Sexualisierte Gewalt an Kindern: Jeden Tag 48 Opfer
Zahlen zu sexualisierter Gewalt:17.437 Kinder
von B. Spiekermann, D. Rzepka
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Jeden Tag werden in Deutschland 48 Kinder Opfer sexualisierter Gewalt - in absoluten Zahlen: 17.437. Laut einer aktuellen Studie war das Ausmaß auch im Jahr 2022 dramatisch.
Die unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Kerstin Claus, hat neue Zahlen zur sexualisierten Gewalt an Kindern vorgestellt. Demnach war das Ausmaß der Taten auch im Jahr 2022 dramatisch. Laut Polizeilicher Kriminalstatistik, die ZDFheute vorliegt, bleibt deren Anzahl auf gleichbleibend hohem Niveau.
Die Polizei zählte im vergangenen Jahr 17.437 bekannt gewordene Opfer von sexualisierter Gewalt, das sind pro Tag 48 Kinder. Der Einfluss der Corona-Pandemie auf die Zahlen ist nicht ganz eindeutig. Sie habe Tatgelegenheiten sowohl entstehen lassen als auch abgeschwächt.
101 Kinder wurden getötet
Rückläufig ist die Zahl der getöteten Kinder. Im Jahr 2022 wurden 101 Kinder Opfer eines Tötungsdeliktes, im Jahr zuvor waren es 145. Der weit überwiegende Teil der getöteten Kinder war jünger als sechs Jahre. Die Polizei meldet auch 2,4 Prozent weniger Misshandlungen von Kindern, in absoluten Zahlen sind es 4.281 Opfer.
Die Behörden verweisen darauf, dass es sich bei den gemeldeten Fällen lediglich um das sogenannte Hellfeld handelt:
Vor allem Gewalt- und Sexualdelikte ereigneten sich oft im sozialen Umfeld der Opfer und würden deshalb nicht in die Statistik einfließen.
Speicherung von IP-Adressen gefordert
Auffällig sei der Anstieg von Missbrauchsdarstellungen von Kindern. Im Jahr 2022 wurden 42.075 Fälle registriert - das ist ein Anstieg von mehr als sieben Prozent. "Betrachten wir die Zahlen der vergangenen fünf Jahre, so sehen wir eine Verfünffachung der Fälle", heißt es.
Der Chef des Bundeskriminalamtes, Holger Münch, fordert vor diesem Hintergrund eine Mindestspeicherung von IP-Adressen, also eine Art der Vorratsdatenspeicherung. Die Daten sollten mindestens einige Wochen gespeichert werden, sagt er ZDFheute.
Kritiker wie Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) sprechen sich gegen ein anlassloses Speichern von Daten aus. Buschmann favorisiert stattdessen das gezielte Einfrieren von Daten von Tatverdächtgen, das sogenannte "Quick Freeze".