Mit Hummels und ohne Can: Nagelsmanns klare Fingerzeige

    DFB-Kader für USA-Reise:Hummels da, Can weg: Nagelsmann setzt Zeichen

    von Frank Hellmann
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    Mit dem Verzicht auf Emre Can und der Rückholaktion von Mats Hummels setzt der neue Bundestrainer Julian Nagelsmann vor der USA-Reise bemerkenswerte Zeichen.

    Bundestrainer Julian Nagelsmann
    Bundestrainer Julian Nagelsmann (Archivbild)
    Quelle: epa/ Ronald Wittek

    Es wird eine völlig neue Umgebung sein, in der Julian Nagelsmann seine Tätigkeit als neuer Bundestrainer beginnt. In Foxborough im US-Bundesstaat Massachusetts auf einem Trainingskomplex, den sich die Footballer der New England Patriots und die Fußballer der New England Revolution teilen, hält der 36-Jährige in der kommenden Woche seine ersten Trainingseinheiten ab.
    Es entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, dass der zwölfte Fußballlehrer der DFB-Geschichte seine Mission für die Heim-EM 2024 außerhalb der Landesgrenzen beginnt. Zusätzlich Würze bekommt die nicht unumstrittene USA-Reise nun durch die Personalauswahl, denn das erste Aufgebot unter Nagelsmann ist mit bemerkenswerten Fingerzeigen versehen.
    Bemerkenswerte Eloge auf Mats Hummels
    Der Verzicht auf die zuletzt bei Borussia Dortmund nicht als Konstanten aufgefallenen Defensivkräfte Emre Can und Nico Schlotterbeck ist deshalb ein Signal, weil im Gegenzug ihr Klubkollege Mats Hummels in den Kreis der DFB-Auswahl zurückkehrt.

    Es ist eine wahnsinnige und richtig schöne Bestätigung für das, was ich auf dem Platz mache und dafür, dass das auf dem Platz noch so funktioniert.

    Mats Hummels

    Das 76. Länderspiel des Innenverteidigers beim EM-Achtelfinalaus gegen England vor zwei Jahren war also doch nicht der letzte Einsatz im DFB-Dress. Der 34-Jährige kehrt für die Härtetests gegen die USA in Hartford (14. Oktober/ 21.00 Uhr MESZ) und gegen Mexiko in Philadelphia (18. Oktober/ 2.00 Uhr MESZ) gleich als Führungskraft zurück.
    Anders sind die Elogen nicht zu deuten, mit den Nagelsmann nach der Analyse der vielen schwachen DFB-Auftritte das Comeback des Rio-Weltmeisters begründete: "Er hat einen exzellenten Spielaufbau. Er hat immer den Mut, auch Bälle ins Mittelfeld zu spielen." Und dann sei da noch der Faktor Erfahrung.

    Er ist einfach auch gut im Coaching. Wir brauchen gerade in der Kette Spieler, die viel sprechen und die meine Ideen verstehen und weitertragen können.

    Julian Nagelsmann

    Verzicht auf Emre Can ist delikat
    In einem sechsminütigen Video zur Kaderpräsentation hörte sich der Fußballlehrer bereits so an, als habe er einen verlängerten Arm auf dem Spielfeld bereits gefunden. Der in der DFB-Auswahl extrem flatterhafte und bei der WM in Katar fatal patzende Schlotterbeck müsse hingegen "maximale Konstanz" zeigen, um wieder berücksichtigt zu werden, erklärte Schnellredner Nagelsmann fast im selben Atemzug.
    Delikat ist der Verzicht auf den unter Vorgänger Hansi Flick zum Führungsspieler ernannten Teamkollegen Can. Der gebürtige Frankfurter bleibt laut Bundestrainer lieber daheim, weil er "keine ganz leichte Zeit" in Dortmund erlebe. Der 29-Jährige solle als Kapitän beim BVB erst "wieder Fuß fassen": Nagelsmann will ihm angeblich "den Druck nehmen".
    Dafür ist zwar Robert Andrich (Bayer Leverkusen) als "etwas anderer" Mittelfeldarbeiter erstmals berufen, doch es wird wohl hinauslaufen, dass Joshua Kimmich in der Nationalelf dort weiterspielt, wo er beim FC Bayern immer Dienst verrichtet: in der Mittelfeldzentrale.
    Chris Führich und Kevin Behrens für frischen Wind im Sturm
    Dass der von Flick zuletzt mit einer Denkpause bedachte Leon Goretzka wieder zurückkehrt und auch Thomas Müller zum 26-köpfigen Aufgebot gehört, macht klar, dass es sich der ehemalige Bayern-Trainer nicht gleich mit seinem Ex-Verein verscherzen will, der ihm mit der Freigabe ohne Entschädigung ja durchaus entgegengekommen ist.

    Tor: Oliver Baumann (TSG Hoffenheim), Bernd Leno (FC Fulham), Marc-André ter Stegen (FC Barcelona), Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt)

    Abwehr: Robin Gosens (1. FC Union Berlin), Mats Hummels (Borussia Dortmund), David Raum (RB Leipzig), Antonio Rüdiger (Real Madrid), Niklas Süle (Borussia Dortmund), Jonathan Tah (Bayer Leverkusen), Malick Thiaw (AC Mailand)

    Mittelfeld: Robert Andrich (Bayer Leverkusen), Julian Brandt (Borussia Dortmund), Chris Führich (VfB Stuttgart), Leon Goretzka (Bayern München), Pascal Groß (Brighton & Hove Albion), Ilkay Gündogan (FC Barcelona), Jonas Hofmann (Bayer Leverkusen), Joshua Kimmich (FC Bayern München), Jamal Musiala (FC Bayern München), Leroy Sané (FC Bayern München), Florian Wirtz (Bayer Leverkusen)

    Angriff: Kevin Behrens (1. FC Union Berlin), Niclas Füllkrug (Borussia Dortmund), Kai Havertz (FC Arsenal), Thomas Müller (FC Bayern München)

    Nagelsmann berief noch zwei weitere Debütanten, die für frischen Wind im Sturm sorgen sollen. Timo Werner (RB Leipzig) fehlt weiterhin, obwohl er im Gegensatz zu Serge Gnabry (Armbruch) oder Kevin Schade (Muskelfaserriss) nicht verletzt ist.
    Chris Führich (VfB Stuttgart) solle sein "gutes Momentum" einbringen, bei Kevin Behrens (Union Berlin) gehe es um einen "zusätzlichen Spieler in der Box".

    Nagelsmann will "Gier und Lust" sehen

    Der DFB-Tross wird am Montag vom Frankfurter Flughafen für insgesamt zehn Tage "über den großen Teich" jetten. Die vertraglichen Verpflichtungen mit zwei Gastgebern der WM 2026 hatte noch der geschasste Direktor Oliver Bierhoff eingefädelt.
    Nagelsmann möchte, "dass wir uns in der kurzen Zeit, die wir haben, maximal schnell aneinander gewöhnen." Er erwartete, "dass man sieht, dass jeder Lust hat, für den DFB zu spielen". Mit "ein bisschen Tingel-Tangel" komme man nicht weiter, es gehe allein um das "Hier und Jetzt". Vor allem "Gier und Lust" will Nagelsmann sehen.

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