Mali, Afghanistan, Russland:Strack-Zimmermann kritisiert Geheimdienst
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Mali, Afghanistan, Russland - die deutsche Politik ist von vielen Ereignissen überrascht worden. Die FDP-Politikerin Strack-Zimmermann kritisiert den deutschen Geheimdienst.
Marie-Agnes Strack-Zimmermann kritisiert die Geheimdienste.
Quelle: dpa
Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), hält die Leistungsfähigkeit der deutschen Nachrichtendienste in Krisenlagen für nicht mehr ausreichend.
"Wir stützen unser Wissen auch auf befreundete Dienste", sagte die FDP-Politikerin weiter. "Daraus leiten wir dann unsere Informationen ab und machen uns ein Bild der Lage. Kann es sein, dass andere Länder deutlich forscher und genauer hinschauen?"
Kritik an BND nach Wagner-Aufstand
Nach dem bewaffneten Aufstand des Chefs der russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, gegen Moskaus Militärführung war Kritik am Bundesnachrichtendienst (BND) laut geworden. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte erkennen lassen, dass der deutsche Auslandsnachrichtendienst von dem Aufstand überrascht wurde.
Strack-Zimmermann sieht Defizite seit mehreren Jahren und verweist auf die Machtübernahme der Taliban am Hindukusch 2021. "Taliban, Afghanistan. Wir haben diesbezüglich keinerlei Informationen bekommen. Und standen ziemlich blank da", sagte sie. "So auch beim russischen Angriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022. Wir wurden bis zu diesem Tag zwar darüber informiert, dass die russische Armee auch Logistik und Blutkonserven vorhält, mehr aber auch nicht."
Katrin Eigendorf berichtet aus Masar-i-Sharif wie bewaffnete Taliban-Kämpfer die Stadt und die Bevölkerung systematisch kontrollieren: "Man spürt die Angst der Menschen". 10.09.2021 | 3:47 min
Strack-Zimmermann: Genauerer Blick nötig
Bei der Bewertung der Lage im westafrikanischen Mali - wo die Bundeswehr im Blauhelm-Einsatz ist - habe man auf nähere Informationen darüber gewartet, inwieweit die Übergangsregierung des Landes das UN-Mandat komplett beendet sehen wolle, sagte Strack-Zimmermann. Sicherlich sei nicht alles vorhersehbar, aber in Mali sei ein genauerer Blick nötig gewesen, zumal die Söldnertruppe Wagner dort lange präsent "und sowohl militärisch als auch politisch und strategisch relevant" sei.
Die Situation bei Prigoschins Wagner-Aufstand in Russland sieht sie damit in einer Reihe: "War für den Dienst offensichtlich auch komplett überraschend. Das sind nun vier bedeutende Ereignisse in kürzester Abfolge, die im Vorfeld nicht aufgeklärt oder schlichtweg nicht richtig eingeordnet worden sind."
Sie glaube, dass es im Geheimdienst-Apparat auch ein mentales Strukturproblem gebe. Der Grund dafür könne sein, dass Deutschland nach Ende des Kalten Kriegs bestimmte Gefahren schlichtweg ausgeblendet habe. Zuvor habe die alte Bundesrepublik ein realistisches Gefahrenszenario und auch einen starken Geheimdienst gehabt.
Vor drei Wochen hatte der frühere BND-Präsident Gerhard Schindler der Politik vorgehalten, die Fähigkeiten des Bundesnachrichtendienstes in den vergangenen Jahren zu stark beschnitten zu haben.
Die Mutation von einem operierenden Nachrichtendienst in eine mit sich selbst beschäftigte Verwaltungsbehörde sei politisch gewollt. Die Gesetzesänderungen der letzten Jahre hätten doch genau dies bewirkt, so Schindler.
Sie beeinflussen Regierungen und spionieren Länder aus, scheinbar ohne sich dabei an Gesetze halten zu müssen – und sind dabei fast unsichtbar. Werden Geheimdienste die neuen Supermächte?09.12.2021 | 42:43 min
Quelle: dpa