Tschad: Zigtausende Menschen kommen aus dem Sudan

    Geflohen aus dem Sudan:Die Witwen von Farchana

    von Susann von Lojewski
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    Der Krieg im Sudan tobt weiter mit großer Brutalität. Augenzeugen berichten von Steinigungen und Folter. Viele fliehen ins Nachbarland Tschad, es sind vor allem Frauen und Kinder.

    Der Weg an die Grenze zwischen Tschad und Sudan führt über holprige Straßen. Reguläre Flüge gibt es schon lange nicht mehr.
    Wer von hier berichten möchte, muss einen Platz auf einem Flieger der UN ergattern und dann weiter - stundenlang über staubige Pisten. Immer wieder gibt es Entführungen, unlängst wurde ein Transporter der UN überfallen. Weil die Regenzeit schon begonnen hat, treten auch kleine Flüsse immer wieder über die Ufer und machen das Passieren unmöglich.

    Tschad: Im UN-Flüchtlingcamp Farchana

    40 Kilometer von der Grenze zum Sudan entfernt liegt das Flüchtlingscamp Farchana. Im Eilverfahren haben die Vereinten Nationen hier Brettergerüste hingestellt, die mit den weißen Plastikplanen der UN überspannt sind. Es gibt keinen Baum, keinen Schatten - den ganzen Tag sitzen die Menschen in der prallen Sonne und warten darauf, dass die Zeit vergeht.
    Vor einer Notunterkunft sitzen trauernde Frauen. Ihr bunten Gewänder sind wie Farbkleckse in der kargen Landschaft, ihr Wehklagen erfüllt die Stille. Jede von ihnen hat schon einen Familienangehörigen verloren, Vater, Mann oder Bruder. Getötet wegen des Machtkampfes zweier rivalisierender Militärs im Sudan.

    Fatime Adam Mahamat verlor Mann und Schwager

    In ihrer Hütte sitzt Fatime Adam Mahamat, ihr Gesicht ist tränenüberströmt. Die zierliche Frau wird gehalten von einer Freundin, immer wieder bricht sie zusammen. Erst gestern hat sie erfahren, dass ihr Mann und ihr Schwager in der Region Darfur erschossen wurden. Die Familie hat vom Holzverkauf gelebt, einfache Zivilisten.





    Die 35-Jährige war mit den Kindern vorausgegangen in den Tschad, ihr Mann wollte hinterher kommen. "Wir haben auf der Straße übernachtet, ich konnte nicht mehr. Eine Hilfsorgansation hat uns gefunden und uns mit einem Pferdekarren hierher gebracht. Ich habe nichts mehr", sagt Fatime und bricht wieder in Tränen aus.

    72 Stunden keine Gefechte
    :Waffenstillstand im Sudan beginnt ruhig

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    Nach einem Bombardement aus der Luft steigt Rauch über Gebäuden in Khartum (Sudan) auf, aufgenommen am 01.05.2023

    NGO-Hilfskonvois bringen Wasser und Essen

    Ständig fahren in dem Camp Hilfskonvois von Nichtregierungsorganisationen ein und aus. Sie bringen Wasser und Essen, in ihrem Kummer können sie den Menschen nicht helfen.

    Über 90 Prozent der Geflüchteten sind Frauen und Kinder. Jedes fünfte Kind ist unterernährt.

    Donatien Bigiraneza, Landesdirektor von World Vision

    "Alle hier haben einen Kreislauf von Gewalt erlebt, und es wäre so wichtig, den Menschen auch psychosozial zu helfen." Doch dafür gibt es im Moment keine Kapazitäten. In der örtlichen Präfektur in Farchana verwalten sie den täglichen Mangel.

    Viele Länder verweigern Flüchtlinge die Aufnahme

    Farchana ist die ärmste Region in einem der ärmsten Länder der Welt. Der Tschad ist eines der wenigen Nachbarländer des Sudans, das seine Grenzen für Flüchtende offenhält. Viele andere - wie Ägypten - wollen niemanden mehr aufnehmen.
    "Ich bin stolz auf mein Land", meint Agrum Jahamat Akmat, der Départment-Chef. "Es ist doch unzumutbar, seinen Nachbarn leiden zu sehen und nicht zur Hilfe zu eilen. Und es gibt ja auch Konventionen. Und es gibt Gesetze."

    Leben im Flüchtlings-Camp - seit über 20 Jahren

    Zeynab Daffallah Aoumar kam schon im letzten Sudan-Krieg in das Camp. Das war vor über 20 Jahren. Ihre Kinder kennen nichts anderes als das Leben in einer Notunterkunft. Immer wieder hat sie versucht, in ihr Heimatland zurückzukehren, sie fühlt sich als Sudanesin. Doch dann flackerten die Kämpfe wieder auf, und alle Hoffnungen waren dahin.

    Ich kam mit nichts hierher. Und nun helfe ich denen, die jetzt leiden. Es geht mir nicht gut, denn nun kommt alles wieder hoch, was ich erlebte, als ich hierher kam. Und nun ist der Krieg noch einmal schlimmer.

    Zeynab Daffallah Aoumar, geflüchtete Sudanesin

    Es wird Abend, die Regenzeit hat begonnen, ein heftiges Gewitter ist aufgezogen. Im Nu stehen die Hütten unter Wasser. Die Menschen hier haben sich daran gewöhnt - an Dürre und dann wieder Wolkenbrüche. Sie kennen nur das Leben im Geflüchtetencamp Farchana.

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