückendeckung von Bernd Neuendorf
Denselben Duktus schlug am Tag danach auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf an. "Wir gefallen uns oft darin, in eine toxische Situation zu kommen, alles schlechtzureden, und das war es nicht", sagte der 62-Jährige am Sonntagmorgen beim TV-Sender Bild.
Rätselhaft, warum der Mannschaft nach einer schwungvollen Anfangsviertelstunde derart die Kontrolle entglitt. Spätestens nach einer halben Stunde war es mit der schwarz-rot-goldenen Herrlichkeit, die durch das Führungstor von Kai Havertz geweckt worden war, vorbei. An der Unordnung änderte auch der zwischenzeitliche Ausgleich von Niclas Füllkrug Anfang der zweiten Hälfte wenig.
Julian Nagelsmann vermisst Emotionen
Nagelsmann vermisste nach 25 Minuten sogar die Emotionalität. "Das betrifft nicht die ganze Mannschaft. Einige Spieler hatten aber nicht die hundertprozentige Überzeugung, den Willen." Letztlich war erschreckend, wie die DFB-Elf im dritten Länderspiel seiner jungen Amtszeit in alte Verhaltensmuster zurückfiel, was auch Ex-Bundestrainer Joachim Löw vor Ort beobachtete.
Dabei bleibt die Anfälligkeit für Gegentore das Kardinalproblem einer Mannschaft, die in der aktuellen Verfassung bei der Auslosung der EM-Endrunde in Hamburg (2. Dezember) selbst Gegner der Mittelklasse fürchten muss. So dürfte auch Österreichs Trainer Ralf Rangnick, die deutschen Schwächen schonungslos offenlegen. Ganz gleich, wie das Prestigeduell gegen die ÖFB-Elf in Wien (Dienstag 20.45 Uhr/live im ZDF) ausgeht.
Nur gegen Peru in diesem Jahr ohne Gegentor
Der letztlich für die Niederlage entscheidende Handelfmeter von Yusuf Sari war diskutabel, aber letztlich war es wiederholt viel zu einfach, um gegen die DFB-Auswahl gefährliche Situationen zu kreieren. Das war schon unter Hansi Flick das Kardinalproblem, und so ist das deutsche Team in nur einer Partie dieses Kalenderjahres ohne Gegentor geblieben: beim 2:0 gegen das zweitklassige Peru.
In dieser Verfassung muss der auf FIFA-Weltranglistenplatz 16. abgerutschte Gastgeber fast froh sein, wenn er die EM-Vorrunde übersteht. Der Trainer steht in der Verantwortung, sich zu hinterfragen: Dass ein Offensivkünstler wie Kai Havertz links hinten in der Viererkette gespielt hat, überraschte am meisten.
Gewagtes Experiment mit Kai Havertz
Der Hochbegabte vom FC Arsenal sollte sich zwar nicht permanent auf dieser Position aufhalten, sondern ähnlich frei wie Alphonso Davies beim FC Bayern unter Nagelsmann den Posten interpretieren:
Doch für solch ein gewagtes Experiment hätten alle anderen Abläufe stimmen müssen. So ist festzuhalten, dass es auch Nagelsmann noch nicht gelungen ist, die schlummernden Potenziale zu wecken. Weniger als sieben Monate vor dem EM-Eröffnungsspiel am 14. Juni 2024 in München wäre dafür allerdings höchste Zeit. Sonst feiern auch im nächsten Sommer nur die Gäste.
Die Niederlande haben sich direkt für die Fußball-EM qualifiziert. Durch einen 1:0 Erfolg gegen Irland hat sich die Koeman-Elf hinter Frankreich den zweiten Platz gesichert.18.11.2023 | 2:59 min