Habeck beklagt aggressive Kampagne im Heizungsstreit

    "Viele haben nur gebrüllt":Habeck beklagt aggressive Kampagne gegen ihn

    Dominik Rzepka
    von Dominik Rzepka
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    Robert Habeck wird auf der re:publica gefeiert wie ein Popstar. Unter tosendem Applaus gibt er Einblick in sein Seelenleben - und beklagt eine aggressive Kampagne gegen ihn.

    Robert Habeck
    Sehen Sie hier den ganzen Auftritt von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auf der Digitalkonferenz re:publica in Berlin.07.06.2023 | 36:51 min
    Robert Habeck platzt jetzt wirklich der Kragen. Fast wirkt es, als würde er endlich einmal loswerden wollen, wie sehr er sich in den vergangenen Wochen geärgert hat. Sichtlich angefasst kritisiert der Wirtschaftsminister von den Grünen den wochenlangen Streit um die Wärmewende, den Heizungstausch, die Wärmepumpen. Über den Ton der Debatte sagt er:

    Es war so laut. So mega aggressiv. Viele haben so gebrüllt.

    Wirtschaftsminister Robert Habeck, Grüne

    Dagegen sei er im Prinzip nicht angekommen, deutet Habeck an: Du bist "strategisch immer im Nachteil gegenüber der Kampagne", sagt er. Und dass es die faktenorientierte Politik zuletzt schwer gehabt habe. Wem er eine Kampagne vorwirft, sagt er nicht. Aber viele hier in der Halle dürften an die "Bild"-Zeitung und Begriffe wie "Heiz-Hammer" denken.

    Re:publica feiert Habeck wie Popstar

    Habeck hat sich für sein Schimpfen ein dankbares Forum ausgesucht. Die Halle auf der Digitalkonferenz re:publica ist brechend voll. Viele zücken ihre Handys, machen Fotos, hören beseelt zu, jubeln. Ist das noch die re:publica oder schon ein Treffen der Grünen? Habeck ist hier Popstar. Schlechte Umfragewerte sind weit weg.
    Berlin: Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, spricht bei einer Pressekonferenz.
    Absturz einer grünen Gallionsfigur: Noch im Sommer 2022 zählt Robert Habeck zu den beliebtesten Politikern Deutschlands, jetzt büßt er an Beliebtheit ein.30.05.2023 | 9:41 min
    Kritische Fragen muss Habeck hier heute nicht befürchten. Eigene Fehler? Schlechte Kommunikation? Dazu muss sich der Minister nicht erklären. Gleich zu Anfang fordert Moderator Johnny Haeusler seinen Gast auf, sein Sakko auszuziehen. Habeck sitzt hier jetzt im kurzärmligen weißen Hemd. Er hat noch nichts gesagt, aber schon den ersten Jubel abgestaubt.

    Habeck sieht Klimaziel in Gefahr

    Habeck beklagt, dass das 1,5-Grad-Ziel derzeit nicht erreicht werde. Er kritisiert, dass die Mehrheit für Klimaschutz wackele: "Man muss sagen, dass wir uns vielleicht wegbewegen von einer gesellschaftlichen Mehrheit für Veränderung. Wir waren als Gesellschaft schon einmal weiter als im Moment", sagt er. Sein Fazit:

    Kein Bullshit: Wir sind nicht auf Kurs.

    Robert Habeck, Grüne

    Wenn Deutschland aber bis 2045 klimaneutral werden wolle, dann führe an der Wärmewende kein Weg vorbei. Dass das viele umtreibe, sei ihm klar. Und dass die Zeit für die Grünen gerade schwer sei, auch das gesteht Habeck ein.
    Dennoch müssten jetzt Mehrheiten für den Klimaschutz erkämpft werden. "Wir können uns zurückkämpfen und vielleicht fangt Ihr heute damit an", ruft er der re:publica zu.

    Ein Seitenhieb Richtung FDP

    Habeck fordert hier heute viel Erwartbares. Ein Tempolimit zum Beispiel. Und eigentlich auch Steuererhöungen für Reiche. Beides werde die Ampel aber nicht beschließen, sagt er - und lässt keinen Zweifel daran, dass das an der FDP liegt.
    Den Namen Christian Lindner muss er gar nicht aussprechen. Alle hier wissen, dass der FDP-Chef am Montag an gleicher Stelle wegen seiner Haltung ausgebuht wurde.

    Aussage zu Steuererhöhungen
    :Christian Lindner auf re:publica ausgebuht

    Buh-Rufe für den Finanzminister: Christian Lindner argumentiert auf der Digitalkonferenz "re:publica" gegen Steuererhöhungen - und zieht damit den Zorn vieler Besucher auf sich.
    von Dominik Rzepka
    Christian Lindner

    Waffen für Ukraine gefordert

    Auch den Krieg gegen die Ukraine spricht Habeck an. Gegen Waffenlieferungen zu sein, das verstehe er nicht ganz. Zumindest erwarte er dann, den russischen Präsidenten Wladimir Putin als Aggressor zu nennen. Die Haltung: Ich bin für Pazifismus und deswegen soll sich die Ukraine nicht so anstellen, das wird dann shady", sagt er.
    Der Applaus im Publikum ist jetzt schon verhaltener. Insgesamt aber gleicht dieser Auftritt phasenweise einer öffentlichen Therapiesitzung. Robert Habeck darf sich hier wieder als Popstar fühlen. Nach 30 Minuten verabschiedet er sich unter tosendem Beifall:

    Jetzt lasse ich Euch alleine und kämpfe weiter. Dankeschön.

    Robert Habeck, Grüne

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