DFB-Pokal: Hilft die Jugend dem BVB aus der Klemme?

Lührs, Mané, Wätjen, Campbell oder Kabar - schon mal gehört, die Namen? Alle fünf saßen bei der 1:2-Niederlage in FC Augsburg auf der Bank von Borussia Dortmund. Obwohl Campbell und Kabar als Joker sogar ihr Bundesliga-Debüt feierten, sammelte das Quintett bislang erst 15 Einsätze im Profifußball. In der 2. Runde des DFB-Pokals könnten am Dienstag, 20.45 (ARD), beim VfL Wolfsburg einige dazukommen.

Schlechter als die aktuelle Besetzung können es die Youngster gar nicht machen, spotten Ketzer: Das Selbstbewusstsein der etablierten Stars ist nach der vierten Auswärtspleite der Saison angeknackst. Vermeintliche Stützen des BVB sind mit sich selbst beschäftigt und scheitern beim vogelwilden Versuch des Synchronschwimmens, wie Regisseur Julian Brandt treffend analysierte.

Allein die Umstände erfordern es, dass Trainer Nuri Sahin intensiv über Alternativen nachdenkt. Denn zur sportlichen Krise der Westfalen, die in der Liga auf Rang sieben festkleben, gesellt sich das Verletzungspech.

Gleich acht Kandidaten für die Startelf haben sich kurz- bis mittelfristig abgemeldet, Zeitpunkt der Rückkehr: ungewiss. Weil Schwarz-Gelb vor der Saison bewusst einen kleinen Kader wählte, um intensiver zu arbeiten, ist der Coach fast schon gezwungen, aus der Not eine Jugend zu machen.

Niklas Süle fehlt länger, Waldemar Anton wackelt gewaltig. Abwehrchef Nico Schlotterbeck ist die einzige echte Konstante unter den Innenverteidigern. Auf den defensiven Außen sieht es nicht viel besser aus: Nach Yan Couto droht Allrounder Julian Ryerson auszufallen. Bliebe Ramy Bensebaini als Spezialist für die Position.

Vielleicht ist aber frischer Wind nicht das Schlechteste für ein Team, dem der eigene Trainer attestiert, derzeit zu "verkopft" zu agieren. Das gilt nicht nur für die aktuelle Phase, sondern perspektivisch für die ganze Saison, die für den BVB mit der Klub-WM im nächsten Sommer extrem lang wird.

Der Einbau der Neuen in ein funktionierendes System mit etablierter Hierarchie wäre einfacher, aber das gibt die Lage nicht her. Die Westfalen müssen gezwungenermaßen das Beste aus ihrer Situation machen.

Möglich, dass in Wolfsburg der 19 Jahre alte Filippo Mané sein Profi-Debüt feiert. Der italienische U20-Nationalspieler gilt als Top-Talent. Oder der zwei Jahre ältere Yannik Lührs aus der U23, der auch zehn Zweitligaspiele auf dem Buckel hat. Beide könnten Schlotterbeck assistieren.

Auf den ausgedünnten Außenpositionen wird wohl Emre Can aushelfen. Ob Sahin seinem Kapitän damit zurzeit einen Gefallen tut, ist eine andere Frage. Der Routinier steht seit dem 2:5-Debakel bei Real Madrid im Zentrum der Kritik. Sein jüngster Fehler in Augsburg hat die Diskussion weiter befeuert.

Ebenso gut könnte U17-Weltmeister Kabar defensiv auf den Außen spielen, obwohl sein Debüt unrühmlich mit der Gelb-Roten Karte endete. Der Youngster wurde aber beim FC Augsburg auch in ein Spiel geworfen, dass längst auf dem falschen Gleis stand. Eine neue Chance hätte er sich verdient.

Gleiches gilt für Campbell. Der wurde bei seinem Kurzeinsatz mit 36,04 Stundenkilometern als zweitschnellster Akteur des Spieltags geblitzt. Der ehrgeizige US-Boy drängt darauf, sein Können unter Beweis zu stellen.

Vielleicht ist jetzt die Gelegenheit, den 18-jährigen Flügelflitzer von der Leine zu lassen. Zumal der BVB offensiv noch einige Zeit auf Karim Adeyemi verzichten muss.

Der letzte im Quintett, Kjell Wätjen, könnte im oft ideenlosen Mittelfeld für frische Impulse sorgen. Der 18-Jährige hing zwar zuletzt selbst etwas durch, hat seine großen strategischen Fähigkeiten im Zentrum aber bereits angedeutet. Eine perfekte Torvorlage am Ende der vergangenen Saison hat große Erwartungen geweckt.