Amateurfußball: Groth wünscht sich neue Strukturen im DFB

    Interview

    Amateurfußball-Kongress:Groth wünscht sich neue Strukturen im DFB

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    Beim Amateurfußball-Kongress in Frankfurt kann die Vereinsvorsitzende Ute Groth nicht dabei sein. Dabei hätte sie Ideen, wie man die Strukturen des DFB aufbrechen könnte.

    Ute Groth
    Ute Groth (Archivbild)
    Quelle: dpa

    Der 4. Amateurfußball-Kongress des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) findet am neuen DFB-Campus in Frankfurt am Main statt. Führungskräfte des DFB, der Landesverbände, Fußballkreise und Amateurvereine diskutieren besonders drei Fragestellungen: Welche Auswirkungen hat das veränderte Freizeitverhalten auf den organisierten Spielbetrieb und welche Anpassungen sind nötig? Wie lassen sich noch mehr Frauen und Mädchen für den Fußball auf und neben dem Platz gewinnen? Wie gehen wir im Fußball miteinander um, und was hat das mit dem Mangel an Schiedsrichter*innen zu tun?
    Für den Kongress gab es 350 Plätze. Jeder Landesverband hat ein Kontingent erhalten, dessen Vergabe der DFB nicht vorgegeben hatte. Ute Groth, Vereinsvorsitzende eines großen Düsseldorfer Vereins, der sich im Mädchenfußball stark macht, hat keinen Teilnehmerplatz bekommen. Sie kritisiert, dass die Kriterien der Vergabe durch ihren Landesverband nicht nachvollziehbar waren. Generell wäre die Kommunikation beim DFB oft mangelhaft.
    ZDFheute: Frau Groth, was liegt Ihnen für Ihren Verein besonders am Herzen, das sie gern auf dem Amateurfußballkongress eingebracht hätten?
    Ute Groth: Wir bieten seit 1998 Mädchenfußball an und haben heute über 200 Mädchen und Frauen im Verein. Die Vorbehalte waren anfangs groß: Das haben wir noch nie gemacht, die nehmen uns die Trainingsplätze weg. Aber wir sind am Ball geblieben und hatten nach 20 Jahren erreicht, dass sich Mädchen und Frauen auf der Anlage wie selbstverständlich bewegen. Es wird oft unterschätzt, was es bedeutet, Mädchen- und Frauenfußball in einen klassischen Fußballverein zu implementieren.

    ... ist seit 2007 die Vorsitzende der DJK TuSA 06 Düsseldorf, einem der mitgliederstärksten Vereine im Rheinland. 2019 wollte sie sich zur ersten DFB-Präsidentin wählen lassen, wurde aber zur Kandidatur nicht zugelassen. Groth ist Kolumnistin bei "Hartplatzhelden", einem Portal für Amateur- und Jugendfußball.

    ZDFheute: Gab es etwas, das Ihnen auf diesem Weg besonders geholfen hat?
    Groth: Ein wichtiger Punkt war, dass es von der Stadt Düsseldorf nur noch Zuschüsse für Kunstrasenplätze gibt, wenn auch Mädchen und Frauen davon profitieren. So haben wir einen zusätzlichen Kunstrasenplatz bekommen, der auch die Situation für die Männer verbessert. Die merken dann: Wir haben ja etwas davon, wenn wir Mädchen und Frauen aufnehmen.
    ZDFheute: Was können andere von Ihnen lernen?
    Groth: Für kleinere Vereine ist es immer noch schwierig, Mädchenfußball zu organisieren. Das beginnt schon damit, wenn sich nur fünf Mädchen anmelden. Sollen die dann in die Jungs-Mannschaften reingemischt werden? Viele wollen aber in reinen Mädchenmannschaften spielen und das kriegt man oft nur hin, wenn man mit anderen Vereinen zusammenarbeitet und die Mädchen so verteilt, dass passende Gruppen entstehen. Wie das funktioniert, hätten wir gern weitergegeben.
    ZDFheute: In einem weiteren Schwerpunkt des Amateurfußball-Kongresses geht es um die Organisation des Spielbetriebes ...
    Groth: Der klassische Spielbetrieb wird von der Bundesliga runter in die Kreisliga abgearbeitet. Es gibt zunehmend Probleme, die älteren Jugendmannschaften, aber auch die Herrenmannschaften zu besetzen, weil wir beispielsweise in der Kreisliga 40 Spieltage haben. Die jungen Leute sind teilweise noch in der Ausbildung oder haben schon Familien, da sind 40 Wochenenden für den Fußball einfach zu viel.
    ZDFheute: Änderungen im Spielbetrieb wird es nun vor allem im Kinderfußball geben, wo kleinere Spielformen eingeführt werden, die im Rahmen von Spielfesten organisiert werden. Wie stehen Sie dazu?
    Groth: Sehr positiv. Wir haben bei uns im Verein Trainer, die das furchtbar finden und andere, die total begeistert sind. Ich habe selbst ein paar Jahre als Bambini-Trainerin gearbeitet und gemerkt, wie gerne die Kinder einfach frei spielen - ohne großen Einfluss von Eltern und Trainern. Die neuen Spielformen mit den Turnieren entlasten auch die Übungsleiter, weil sie nicht mehr jedes Wochenende unterwegs sind.
    ZDFheute: Wie enttäuscht sind Sie, dass Sie keinen der 350 Teilnehmerplätze auf dem Kongress bekommen haben?
    Groth: Enttäuscht bin ich vor allem, weil für mich nach wie vor nicht ersichtlich ist, wie die Plätze in den Landesverbänden vergeben wurden. Das bemängeln wir an vielen Stellen beim DFB: Dass es für den Verein nicht durchsichtig ist, was wo passiert oder wo man sich einbringen kann.
    ZDFheute: Wie nehmen Sie die neue Führung des DFB wahr?
    Groth: Das Personal hat sich geändert, aber noch nichts an den Strukturen. Klar, da sind jetzt ein paar Frauen dabei, die sich wahrscheinlich auch um Mädchen- und Frauenfußball kümmern. Aber insgesamt ist das immer noch eine Randerscheinung. Dass wir uns als einzelner Verein mit unseren Erfahrungen und Problemen wirklich einbringen können, sehe ich noch nicht.
    ZDFheute: Was sollte man an den Strukturen ändern?
    Groth: Man könnte die föderale Struktur mit 21 Landes- und fünf Regionalverbänden eindampfen. Früher war die regionale Organisation wichtig, um schnell Abstimmungen zu treffen, aber heute kann man sich zwischen Bayern und Norddeutschland digital schnell vernetzen und die Dinge von Verein zu Verein ganz anders regeln.
    Das Interview führte Ralf Lorenzen.

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