DFB-Elf in der Nations League: Kapitän Kimmich hat viel vor
Kimmichs Ziele mit der DFB-Elf:Kapitän mit höchstem Anspruch
von Frank Hellmann
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Die deutsche Nationalmannschaft soll wachsen und begeistern. Diese Botschaften überbrachte Joshua Kimmich auf seiner ersten Pressekonferenz als DFB-Kapitän.
Joshua Kimmich ist neuer Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft - zudem setzt Bundestrainer Julian Nagelsmann auf Marc-Andre ter Stegen als neue Nummer eins im Tor.02.09.2024 | 0:37 min
Singen zum Einstand? Bitte nicht. "Da zahle ich lieber ein Abendessen", verriet Joshua Kimmich, als der neue Kapitän der deutschen Nationalmannschaft nach seiner Beförderung am Dienstag erstmals auf der Pressekonferenz saß. Recht abgeklärt erklärte der 91-fache Nationalspieler, worauf es ihm vor allem mit Blick auf die Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Kanada und Mexiko ankommt.
Es bestehe eine gute Chance, den positiven Weg nach der Heim-EM weiterzugehen, prognostiziert Kimmich:
Der 29-Jährige hat es nach eigenem Bekunden noch nie erlebt, dass ein Ausscheiden im Viertelfinale so viel Aufbruchsstimmung aussendet. Diese Lust der Leute auf Länderspiele solle anhalten, flehte der Anführer.
Joshua Kimmich - private, exklusive Einblicke in das Leben des DFB-Kapitäns, der mit dem FC Bayern das Triple gewann. Mit: Pep Guardiola, Julian Nagelsmann und Uli Hoeneß.20.06.2024 | 90:58 min
DFB-Team: Die Nations League als erste Chance
Kimmich hat zwei desaströse WM-Turniere 2018 und 2022 erlebt, die seinem Selbstverständnis konträr entgegenstanden, weil Störgeräusche und Schlendrian im Wege standen. "Vor allem meine Generation hat nichts mehr zu verschenken. Wir haben keinen mehr im Kader, der Weltmeister geworden ist. Jeder sollte dieses Ziel im Hinterkopf haben." Da will einer nicht ohne Titel im Nationalteam bleiben.
Dem stets bis in die Haarspitzen motivierte Vollprofi vom FC Bayern, der mit seiner Verbissenheit und seinem Ehrgeiz bisweilen die Mitspieler fast nerven kann, sieht in den Nations-League-Spielen gegen Ungarn in Düsseldorf (Samstag 20.45 Uhr/ZDF) und drei Tage später gegen die Niederlande in Amsterdam (20.45 Uhr) eine Chance, diesen Siegeswillen auszuleben. Gerade auch in diesem Wettbewerb.
Italien, Argentinien und eben die Iberer hätten doch nicht erst bei den letzten Turnieren angefangen, "guten Fußball zu spielen", erinnerte der Allrounder an die jüngsten Gewinner von EM und WM.
Keine One-Man-Show für Kimmich
Gesellschaftspolitische Statements gab der neue Boss mit der schwarz-rot-goldenen Binde keine ab: Das hatten auch Ilkay Gündogan und vor allem Manuel Neuer nur selten getan. Zudem wurde der Spielführer in der nur 20-minütigen Fragerunde im Gebäudekomplex "Halftime" in Herzogenaurach auch nicht danach gefragt.
In der Publikumsgunst steht Kimmich weit oben. Einer, der zwar geschniegelt aussieht, aber nicht schnöselig auftritt. Einer, der seine Meinung sagt, auch wenn er damit mal aneckt. Und vor allem immer alles gibt. Die meiste Redezeit verwendete Kimmich dafür, sich als Teamplayer zu geben. "Das soll keine One-Man-Show sein. Wir brauchen viele Jungs, die Verantwortung übernehmen, denn es sind uns einige Säulen weggebrochen."
Joshua Kimmich wird Kapitän der deutschen Nationalelf, Marc-André ter Stegen die Nummer eins. Bundestrainer Julian Nagelsmann trifft logische Entscheidungen.
von Frank Hellmann
Insbesondere seine beiden Vertreter sind ihm wichtig. Mit dem derzeit pausierenden Abwehrchef Antonio Rüdiger verbinde ihn die gemeinsame Zeit beim VfB Stuttgart ("Jeder, der es als Profi geschafft hat, war mein großes Vorbild"), Offensivallrounder Kai Havertz ("Wirkt nach außen introvertierter, ist aber ein lustiger Typ") habe in der Karriere nicht immer den einfachsten Weg gewählt.
Viel Wertschätzung von Julian Nagelsmann
Der im baden-württembergischen Rottweil geborene Kimmich will und soll nicht der verlängerte Arm des Bundestrainers sein. "Für mich ist der Kapitän derjenige, der die Meinung der Mannschaft beim Trainerteam platziert", stellte Julian Nagelsmann am Vortag klar. Charakterlich wie sportlich passt es für den Bundestrainer:
Sicherlich auch, weil er auf diesem Posten eine bessere Balance findet. Kimmich lobte fast überschwänglich die nun fürs zentrale Mittelfeld infrage kommenden Kandidaten Aleksandar Pavlovic und Angelo Stiller; und er ist die Frage fast leid, wo er lieber spielt.
"Generell sehe ich es eher als Stärke an, beide Positionen zu spielen. Aber ich werde mich einer Position nie verschließen. Ich hoffe, man hat bei der EURO gesehen, dass ich auch als Rechtsverteidiger Spaß habe - und dass wir das Thema bald mal begraben können."