Kinderreport: Skepsis der Jugend bei Demokratie-Erhalt

    Kinderreport:Jugendliche skeptisch bei Demokratie-Erhalt

    |

    Nur die Hälfte der Jugendlichen traut ihrer Generation zu, sich später für Demokratie einzusetzen. Nur neun Prozent der Kinder fühlen sich informiert. Ergebnisse des Kinderreports.

    Mecklenburg-Vorpommern, Greifswald: Unterricht in der 10b der Martinschule.
    Viele Kinder und Jugendliche in Deutschland sehen sich laut einer Studie nicht ausreichend informiert zum Thema Demokratie in Deuschland.
    Quelle: dpa

    Das Deutsche Kinderhilfswerk plädiert für mehr Demokratiebildung für Kinder bereits in der Grundschule und auch in der Kita. Grund: Das Vertrauen in den dauerhaften erhalt der Demokratie in Deutschland ist laut einer Studie in der jungen Generation erschreckend gering.
    Nur die Hälfte (54 Prozent) der Kinder und Jugendlichen trauen ihrer Generation zu, sich als Erwachsene für die Demokratie in Deutschland einzusetzen, heißt es im Kinderreport, den der Verband am Freitag in Berlin vorstellte.

    Mehrheit sieht Hauptverantwortung bei Schulen

    Während die große Mehrheit der Erwachsenen in Deutschland einer Umfrage zufolge dem Elternhaus die zentrale Rolle bei der Vermittlung demokratischer Überzeugungen und Kompetenzen zuspricht (85 Prozent) glauben dies nur 60 Prozent der Kinder und Jugendlichen. Die Hauptverantwortung sehen sie bei Schulen und Kitas (73 Prozent).
    89 Prozent sind der Meinung, dass im Schulunterricht mehr über aktuelle politische Ereignisse gesprochen und diese erklärt werden sollten. 91 Prozent sind zudem der Auffassung, dass die Interessen der jungen Generation stärker in der Politik berücksichtigt werden sollten.
     trauriger mann sitzt an einer wand
    Eine Studie kommt zu dem Ergebnis: Junge Erwachsene sind immer unzufriedener - vor allem wegen den politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen. Ihre beliebteste Partei: die AfD.23.04.2024 | 1:36 min

    Hilfswerk fordert mehr positive Vermittlung von Demokratie

    Schul- und Kitaleitungen müssten sich des Themas annehmen, um Demokratiebildung und -erziehung als positive, alltagsnahe Erfahrung im Schul- und Kitaalltag zu verankern, heißt es im Report.
    Es gehe nicht um ein zusätzliches Schulfach, sondern es gelte, "eine gelebte Mitbestimmungskultur im Sinne praktischer Erfahrungen von Meinungsbildung und gemeinschaftlicher Entscheidungsfindung zu ermöglichen", schlägt der "Kinderreport" vor. Dazu gehörten etwa spielerische Elemente der Mitbestimmung, die auch in den Unterricht integriert werden könnten. Auch in den sozialen Medien.
    Bildungskonfernz in Berlin fordert Bildungsoffensive
    Viele junge Menschen in Deutschland brechen die Schule oder die Ausbildung ab. Auf der Bildungskonferenz wurde über dieses Thema beraten und eine Bildungsoffensive gefordert.11.06.2024 | 1:36 min

    Nur neun Prozent hat Kenntnis von demokratischen Abläufen

    In der jungen Generation selbst sind 48 Prozent der Ansicht, es fehle Kindern und Jugendlichen an Fähigkeiten, um sich an demokratischen Abläufen zu beteiligen. 30 Prozent finden das nicht, 22 Prozent wissen auf diese Frage keine Antwort. Als Fähigkeiten, sich an demokratischen Abläufen zu beteiligen, werden in der Umfrage etwa Kompromissfähigkeit, Konfliktbereitschaft, Informiertheit oder das Verständnis für die Sichtweisen anderer genannt.
    Nur ein sehr kleiner Teil von neun Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen findet allerdings, dass ihre Generation über demokratische Abläufe ausreichend Bescheid weiß. Das Kinderhilfswerk sieht darin ein deutliches Signal an Politik und Gesellschaft, größere Anstrengungen zur Kompetenzvermittlung zu unternehmen.

    Die Demokratie ist eine Gesellschaftsform, die in jeder Generation neu gelernt werden muss und deren Fortbestand nicht ohne Weiteres vorausgesetzt werden darf.

    Thomas Krüger, Präsident Deutsches Kinderhilfswerk

    21.02.24, Berlin: Nancy Faeser spricht mit Christian Lindner.
    Organisationen, die sich für die Stärkung der Demokratie einsetzen, sollen regelmäßig Geld bekommen – doch die Ampel ist uneins, wer eigentlich gefördert werden soll.25.02.2024 | 2:38 min

    Wüst: Jugendliche mehr in Politik einbeziehen

    Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst, der als Gast bei der Präsentation zu Gast war, sagte, aus den Umfrageergebnissen leite sich ein klarer Auftrag für Politik und Gesellschaft ab. Kindern und Jugendlichen müsse besser zugehört und ihre Anliegen müssten noch stärker in politische Entscheidungen einbezogen werden. Mit Blick auf die Ergebnisse bei der Europawahl sagte der CDU-Politiker:

    Wir müssen als Demokraten um diese Jugend kämpfen.

    Hendrik Wüst, Ministerpräsident NRW

    In seinem einmal jährlich erscheinenden Report befragt das Kinderhilfswerk Kinder und Jugendliche sowie Erwachsene zu verschiedenen Themen. In diesem Jahr stand das Thema Demokratiebildung im Mittelpunkt. Befragt wurden im Januar 666 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 17 Jahren und gut 1.000 Erwachsene.
    Quelle: epd, dpa, AFP

    Mehr zur Demokratie