Bayerns 4:0-Sieg in Dortmund: Bestleistung nach der Blamage

    Bayerns 4:0-Sieg in Dortmund :Bestleistung nach der Blamage

    von Maik Rosner
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    Mit ihrer Machtdemonstration im Bundesliga-Klassiker beruhigen die Münchner vorerst die Debatten nach dem Pokal-Aus. Trainer Tuchel sorgt allerdings für neue Diskussionen.

    Manuel Neuer und Harry Kane.
    Münchens Torhüter Manuel Neuer und Teamkollege Harry Kane jubeln nach dem Sieg.
    Quelle: Federico Gambarini/dpa

    Als der dreifache Torschütze Harry Kane hinterher mit dem Spielball glückselig ein Selfie von sich knipste und die Mannschaft des FC Bayern ausgelassen vor den eigenen Fans im Takt der Triumphgesänge hüpfte, schien die Welt der Münchner wieder in Ordnung zu sein. Drei Tage nach dem peinlichen Aus im DFB-Pokal durch die 1:2-Niederlage beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken hatten die Bayern bei Borussia Dortmund eine 4:0 (2:0)-Machtdemonstration zur Aufführung gebracht.
    FBL-GER-CUP-SAARBRUECKEN-BAYERN MUNICH
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    Es war ein regelrechter Klassenunterschied gewesen, mit dem die Bayern die Debatten nach ihrer Blamage im Pokal vorerst beruhigten. "Die Reaktion war top", sagte Trainer Thomas Tuchel am ZDF-Mikrofon, "es war sehr wichtig, so zurückzukommen, zusammenzustehen, ruhig zu bleiben - und die Mannschaft hat es toll gemacht."

    Tuchels beißende Ironie

    Mit seinen weiteren Auftritten in den Interviews bei Sky vor und nach dem Spiel sowie auf der Pressekonferenz sorgte Tuchel allerdings für neue Diskussionen. Immer wieder arbeitete er sich an der jüngsten Kritik der Sky-Experten Lothar Matthäus und Dietmar Hamann ab.
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    Zudem nahm er Bezug auf einen Bericht von Sport1, in dem von ersten Rissen im Binnenverhältnis zwischen ihm und der Mannschaft die Rede gewesen war. Tuchel sagte mit beißender Ironie auf der Pressekonferenz nach dem 4:0-Sieg: "Für eine Mannschaft ohne Weiterentwicklung und mit schlechtem Innenverhältnis zwischen Spielern und Trainer sah es ganz okay aus."
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    Tuchels Pokal-Narbe

    Bemerkenswert dünnhäutig wirkte Tuchel in diesen Momenten und beinahe so wütend wie alle beim FC Bayern nach der Blamage in Saarbrücken, von der "eine Narbe bleiben" werde, wie Tuchel sagte. Seine Spieler ließen in Dortmund eine sehr souveräne und ihre wohl beste Leistung dieser Saison folgen. Die Tore erzielten Dayot Upamecano (4.) und Kane mit seinem nächstem Dreierpack (9./72./90.+3). Bei 15 Ligatoren nach zehn Spieltagen steht der Engländer nun, insgesamt haben die Bayern schon 38 Tore angehäuft.
    Es sind zu diesem Zeitpunkt zwei Rekorde, die hochgerechnet auf die Saison zu 51 (Kane) oder insgesamt 126 Toren führen würden. Damit würden die bisherigen Bundesligarekorde von 41 Toren (Robert Lewandowski beim FC Bayern in der Saison 2020/21) und insgesamt 101 Toren (FC Bayern in der Saison 1971/72) pulverisiert werden.

    Vorzeitige Chance aufs Achtelfinale

    Am Mittwoch kann sich Tuchels Mannschaft zudem in der Champions League mit einem Sieg gegen Galatasaray Istanbul schon nach vier von sechs Gruppenspielen vorzeitig fürs Achtelfinale qualifizieren. Und in der Bundesliga bleibt sie Tabellenführer Leverkusen mit zwei Punkten Rückstand auf den Fersen.
    Die vermeintliche Krise, die nach der Blamage im Pokal aufzuziehen schien? War nun keinesfalls erkennbar, obwohl die Münchner personell geschwächt und mit den angeschlagenen Upamecano, Leon Goretzka und Noussair Mazraoui in der Startelf angetreten waren. Man habe die Dortmunder "plattgemacht", sagte Goretzka stolz. "Wir haben ein Ausrufezeichen gesetzt, dass wir da sind und große Spiele machen können, wenn es drauf ankommt", befand der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen.

    Terzic bedient

    Die Dortmunder blieben ratlos zurück, nachdem sie zuvor 17 Bundesliga-Spiele nicht verloren hatten. Nun aber musste Trainer Edin Terzic feststellen: "Wir waren in allen Bereichen die schlechtere Mannschaft."
    Die Bayern hatten sich nach ihrem Pokal-K.o. schnell wieder berappelt. "Ich freue mich, dass sich die Mannschaft so beweisen konnte", sagte Tuchel und konnte sich eine weitere Spitze gegen die Kritiker nicht verkneifen. Er sagte: "Wir haben viele Dinge gehört, was bei uns angeblich alles nicht stimmt. So schlimm kann es wohl nicht sein." Kurz danach brach er das Sky-Interview ab. Alle Debatten hatte er damit nicht beruhigt.

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