DFB-Team überzeugt gegen Ungarn: Musiala und Wirtz überragen

Es gibt so Tage, an denen die Menschen mit dem untrüglichen Gefühl ein Fußballstadion verlassen, etwas ganz Besonderes erlebt haben. Wer gegen Mitternacht an der Düsseldorfer Arena in seinem weißen oder pinkfarbenen Jersey noch auf die nächste Bahn der U78 Richtung Innenstadt wartete, schwärmte einfach noch mal davon, was Jamal Musiala und Florian Wirtz für die deutsche Nationalmannschaft geboten hatten.

Beim rundherum gelungenen Nations-League-Auftakt gegen Ungarn (5:0) hatten die gerne auch als "Wusiala" genannten Zauberer die Gänsehautmomente kreiert, in denen Spielkunst, Spielfreude und Spielintelligenz miteinander verschmolzen. Eine betörende Mixtur.

Die beiden 21-Jährigen vom FC Bayern München und Bayer Leverkusen bilden in dieser Verfassung das vielleicht spannendste Tandem im Weltfußball, weshalb auch Bundestrainer Julian Nagelsmann auf der Pressekonferenz nach dem Spiel ins höchste Regel griff.

In diesem Jahr ist Wirtz nominiert, Musiala nicht.

Die Leichtigkeit des Duos beeindruckte auch den zehn Jahre älteren Mittelstürmer Niclas Füllkrug, der im ZDF von einem Geschenk sprach: "Da werden alle deutschen Zuschauer die nächsten Jahre sehr, sehr viel Spaß dran haben."

Dafür benannte Nagelsmann zwei Voraussetzungen: Musiala und Wirtz müssten zum einen gesund bleiben, zum anderen den Fleiß behalten, doch aktuell besteht da eigentlich keine Sorge. Beide seien doch "nette, normale Typen" - für den Bundestrainer sind seine beiden Zehner fast schon zu "viel unterwegs".

Diese Instinktfußballer verstanden sich im Spiel gegen Ungarn beinahe blind. "Es macht immer Spaß, mit Flo rumzuzocken", sagte Musiala. Beim 1:0 von Füllkrug waren die Edeltechniker in eine Traumkombination involviert (27.), das 2:0 erzielte Musiala nach Wirtz-Vorlage (58.), ehe Musiala für Wirtz beim 3:0 auflegte (66.).

Der eingewechselte Aleksandar Pavlovic mit seinem ersten Länderspieltor (77.) und der umtriebige, aber lange unglückliche Kai Havertz (81., Foulelfmeter) machten die DFB-Gala perfekt. Damit war die "Connection" (O-Ton Nagelsmann) zu den völlig losgelösten Fans fraglos hergestellt.

Nagelsmann hatte im ersten Länderspiel ohne Manuel Neuer, Toni Kroos, Ilkay Gündogan und Thomas Müller eindrucksvoll untermauert, dass es gewiss nicht abwegig ist, bei der WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko höchste Ziele anzupeilen.

"Wenn wir die nächsten 19 Spiele bis zur WM auch noch gewinnen, zähle ich uns zum Favoritenkreis", sagte der 37-Jährige mit einem ironischen Unterton. Ernst gemeint war dies:

Bei allen scheint angekommen, dass es sich auch in der Nations League lohnt, an die Leistungsgrenze zu gehen. Das sei kein "La-Paloma-Turnier" hatte Nagelsmann im Vorlauf gesagt - im Nachgang schwappte die "La-Ola"-Welle durch die ausverkaufte Arena am Rheinufer. Mit einem Einzug ins Viertelfinale dieses Wettbewerbs hätte Deutschland nebenbei noch den Vorteil, für die Auslosung der WM-Qualifikationsgruppen gesetzt zu werden.

Der frühere Angstgegner war im Gegensatz zum EM-Gruppenspiel (0:2) spätestens chancenlos, als Robert Andrich mit einer Monstergrätsche gegen Bendeguz Golla den Ausgleich verhindert hatte (56.). "Das war sehr, sehr wichtig, sonst hätten wir den Salat gehabt mit dem 1:1", sagte der blondierte Abräumer im ZDF. Der neue Kapitän Joshua Kimmich wertete die bejubelte Abwehraktion gar als "spielentscheidend".

Nun kann eigentlich nichts Besseres passieren, als dass die DFB-Auswahl gegen die Niederlande in Amsterdam (Dienstag 20.45 Uhr) einen Härtetest gegen einen besseren Gegner bestreitet.

Der EM-Halbfinalist hat sich mit einem 5:2 gegen Bosnien-Herzegowina ähnlich beschwingt auf den Länderspiel-Klassiker gegen Deutschland eingestimmt. Der Bundestrainer freut sich schon: "Holland hat eine sehr gute Mannschaft. Die Einzelspieler haben großes Potenzial. Sie spielen sehr variabel." Sein Ensemble aber auch.