Neuer Trainer Kompany : Bayerns Chance und Bayerns Risiko

    Analyse

    Neuer Trainer in München:Kompany kommt: Bayerns Chance und Risiko

    von Maik Rosner
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    Die Verpflichtung von Vincent Kompany bricht mit den gängigen Mustern der Münchner und sorgt für Debatten. Für Sportvorstand Eberl ist sie ein Akt der Emanzipation von Hoeneß.

    Burnley Manager, Vincent Kompany
    Von Burnley nach München: Vincent Kompany
    Quelle: Reuters

    Nun ist sie tatsächlich amtlich, die Verpflichtung von Vincent Kompany als neuen Trainer des FC Bayern. Einen Vertrag bis 2027 erhält der 38 Jahre alte Belgier, der FC Burnley soll mehr als zehn Millionen Euro Ablöse bekommen. Beides zeigt, dass Kompany keine Übergangs-Notlösung sein soll, sondern ein Langzeitcoach. Von ihm erhoffen sich die Münchner nach ihrer ersten titellosen Saison seit zwölf Jahren, dass er ähnlich methodisch und erfolgreich arbeiten wird wie Xabi Alonso in Leverkusen.
    Viele Komplimente hatte Kompany aus der Branche schon vor seiner Unterschrift bekommen. Unter den Gratulanten befanden sich Kenner des speziellen Münchner Milieus, auf das sie interessanterweise auch Bezug nahmen. Allen voran Pep Guardiola und Julian Nagelsmann, die die Mannschaft des FC Bayern zwischen 2013 und 2016 respektive 2021 und 2023 gecoacht hatten.

    Guardiolas Lob und Botschaft

    Unter Guardiola, seit 2016 bei Manchester City, hatte der Innenverteidiger Kompany drei Jahre lang bis 2019 als Kapitän gespielt. Später erlebte Guardiola ihn auch als gegnerischen Trainer. Er habe "die höchste Meinung von seiner Arbeit, seiner Persönlichkeit, seinem Wissen über das Spiel, wie er mit den Medien umgeht", lobte Guardiola seinen ehemaligen Schüler und befand, "der Abstieg mit Burnley spielt da keine Rolle."
    Mit Burnley war Kompany 2023 in seiner ersten Saison als Meister in die Premier League aufgestiegen, den Klassenverbleib schaffte er nun nicht. Guardiolas vielleicht wichtigste Botschaft an die Münchner kam jedoch als Chiffre daher. "Wenn sie glauben, Vinny ist die richtige Person, dann haben sie einen Kerl, den sie bedingungslos unterstützen können", sagte Guardiola. Mit "sie" gemeint haben dürfte er vor allem Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, die langjährigen Klublenker und heutigen Aufsichtsräte des FC Bayern.

    Der Misserfolg als Chance

    In dieser Richtung war auch der heutige Bundestrainer Nagelsmann am Rande des Finals im DFB-Pokal zu verstehen, als er auf die Chancen des Umbruchs bei den Münchnern verwies. "Es tut dem Verein gut, dass sie mal nicht Meister geworden sind. Ein junger Trainer kann jetzt mehr verändern", befand Nagelsmann.
    Hinzudenken ließ sich, dass auch die neuen Sportchefs, der Vorstand Max Eberl und der Direktor Christoph Freund, nun mehr bewegen können. Dass ihre mutmaßlich siebte Wahl nach der lange vergeblichen Trainersuche auf Kompany fiel, wäre unter anderen Umständen wohl kaum möglich gewesen.

    Hoeneß soll interveniert haben

    Denn der frühere Profi des Hamburger SV hat sich noch nicht auf dem höchsten Trainerniveau bewährt. Allein deshalb bricht seine Verpflichtung mit den gängigen Mustern des FC Bayern. Das sorgt für Debatten, bei Außenstehenden ebenso wie innerhalb des Vereins.
    Eberl musste offenbar große Widerstände überwinden, um Kompany durchzusetzen. Hoeneß soll interveniert und sich zusammen mit Rummenigge nochmal für Hansi Flick eingesetzt haben.

    Eberls Ringen mit seinem Ziehvater

    Wenn man den Erzählungen Glauben schenkt, dann kann man sich das zwischen Eberl und Hoeneß wohl ungefähr so vorstellen wie zwischen einem (Zieh-)Sohn, der gegen seinen (Zieh-)Vater aufbegehrt. "Unser Vorstand hat sich für Vincent Kompany als neuen Cheftrainer entschieden", verdeutlichte Rummenigge bei Sky Italia. 
    Max Eberl
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    Die Personalie Kompany ist deshalb aus Sicht des Sportvorstandes auch als Akt der Emanzipation von Hoeneß zu verstehen. Eberl muss nun mit dem Risiko leben, dass es auf ihn zurückfällt, wenn es nicht wie gewünscht funktionieren sollte mit Kompany. Vielleicht wird Kompanys Verpflichtung sogar als Wendepunkt in die Geschichte des Vereins eingehen. Im Erfolgsfall ginge Eberl gestärkt daraus hervor. Im Misserfolgsfall allerdings geriete Eberl womöglich in Bedrängnis.
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