Las Vegas: Formel-1-Training abgebrochen - Loser Kanaldeckel

Nach gerade einmal 19 Minuten ist das Auftakttraining der Formel 1 in Las Vegas abgebrochen worden. Die Einheit werde nicht wieder aufgenommen, teilten die Rennkommissare am Donnerstagabend um 20:49 Uhr (Ortszeit) mit.

Der Ferrari von Carlos Sainz war beim Überfahren eines Kanaldeckels offensichtlich schwer am Unterboden getroffen worden. Das Auto rollte daraufhin aus. Auch Alpine meldete einen Schaden am Chassis von Esteban Ocon.

Dieser Vorfall sei "inakzeptabel für die Formel 1", sagte Ferrari-Teamchef Fred Vasseur. Sichtlich erbost hatte er in der offiziellen Pressekonferenz des Weltverbandes FIA zunächst keine Lust, auf Fragen zu den Vorzügen des neuen Rennens in Las Vegas zu antworten: "Wir hatten ein hartes erstes Training, Carlos wird das zweite verpassen." Motor, Batterie und Monocoque seien teilweise schwer beschädigt worden.

"Es wird Zeit brauchen, um das Problem zu verstehen und die nötigen Maßnahmen zu treffen", teilte der Weltverband Fia zunächst mit. Bei einer anschließenden Inspektion auf dem sogenannten Strip wurde laut Fia festgestellt, dass der Betonrahmen um einen Kanaldeckel versagt hatte. Man müsse nun "alle anderen Schachtabdeckungen" überprüfen, was einige Zeit dauern werde, hieß es. Man müsse sich mit dem Veranstalter beraten und dann den Zeitplan entsprechend anpassen.

Nach dem unfreiwilligen Halt des Spaniers Sainz wurde die Rote Flagge geschwenkt, sein Wagen anschließend abgeschleppt. Am Alpine von Esteban Ocon musste wegen eines Schadens, der vermutlich ebenfalls durch einen Kanaldeckel verursacht wurde, das Chassis gewechselt werden.

Für die Formel 1 ist das ein extrem bitterer sportlicher Start in der Glücksspielmetropole. Der Grand Prix in Las Vegas ist das Prestigeprojekt des Rechteinhabers Liberty Media, mit dem man auf dem US-Markt weiter wachsen will. Normalerweise dauert das Auftakttraining eine Stunde.

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff reagierte auf eine kritische Frage nach den Folgen für das Image dieses Rennens aufgebracht. "Das ist kein blaues Auge, das ist nichts", rief er und wandte sich direkt an den Fragensteller:

Vor längst geräumten Tribünen und mit zweieinhalb Stunden Verspätung wegen der Reparaturen auf der Strecke konnte dann aber wenigstens das zweite Training absolviert werden. Ferrari-Pilot Charles Leclerc sicherte sich die erste Trainingsbestzeit in Las Vegas. 

Bitter für Sainz: Der Spanier erhielt auch noch eine Strafe. Die Stewards teilten mit, dass das Reglement keine Ausnahme erlaubt. Aufgrund des Austauschs des Energiespeichers in seinem zerstörten Ferrari wird er in der Startaufstellung für das Rennen am Sonntag (7:00 Uhr MEZ) um zehn Plätze zurückversetzt. "Die Stewards merken an, dass sie angesichts der mildernden, ungewöhnlichen und unglücklichen Umstände eine Ausnahme gewährt hätten, wenn sie dazu befugt gewesen wären", hieß es im offiziellen Dokument zur Entscheidung: "Das Reglement erlaubt dies aber nicht."