"Kreuzberg nicht Deutschland":Merz sorgt mit Aussage für Unmut in Berlin
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"Nicht Kreuzberg ist Deutschland, Gillamoos ist Deutschland", sagt CDU-Chef Friedrich Merz in seiner Rede auf dem Volksfest. In der Hauptstadt reagiert man darauf verschnupft.
Demonstrativ einig in Gillamoos: Friedrich Merz und Markus Söder
Quelle: dpa
Mit dem Satz "Nicht Kreuzberg ist Deutschland, Gillamoos ist Deutschland" hat CDU-Chef Friedrich Merz in Berlin großen Unmut ausgelöst.
Die Bürgermeisterin des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg, Clara Herrmann (Grüne), reagierte am Dienstag empört: "Friedrich Merz spricht nicht nur den 152.000 Kreuzberger*innen ab, ein Teil Deutschlands zu sein."
Merz hatte den Satz am Montag bei einem Bierzeltauftritt auf dem Volksfest Gillamoos im niederbayerischen Abensberg gesagt.
Mit dem politischen Schlagabtausch der Parteien auf dem Gillamoos-Volksfest geht der Wahlkampf in die heiße Phase. Thema ist dabei auch die Flugblatt-Affäre um Hubert Aiwanger.04.09.2023 | 3:39 min
Dem "Tagesspiegel" sagte Herrmann zudem: "Auch im Sauerland sind mehr Leute mit dem Fahrrad unterwegs als mit dem Privatjet" - offenbar eine Anspielung darauf, dass Merz bisweilen mit dem eigenen Flugzeug reist.
Wegner-Büro: "Wir mögen Kreuzberg"
Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner (ebenfalls CDU) äußerte sich selbst nicht. Seine Sprecherin Christine Richter sagte dem "Tagesspiegel":
In Kreuzberg leben viele Berlinerinnen und Berliner mit ausländischen Wurzeln zusammen mit Menschen ohne Migrationshintergrund. Der Stadtteil ist bekannt für bunte Kieze, Künstler, Kultur und Kneipen, aber auch für Armut und soziale Probleme.
Kreuzberg im Visier - nicht Merz' erstes Mal
Merz hat das Viertel bereits wiederholt ins Visier genommen. Erst vor wenigen Tagen schrieb er zum Auftakt einer Unionsklausur im Sauerland auf der Plattform X, früher Twitter: "Die Bundesrepublik Deutschland ist nicht Berlin-Kreuzberg. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt in kleinen und mittleren Städten wie hier, im Sauerland."
Friedrich Merz auf X
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Der CDU-Politiker Helge Braun wurde dazu am Dienstag im Deutschlandfunk gefragt und erläuterte Merz' Aussagen so: Die Ampel-Koalition mache sehr viel Politik für städtische Regionen mit einem Menschenbild, das vielen Menschen Sorgen mache. Viele Menschen in ländlichen Räumen fühlten sich nicht mitgenommen. Als Beispiele nannte Braun die Cannabis-Legalisierung oder die freie Wahl des Geschlechts. Dies könne die CDU so nicht mittragen.
So will es auch Merz verstanden wissen, wie es aus CDU-Parteikreisen hieß. Die Aussage vom Gillamoos beziehe sich darauf, dass ausweislich der offiziellen Bevölkerungsstatistik etwa sieben von zehn Bürgern in Deutschland in Dörfern und Städten unter 100.000 Einwohnern lebten. Deren Lebensrealität sei eine andere als die von Großstadtbewohnern, die zum Beispiel weniger auf das Auto angewiesen seien. Aus dem Kontext der Rede gehe das klar hervor.
Lob für die CSU
Merz hatte in der Rede ausführlich die Politik der bayerischen Schwesterpartei CSU gelobt, die in Bayern am 8. Oktober eine Landtagswahl bestreitet.
Im Wahlkampf hatte zuletzt auch Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger mit drastischen Worten auf Bundespolitiker in Berlin geschimpft. Die Debatte, dass dort Politik zu sehr für Menschen in der Stadt und zu wenig für jene auf dem Land gemacht werde, läuft schon länger.
Die CDU - ein Dorfkind?
Sie hat auch einen parteipolitischen Aspekt: Die CDU tut sich in großen Städten oft schwerer als in ländlichen Gebieten. Im Wahlkreis 83 Berlin Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost erreichte die CDU 2021 bei der Bundestagswahl sieben Prozent der Zweitstimmen, die Grünen 36,7 Prozent.
In sozialen Netzwerken wurde Merz' Ausspruch auch am Dienstag diskutiert. #Gillamoos, #Kreuzberg und #Merz waren zeitweise unter den am meisten genutzten Hashtags.
Ein Tag durch Berlin und schon die halbe Welt gesehen:
Der CDU-Politiker und frühere Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier brach eine Lanze für den Stadtteil:
Peter Altmaier auf X
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Ein Tag durch Berlin und schon die halbe Welt gesehen:
Thailand im Preußenpark, Israel in Kreuzberg, oder ein Hindu-Tempel an der Hasenheide. 10.06.2023 | 5:29 min
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