Formel 1 in Las Vegas:Viel Geld, viel Show, viel Ärger
von Karin Sturm
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Die Formel 1 verkauft den Las Vegas Grand Prix als "größte Show aller Zeiten". Doch rund um das Rennen um den "Strip" gibt es auch viel Kritik.
Haas-Pilot Nico Hülkenberg bei der Pressekonfernez zum Rennen in Las Vegas
Quelle: dpa
Max Verstappen ist einer, der immer deutlich seine Meinung sagt: "Ich fühle mich wie ein Clown", bemerkte er anlässlich des ersten Grand Prix in Las Vegas seit den zwei eher misslungenen Versuchen auf dem Hotelparkplatz des "Ceasar's Palace" 1981 und 1982.
Was den Weltmeister so massiv stört: Das Rennen selbst tritt in Las Vegas völlig in den Hintergrund, wichtig sind vor allem das Drumherum und die große Show: Ein auf Netflix übertragenes Golfturnier mit Formel-1-Piloten schon am Dienstag, eine große Eröffnungsshow mit Weltstars von Kylie Minogue bis John Legend, am Mittwoch eine Laser- und Drohnen-Show und mit gewaltigem Feuerwerk, bei der die Fahrer einzeln vorgestellt wurden und eine lange Show vor dem Start am Samstag um Abend 22 Uhr Ortszeit ...
John Legend bei der Eröffnungsfeier vor dem Formel 1 Grand Prix in Las Vegas, USA
Quelle: dpa
Probleme für Anwohner und Fahrer
Eine Startzeit, die im Übrigen auch sportlich noch Probleme schaffen könnte: Da liegen die Temperaturen in Vegas um diese Jahreszeit oft um die zehn Grad. Außerhalb der normalen Arbeitsfenster für die Reifen, schwierig auch für die Bremsen, die gerade auf der 1,9 Kilometer langen Geraden extrem abkühlen werden. "Daran haben wir nicht gedacht", gaben die F1-Verantwortlichen lapidar zu.
Sauer sind auch die "Normalbewohner" von Las Vegas. Die arbeiten sehr oft am oder im Umfeld des berühmten Strip, im nicht besonders gut bezahlten Dienstleistungsbereich, und müssen seit Monaten durch Bauarbeiten und Straßensperrungen massive Einschränkungen und ein ständiges Verkehrschaos hinnehmen, brauchen zum Teil zwei bis drei Stunden, um an ihre Arbeitsplätze zu gelangen. Daran, dass sie von den angeblich 1,2 Milliarden Dollar, die der Grand Prix in die Stadt bringen soll, etwas abbekommen, glauben die wenigsten.
Preise für Grand Prix in Las Vegas jenseits von Gut und Böse
Von der Attraktion des Events fühlen sich aufgrund der aufgerufenen Preise "normale" Formel-1-Fans ziemlich ausgeschlossen, die Reichen und Schönen sollen und werden da wohl unter sich bleiben. Der Paddock Club oberhalb der Boxengasse bietet gleich mal 25.000 Luxus-Fans Platz. Die zahlen um die 20.000 Dollar, um das Rennen bei Champagner und Häppchen live zu verfolgen. Selbst ein normales Tribünen-Ticket kostete 2.000 Dollar - wobei da die Rechnung wohl nicht ganz aufging: Zuletzt wurden diese Tickets auf einmal zum halben - immer noch stolzen - Preis abgegeben. Anscheinend lief der Vorverkauf doch nicht so wie erwartet.
Die Wasserspeicher schwinden, der Colorado River trocknet aus. In Amerikas Südwesten droht die Dürre. Städte wie Las Vegas stellen bereits Wasserverschwendung unter Strafe.
von Claudia Bates
6:39 min
Das Geld, das Formel-1-Rechteinhaber Liberty Media, der hier erstmals selbst als Veranstalter auftritt, in das Rennen investiert hat, muss ja irgendwie wieder hereinkommen. 240 Millionen Dollar waren es allein an Grundstückskäufen, um zum Beispiel eine permanente Boxenanlage errichten zu können, inzwischen sind die Investitionen auf eine halbe Milliarde angewachsen.
Ungebrochener Optimismus bei Liberty Media
Liberty Media-CEO Greg Maffei ficht die Kritik natürlich nicht an: "Wir sehen dieses Rennen auch als einzigartige Gelegenheit, aus diesem Grund haben wir uns dazu entschlossen, zusammen mit der Firma Live Nation als Promoter aufzutreten. Das Potenzial der Formel 1 in den USA ist enorm, und der Las Vegas-GP wird den Sport auf ein neues Niveau heben", erklärt er im Brustton der Überzeugung.
Für die nächsten zehn Jahre mindestens will man in Las Vegas fahren. Der Glaube daran, den durch die Netflix-Serie "Drive to Survive" gerade in den USA ausgelösten Formel-1-Boom ausnutzen zu können, ist ungebrochen. Ob der Reiz des Neuen so lange hält, bleibt abzuwarten.