Ex-General zu Nato-Gipfel: Ohne Vertrag "keine Garantie"

    Ex-General zu Nato-Gipfel:Ohne Vertrag "gibt es auch keine Garantie"

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    Der frühere US-General Ben Hodges ist enttäuscht, dass Kiew beim Nato-Gipfel keine Einladung für einen Beitritt erhalten hat. Die Erklärung der G7 hält er dennoch für wichtig.

    Die Ukraine hat beim Nato-Gipfel im litauischen Vilnius keine Einladung für eine Mitgliedschaft in das Bündnis bekommen. Dafür eine Zusage für weitere Waffenlieferungen und die langfristige Unterstützung der G7-Staaten. Wie sind diese Ergebnisse zu bewerten? Und warum hat die Nato der Ukraine keine konkrete Beitrittsperspektive angeboten?
    Im Interview mit ZDFheute live erklärt der ehemalige US-General Ben Hodges, warum er über die Ergebnisse des Gipfels enttäuscht ist und wann er mit einem Beitritt der Ukraine in die Nato rechnet.
    Sehen Sie oben das ganze Video oder lesen Sie hier Auszüge. Das sagt Ben Hodges ...

    ... zu seinen Erwartungen an den Nato-Gipfel

    Er habe im Vorfeld des Gipfels erwartet, dass die Nato-Mitglieder Einigkeit demonstrieren würden - trotz unterschiedlicher Ansichten in bestimmten politischen Fragen. Das habe das Bündnis wieder erreicht. Dennoch sei er nicht ganz zufrieden mit den Ergebnissen des Gipfels:

    Ich war etwas enttäuscht, weil die Allianz nicht willens war, eine konkretere Einladung an die Ukraine auszusprechen.

    Ben Hodges, ehemaliger US-General

    Es gebe ein stärkeres Gefühl der Unterstützung für die Ukraine als je zuvor. Aber vielleicht habe es am Widerstand der USA und Deutschlands gelegen, weshalb das Bündnis keine konkretere Erklärung zum Beitritt der Ukraine abgeben konnte, resümiert Hodges.
    NATO-Beitritt der Ukraine
    Die Zukunft der Ukraine ist in der Nato, heißt es in einer Erklärung des Gipfels in Litauen.12.07.2023 | 3:21 min

    ... zu den Gipfel-Ergebnissen aus Sicht Kiews

    Zunächst einmal gibt es laut Hodges keine Sicherheitsgarantie der Nato, solange die Ukraine kein Nato-Mitglied ist. Mit Blick auf die Erklärung der G7 und die Versprechen anderer Länder, die Ukraine zu unterstützen, sagt Hodges:

    Wenn das kein Vertrag ist, gibt es auch keine Garantie.

    Ben Hodges, ehemaliger US-General

    Die G7-Erklärung sei dennoch wichtig, um die Unterstützung noch einmal öffentlich zu bekräftigen. Aber das sollte nicht mit einer "tatsächlichen Sicherheitsgarantie" verwechselt werden.
    Es müsse zudem jedem klar sein, dass eine Nato-Einladung für die Ukraine nicht gleichbedeutend mit einem sofortigen Konflikt mit Russland sei. Nur wenn die Ukraine der Nato final beitrete, dann trete auch der Artikel 5 in Kraft. Schweden habe vor über einem Jahr eine Einladung bekommen und ist noch nicht der Nato beigetreten, deshalb gebe es aktuell auch nicht die Verpflichtung, Schweden zu verteidigen.

    ... zu einem möglichen Zeitpunkt, wann Kiew eine Nato-Einladung erhalten könnte

    Selenskyj habe im Vorfeld des Gipfels starke Erklärungen abgeben müssen. Gleichzeitig habe er heute zeigen müssen, dass er ein Staatsmann ist. Er habe "so viel bekommen, wie er kriegen konnte", sagt Hodges. Positiv sei das in den vergangenen Monaten erreichte Niveau an Unterstützung, das es zuvor so noch nicht gegeben habe.
    Der Vilnius-Gipfel sei "eine Brücke" für den Gipfel zum 75. Nato-Jahrestag, der kommendes Jahr in Washington stattfinden wird. Hodges glaubt, dass die Ukraine dort eine Einladung in die Nato erhalten wird.
    Ben Hodges und Luftwaffe
    Ja zu weiteren Waffenlieferungen, Nein zur Einladung ins Bündnis: Tut die Nato genug für die Ukraine? Darüber spricht ZDFheute live mit dem ehemaligen US-General Ben Hodges.12.07.2023 | 33:07 min
    Sehen Sie hier das gesamte ZDFheute-live-Sendung zu der Frage, ob der Nato beim Gipfeltreffen in Vilnius der Mut gefehlt hat:

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