Darmstadt vor Leipzig-Spiel: "VW-Golf im Formel-1-Rennen"
Darmstadt 98 vor Leipzig-Spiel:"Sind ein VW-Golf im Formel-1-Rennen"
von Christoph Ruf
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Mit Darmstadt und RB Leipzig treffen zwei denkbar unterschiedliche Klubs aufeinander. Auf Klassenkampf-Rhetorik verzichtet der Lilien-Sportdirektor aber. Und das aus Überzeugung.
Zuletzt zwei Siege in Folge: Darmstadt 98 feiert drei Punkte gegen Augsburg
Quelle: dpa
Wer vor dem Spiel gegen RB Leipzig (Samstag, 15:30 Uhr) mit Carsten Wehlmann spricht, trifft auf einen bemerkenswert gutgelaunten Sportdirektor von Darmstadt 98. Das, so betont er, habe allerdings nichts mit den jüngsten Ergebnissen seiner Mannschaft zu tun.
Bei den Lilien zeigt der Trend nach oben
Intern habe es nie Zweifel am eingeschlagenen Kurs gegeben, so Wehlmann: "Aber klar, die beiden Siege gegen Augsburg und Bremen kamen zur richtigen Zeit. Wir sind absolut im Soll und hätten mit etwas Glück auch zwei, drei Punkte mehr auf dem Konto haben können."
Zuvor war der Aufsteiger einige Male unter die Räder gekommen, die Niederlagen gegen Union Berlin (1:4) und Bayer Leverkusen (1:5) fielen deutlich aus. Überrascht hätten die Punktverluste gegen solch starke Teams niemanden am "Bölle", so Wehlmann. "Umso überraschter waren wir, wie negativ von außen zum Teil die ersten Niederlagen bewertet wurden."
Zuletzt gelangen zwei Siege in zwei Spielen
Tatsächlich hat sich die Mannschaft in den ersten Saisonspielen weiterentwickelt. Sie agiert mutiger, holt sich durch Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte das nötige Selbstvertrauen für die jüngsten Siege gegen Bremen (4:2) und Augsburg (2:1).
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Was den Darmstädtern jetzt noch fehlt, sind Stürmertore. Nachwuchsmann Oscar Vilhelmsson traf in der Liga bisher als einziger Angreifer. Immerhin: Im Testspiel gegen Elversberg (4:2) schoss Fraser Hornby gleich zwei Tore.
"Wissen alle, wie schwer die Saison wird"
Dass es dennoch einer Sensation gleichkäme, wenn man als Team mit dem niedrigsten Saisonetat den Klassenerhalt schaffen, ist Wehlmann klar: "Wir wissen alle, was für eine schwere Saison das wird. Gefühlt sind wir ein gut getunter VW Golf im Formel-Eins-Rennen."
Tatsächlich haben sich die Südhessen im Sommer fast ausschließlich mit ablösefreien oder geliehenen Spielern verstärkt. Innenverteidiger Christoph Klarer, der aus der zweiten Liga (Düsseldorf) kam, ist mit zwei Millionen Euro Ablöse der teuerste Neuzugang.
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Leipzig in anderen Sphären
Gegner Leipzig ist da in völlig anderen Sphären unterwegs. Vor der Saison gab man Spieler für einen dreistelligen Millionenbetrag ab und holte in Lois Openda und Castello Lukeba zwei Stars, deren Marktwert dem des gesamten Darmstädter Kaders nahekommt.
Für Klassenkampf-Rhetorik ist Wehlmann derweil nicht zu haben. Die klänge auch inszeniert, schließlich kennt und schätzt er einige der Kontrahenten wie RB-Sportdirektor Rouven Schröder, Trainer Marco Rose und Teammanager Babacar N´Diaye aus gemeinsamen Spielertagen in Hannover und Lübeck.
Anerkennung statt Klassenkampf-Rhetorik
"Im Gegensatz zu den ersten Jahren gelingt es ihnen nun schon seit langem, mit viel Geld auch richtig gute Arbeit zu leisten", findet Wehlmann. "Das muss man anerkennen, auch wenn die vorhandenen Mittel natürlich einiges erleichtern."
Drei Pflichtspiele nacheinander hat RB, das gut in die Saison startete, zuletzt nicht gewonnen: in der Liga gegen Bayern München (2:2) und gegen den VfL Bochum (0:0) sowie in der Champions League gegen Manchester City (1:3).
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Kampl bleibt Leipzig treu
Derweil gab RB die Vertragsverlängerung mit Kevin Kampl bis 2026 bekannt. Der sei nicht nur wegen "seiner besonderen sportlichen Qualitäten und seinem Spielstil einer unserer wichtigsten Spieler", sagt Sportdirektor Schröder.
Ebenfalls eine gute Nachricht ist die bevorstehende Rückkehr von Benjamin Henrichs, der wegen muskulärer Probleme pausieren musste und von Dani Olmo, der nach seiner Knieverletzung fürs Spiel in Darmstadt erstmals wieder eine Option ist - zumindest für einen Kaderplatz.