Weltcup in Oberhof: Der norwegische Erfolg bei Biathlon-WM
Biathleten dominieren Weltcup:Die Geheimnisse des norwegischen Erfolgs
von Lars Becker
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Norwegens Männer dominieren fast nach Belieben und haben mit Schießwunder Martin Uldal einen weiteren Ausnahmeathleten. Das sind ihre Geheimnisse.
Derzeit in absoluter Topform: Die Biathleten aus Norwegen dominieren die Konkurrenz.
Quelle: IMAGO
Für Routinier Tarjei Bö war eigentlich kein Platz im norwegischen Männer-Team, deshalb durfte er beim Weltcup in Frankreich kurz vor Weihnachten nur im Massenstartrennen starten. Aber nur, weil er dort als einer der besten 25 im Gesamtweltcup automatisch qualifiziert war.
Tarjei Bö siegt von der Ersatzbank aus
Tarjei Bö gewann - und schraubte die Erfolgsbilanz der Norge-Männer auf sechs Siege in bislang acht Weltcup-Einzelrennen.
Der wichtigste Grund dafür ist bekannt - in Norwegen sind Skilanglauf oder Biathlon Volkssportarten mit riesigem Renommee. Die Kinder kommen quasi schon mit Skiern auf die Welt. "Die Sportarten haben einen Stellenwert, von dem wir in Deutschland nur träumen können. Das ist bei uns höchstens im Fußball der Fall", sagt Bitterling.
Talente sprießen in Norwegen aus dem Boden
Auch das Sportsystem in dem reichen skandinavischen Land ist sehr leistungssportfreundlich, was man in Deutschland höchstens bedingt behaupten kann. Die Zahl der Talente in Norwegen ist aus all diesen Gründen exorbitant höher.
Zunehmend wichtiger wird in Zeiten des Klimawandels zudem, dass es in Norwegen immer noch ausreichend Schnee gibt. Im hohen Norden kann man dort teilweise immer noch von Anfang Oktober bis Mitte Mai trainieren. In Deutschland reicht der Naturschnee selbst in den Alpen meist nur von Dezember bis März.
Verantwortung für das eigene Training
Die wichtigsten Gründe für die aktuell drückende Überlegenheit bei den Männern nennt jedoch Sverre Olsbu Roeiseland:
Roeiseland fügt hinzu: "Zudem hat Norwegen vor einigen Jahren die Arbeit im B- und Nachwuchs-Team forciert - und jetzt pushen sich die Sportler zu immer neuen Höchstleistungen."
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Interne Konkurrenz
Es gibt mindestens 15 Männer aus Norwegen, die jederzeit in der Lage sind, in die Top 10 der Biathlon-Welt zu laufen. Es gibt allerdings nur sechs Startplätze für die Dominatoren im Weltcup.
Philipp Horn läuft beim Biathlon-Weltcup in Annecy-Le Grand Bornand knapp am Podest vorbei und wird Vierter. Martin Uldal gewinnt und landet damit seinen ersten Weltcupsieg.19.12.2024 | 1:30 min
Wer nicht ums Siegerpodest mitlaufen kann, muss für Talente aus dem IBU-Cup weichen. So kam in Frankreich auch der 23 Jahre junge Martin Uldal neu ins Team und feierte beim ersten Einsatz gleich einen Weltcup-Triumph.
In der Verfolgung setzte Uldal in Sachen Schießen zudem eine neue Benchmark: Beim letzten Stehendschießen gab er den ersten Schuss nach 5,5 Sekunden ab und war nach 13 Sekunden fertig. Bislang galten Serien von unter 20 Sekunden schon als außergewöhnlich schnell.
"Überlebenskampf" im norwegischen Team
Uldal schafft auch deshalb neue Rekorde, weil er das Gewehr unter dem linken Arm durchzieht und dabei schon das Magazin einlegt - statt es wie alle anderen über die Schulter zu holen.
Es ist ein "Überlebenskampf" im norwegischen Team, der zu außergewöhnlichen Leistungen anstachelt. So muss sich selbst der fünfmalige Olympiasieger und 20malige Weltmeister Johannes Thingnes Bö in jedem Training immer wieder der internen Konkurrenz stellen - auch wenn er im Gesamtweltcup auf seinen sechsten Sieg seit 2019 zusteuert.
Riethmüller überholt Norweger im Massenstart
In den Weltcup-Einzelwertungen liegt nur im Massenstart kein Norweger an der Spitze. Dort führt der Deutsche Danilo Riethmüller. Er profitiert von der Konzentration immer mehr deutscher Top-Biathleten in Oberhof.
Biathlet Danilo Riethmüller hat den zweiten deutschen Podestplatz der Saison knapp verpasst. Der 25-Jährige belegte im Massenstart in Kontiolahti einen starken vierten Platz.08.12.2024 | 0:31 min
Männer-Laufcoach Jens Filbrich: "Wir versuchen das wie die Norweger zu machen mit dem internen Konkurrenzkampf - so können wir hoffentlich die letzten Prozente rauskitzeln, um Medaillen zu gewinnen." Es ist ein Kampf gegen einen übermächtigen Gegner.