Tierbetreuung: Tiersitter auf Online-Plattformen finden

    Betreuungsbedarf für Haustiere:Online-Plattformen für Tiersitting boomen

    von Charlotte Reuscher
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    Haustiere erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Doch was tun, wenn man verreist oder aus anderen Gründen Tierbetreuung braucht? Hilfe bieten zunehmend Tiersitting-Plattformen.

    Berlin: Eine Katze liegt auf einer Liege im Garten
    Wer seine Haustiere nicht alleine lassen mag, kann sich über Plattformen Tiersitter bestellen.
    Quelle: dpa

    Die Deutschen sind tierlieb. Laut einer repräsentativen Erhebung im Auftrag des Zentralverbandes Zoologischer Fachbetriebe in Deutschland e.V. lebt aktuell in 45 Prozent aller deutschen Haushalte mindestens ein Haustier - Katzen, Hunde, Ziervögel & Co..
    Entsprechend groß ist der Markt rund um die zwei- und vierbeinigen Freunde. Ob Nahrung oder Zubehör: Vor allem für Hunde und Katzen gibt es mittlerweile nichts, was es nicht gibt. Das drückt sich auch in den Zahlen aus: Knapp 7,1 Milliarden Euro jährlich wurden zuletzt allein mit Heimtierbedarf umgesetzt - Tendenz steigend.
    Beschäftigung für Haustiere
    Hunde und Katzen sind soziale Wesen - das gemeinsame Spielen ist auch im Winter wichtig für Geist und Seele.13.12.2024 | 4:20 min

    Bedarf für Tiersitter steigt

    Die Liebe zu Haustieren und die zunehmende Digitalisierung lässt eine neuartige Branche florieren: Online-Tiersitting-Plattformen. Laut einer Analyse von Grand View Research soll der globale Markt für Haustierdienstleistungen bis 2030 jährlich um rund acht Prozent wachsen.
    Ob für den kurzfristigen Bedarf während eines Urlaubs oder als regelmäßige Betreuung: Die Nachfrage nach professionellen und vertrauenswürdigen Tierbetreuern steigt weltweit.
    Hund-Auto
    Zu den Ferien stellen sich viele Haustierbesitzer die Frage: Nehme ich mein Tier mit in den Urlaub oder lasse ich es lieber zu Hause betreuen?10.05.2024 | 2:50 min
    Das liegt auch daran, dass sich unser Arbeitsalltag verändert. Wer viel beruflich unterwegs ist - oft mehrere Tage -, benötigt für seinen tierischen Liebling eine Betreuungslösung. Schließlich kann man die wenigsten Fell- oder Federfreunde für einen längeren Zeitraum alleine lassen. Vor allem die Vierbeiner brauchen Auslauf.

    Plattformarbeit ist eine Arbeitsform, bei der eine Organisation oder Einzelpersonen über eine Online-Plattform mit anderen Organisationen oder Einzelpersonen in Kontakt tritt, um gegen Bezahlung spezifische Probleme zu lösen oder Dienstleistungen zu erbringen. Die Betreiber der Plattform müssen dabei mit dem Geschäft inhaltlich nichts zu tun haben.
    Anzahl in Europa: Rund 500 digitale Plattformen
    Einnahmen: 2016 - rund 3 Milliarden Euro; 2020 bereits rund 14 Milliarden Euro
    Beschäftigte: 2022 - 28 Millionen; 2025 - 43 Millionen (geschätzt)
    Quelle: dpa

    Tiersitting: Pawshake, Gudog und Rover als bekannte Plattformen

    Längst hat das Geschäft mit Tiersitting-Plattformen auch in Deutschland an Fahrt aufgenommen. Hierzulande zählen insbesondere Pawshake Deutschland, Gudog, Rover sowie kleinere Anbieter wie Betreut.de zu den bekanntesten Plattformen.

    Der Vorteil von Betreuungsplattformen ist, dass Tierhalter sich an der Bewertung orientieren können. Auch die Vielfalt des Angebots spielt eine wichtige Rolle.

    Antje Schreiber, Sprecherin Zentralverband Zoologische Fachbetriebe e.V.

    Antje Schreiber, Sprecherin des Zentralverbands Zoologische Fachbetriebe, ergänzt: "Es gibt Tiersitter fürs Gassigehen, für die Betreuung beim Tiersitter oder für die Betreuung zu Hause im gewohnten Umfeld." Letzteres sei vor allem für Katzen interessant, die eher standorttreu sind.

    Betreuer für Tiere genau prüfen

    Allerdings sind viele der Tiersitter Privatpersonen, die nicht ausgebildet sein müssen oder keine "Sachkunde" nach Paragraph 11 des Tierschutzgesetzes besitzen.

    Tierhalter sollten sich vorab ein genaues Bild von dem Tiersitter und den Räumlichkeiten machen, in denen die eigenen Tiere betreut werden sollen.

    Antje Schreiber, Sprecherin Zentralverband Zoologische Fachbetriebe e.V.

    Die neuen Betreuungs-Plattformen stehen in Deutschland zudem in Konkurrenz zu klassischen Hundetagesstätten, Tierpensionen und privaten Netzwerken. Viele Haustierbesitzer setzen auf Empfehlungen aus dem persönlichen Umfeld oder greifen auf lokale Tiersitter zurück.
    Auf dem Bild sieht man ein Hund im Tierheim
    Ein Haustier ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, die viele Menschen unterschätzen. Viele Tiere werden einfach ausgesetzt oder abgegeben. 18.01.2024 | 1:51 min

    Blick in die Zukunft von Tiersitting-Plattformen

    Ob sich Tiersitting-Plattformen auch langfristig durchsetzen, wird von mehreren Faktoren abhängen: Erstens muss es den Betreibern gelingen, die Standards von Qualität und Transparenz hoch zu halten. Denn klar ist: Das Bewusstsein für das Wohl von Haustieren wird in Zukunft weiter zunehmen.
    Zweitens sind die Plattformen im Vorteil, die ihr Angebot ausbauen und beispielsweise zusätzliche Versicherungen rund um die Tierbetreuung anbieten.

    Die heutige Plattformwirtschaft hat ihren Siegeszug sowohl dem Internet als auch der Corona-Pandemie zu verdanken. In dieser Zeit haben Plattformarbeit und die Nutzung von Lieferplattformen deutlich zugenommen. Die junge Branche gilt als Treiber von Innovation und Beschäftigungswachstum, zieht aber etwa wegen prekärer Arbeitsbedingungen von Beschäftigten auch Kritik auf sich. Die EU hat eine Richtlinie zur Plattformarbeit aufgestellt, die im Dezember 2024 in Kraft getreten ist.

    Quelle: dpa

    Außerdem spielt die Technologie eine zunehmend wichtige Rolle. Künstliche Intelligenz und Big Data könnten dazu beitragen, die Vermittlung von Tierbetreuern noch effizienter zu gestalten. Bereits jetzt experimentieren einige Plattformen mit Algorithmen, die - basierend auf Bewertungen und Verfügbarkeit - die bestmöglichen Matches zwischen Tierhaltern und Betreuern vorschlagen.
    Nicht zuletzt wird sich zeigen, ob große Plattformen den deutschen Markt weiter dominieren oder ob spezialisierte Anbieter eine Nische finden. Denkbar sind etwa Angebote für bestimmte Tierarten oder eine besonders hochwertige Betreuung.
    Quelle: dpa-Custom Content
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