Zentralrat der Juden warnt Union: AfD nicht entgegenkommen

    Zentralrat der Juden:Schuster warnt CDU: AfD nicht entgegenkommen

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    Für seine Aussage über eine AfD-Zusammenarbeit hat CDU-Chef Merz für viel Kritik gesorgt. Nun äußert sich auch der Zentralrat der Juden - und warnt die Union vor Entgegenkommen.

    Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, aufgenommen am 19.04.2023
    Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden, meint: "Eine Regierungsbeteiligung der AfD, insbesondere auf Bundesebene, wäre aber ein Punkt, bei dem man sich von jüdischer Seite überlegen muss, ob jüdisches Leben in diesem Land noch gewollt ist." (Archivfoto)
    Quelle: Imago

    Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hat die CDU nach den Äußerungen von Parteichef Friedrich Merz vor einem Entgegenkommen gegenüber der AfD gewarnt.
    Zwar habe Merz im Nachgang seine Aussagen zur AfD "wieder geradegerückt", er sei aber "zunächst ein wenig erschüttert" gewesen, sagte Schuster der "Welt".
    Die "Brandmauer" der CDU gegen die AfD müsse stehen.

    Merz relativierte Aussage zu AfD-Zusammenarbeit

    Merz war hatte am Sonntag eine Zusammenarbeit seiner Partei mit der AfD auf Landes- oder Bundesebene zwar abermals ausgeschlossen, zugleich aber erklärt, Kontakte auf lokaler Ebene seien möglich. Dies hatte in der Union breite Kritik hervorgerufen.
    Merz stellte darauf am Montag klar, es werde "auch auf kommunaler Ebene keine Zusammenarbeit der CDU mit der AfD geben".

    Schuster: Nicht auf Stimmungslagen der AfD eingehen

    "Auf lokaler Ebene kann ein vernünftiger Vorschlag nicht nur deshalb abgelehnt werden, weil er von der AfD kommt", sagte Schuster. Dies sei "sicherlich der falsche Weg. Aber: Sich hier mit der AfD gutzustellen und mögliche Kooperationen vorzubereiten, gar auf Stimmungslagen der AfD einzugehen, ist in meinen Augen der vollkommen falsche Weg."
    Auf alle Vorschläge der AfD müsse "mit einem entsprechend kritischen Blick geschaut werden."

    Schuster kritisiert Ampel: "Politik, die die Menschen verschreckt"

    Schuster sagte, er sehe nicht alle, die sich in Umfragen als AfD-Anhänger zeigten, als rechtsradikal an. Es gebe einen Prozentsatz, der tatsächlich rechtsradikal sei.

    Aber es gibt auch sehr viele unzufriedene Wähler. Menschen, die mit der Politik der derzeitigen Regierungskoalition aus verschiedenen Gründen nicht einverstanden sind.

    Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden

    "Wir haben auch vollkommen unabhängig von der AfD derzeit eine Politik, die die Menschen verschreckt. Etwa bei der notwendigen Energiewende, die übers Knie gebrochen wurde."
    Betroffen seien fast alle, Eigenheimbesitzer wie Mieter, "was natürlich Existenzängste auslöst, gerade vor dem Hintergrund der Inflation", sagte Schuster.
    Friedrich Merz
    CDU-Chef Merz hat für seine Aussagen zur Kooperation mit der AfD auch aus seiner eigenen Partei viel Kritik einstecken müssen. Dabei praktiziert sie schon oft diese Zusammenarbeit.25.07.2023 | 2:38 min

    Schuster: Keine klugen Alternativen der Opposition

    Es seien aber auch von der Opposition "keine klugen Alternativen" aufgezeigt worden. "Und dann denken sich zu viele Wähler, jetzt geht alles den Bach runter, es spielt alles keine Rolle mehr, da kann ich auch gleich die AfD wählen."

    Eine Regierungsbeteiligung der AfD, insbesondere auf Bundesebene, wäre aber ein Punkt, bei dem man sich von jüdischer Seite überlegen muss, ob jüdisches Leben in diesem Land noch gewollt ist.

    Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden

    Schuster bezeichnete die Ausdrucksweise der AfD als "rassistisch, menschenverachtend und teilweise auch antisemitisch" - "vor allem dann, wenn sie Verschwörungsideologien Vorschub leistet".
    Quelle: AFP
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