Deutschland - Ukraine: Länderspiel als Bonbon im Bremen-Zoff

    Deutschland - Ukraine:Länderspiel als Bonbon im Bremen-DFB-Zoff

    von Ralf Lorenzen
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    Neun Jahre machte der DFB einen Bogen um Bremen, weil die Stadt der Liga Polizeikosten in Rechnung stellt. Der Rechtsstreit geht weiter, die Nationalmannschaft ist trotzdem zurück.

    Fußball-Bundesliga, Werder Bremen - Hamburger SV am 19.04.2015 in Bremen. Polizisten stehen vor Spielbeginn vor dem Weserstadion.
    Die Stadt Bremen hat der DFL bei Hochrisikospielen immer wieder Polizeikosten in Rechnung gestellt. Die DFL blockte ab, der DFB solidarisierte sich mit der Liga und vergab keine Länderspiele mehr an Bremen.
    Quelle: Carmen Jaspersen/dpa

    Das Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am kommenden Montag, 18 Uhr (ZDF live ab 17.35 Uhr) gegen die Ukraine hat neben dem sportlichen einen hohen symbolischen Wert. "Das 1000. Länderspiel der deutschen A-Nationalmannschaft der Männer ist ein ganz besonderes Ereignis. Wir möchten es nutzen, um ein klares Zeichen für Frieden und Völkerverständigung und gegen Krieg und Zerstörung zu setzen", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf bei der Verkündung im April.

    Rechnung an die DFL sorgen für Bannstrahl des DFB

    Ein Zeichen ist dieses Spiel auch für die Annäherung zwischen dem DFB und der Hansestadt Bremen, wo seit elf Jahren kein Länderspiel mehr stattgefunden hat.
    Auslöser für diesen Bann war 2014 die Entscheidung des Bremer Senates, bei Hochrisiko-Spielen in der Bundesliga die zusätzlichen Polizeikosten von mehreren Hunderttausend Euro an die Deutsche Fußball-Liga (DFL) weiterzureichen.

    2014: DFB entzieht Bremen ein Länderspiel

    Dies hatte nicht nur dazu geführt, dass der damalige Werder-Präsident Klaus-Dieter Fischer nach über 50 Jahren aus der Regierungspartei SPD austrat.
    Der DFB solidarisierte sich mit der empörten DFL und entzog Bremen das für November 2014 dort angesetzte EM-Qualifikationsspiel gegen Gibraltar.

    Rechtsstreit liegt beim Bundesverfassungsgericht

    "Wir hier in Bremen und im Nordwesten waren unglücklich, dass wir seit elf Jahren kein Länderspiel mehr hatten", sagt der jetzige Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald im Gespräch mit ZDFheute:

    Es gab zwar immer wieder Ansätze und Initiativen, auch den Fußballfans hier im Nordwesten so ein Live-Erlebnis zu ermöglichen, das hat aber nie gefruchtet.

    Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald

    Bislang hat die DFL laut dem Portal "Deichstube" für fünf "Hochrisikospiele" rund 1,5 Millionen Euro gezahlt, von denen Werder 50 Prozent an die DFL erstattet hat. Die andere Hälfte ist bis zur noch ausstehenden Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, das von der DFL angerufen wurde, gestundet.
    Weitere Rechnungen stehen noch aus. Mehrere Gerichtsverfahren wurden bislang zugunsten des Landes entschieden.

    Annäherung mit neuem DFB-Präsidenten

    Trotz des anhaltenden Rechtsstreits kam es im Zuge der Neubesetzung auf dem Posten des DFB-Präsidenten zu einer Annäherung der Parteien. Als sich Bernd Neuendorf im Vorfeld der Neuwahl auch in Bremen vorstellte, sprachen ihn Björn Fecker, der Präsident des Bremer Fußballverbandes, und Hess-Grunewald bei einem Abendessen auf das heikle Thema an.
    "Bernd Neuendorf zeigte sich dafür aufgeschlossen", sagt der Werder-Präsident. "Nach seiner Wahl haben sich die Gespräche mit dem DFB und der DFL verdichtet, und bei allen Beteiligten ist die Einsicht gewachsen, dass es nach mehr als zehn Jahren an der Zeit ist, den Bannstrahl aufzuheben."

    Große Freude in Bremen

    Dass dies nun sogar mit einem derart symbolträchtigen Spiel geschieht, erhöht in der Hansestadt die Vorfreude auf die Rückkehr der Nationalmannschaft.

    Hier in Bremen ist die Freude spürbar, dass die Eiszeit zwischen dem Senat und dem DFB langsam überwunden wird.

    Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald

    Das, so Hess-Grunewald, heiße jedoch nicht, dass die Probleme damit aus der Welt seien: "Aber es ist angenehmer, mit einer anderen, der jeweils anderen Seite zugewandten Grundhaltung miteinander umzugehen."

    Werder-Weg als Vorbild?

    Diese Grundhaltung sieht der Werder-Präsident auch im Umgang mit dem Konflikt innerhalb Bremens am Werk, wo der Senat und der SV Werder im Rechtsstreit um die Polizeikosten seit Jahren auf verschieden Seiten stehen.
    "Aber wir wollten durch dieses eine Thema nicht das ansonsten intakte Verhältnis belasten und haben in allen anderen Punkten weiter vertrauensvoll zusammengearbeitet, insbesondere während der Pandemie", sagt Hess-Grunewald, der bei der letzten Bürgerschaftswahl für die SPD ins Landesparlament einzog: "Ich sehe das Länderspiel als ein Zeichen, dass dieser Werder-Weg im Verhältnis zum Senat nun auch von DFL und DFB adaptiert wird."

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