Zeigt die Gegenoffensive Wirkung? Kiew kann zumindest tiefer in die russischen Linien eindringen und fliegt Drohnenangriffe. Moskau liefert Belarus weitere nuklearfähige Raketen.
Am Mittwoch, 30. August, ist es einigen ukrainischen Einheiten gelungen, die Außenbezirke von Verbove, einem Dorf in der Region Saporischschja, zu erreichen. Dieses Dorf liegt bereits hinter der sogenannten "Surowikin-Linie", das heißt, der befestigten Verteidigungslinie, die durch die von Russland besetzten Regionen Cherson und Saporischschja verläuft.
Dieser Erfolg ist bisher sowohl von der Größe als auch vom Umfang her begrenzt. Soweit sich aus öffentlich zugänglichen Quellen rekonstruieren lässt, ist der ukrainische Keil nur ein bis zwei Kilometer breit, und bisher hat die Ukraine keine schweren Waffen nach innen verlegt.
Quelle: DGAP
... ist Senior Advisor beim European Policy Centre. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
Quelle: DGAP
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Allerdings muss man hinzufügen, dass der "Nebel des Krieges" bei den laufenden Kämpfen extrem dicht ist. Daher lässt sich die genaue Realität auf dem Schlachtfeld nicht aus offenen Quellen rekonstruieren.
Ukraine rückt wahrscheinlich langsam weiter vor
Angesichts des Fehlens neuer Aufnahmen Russlands aus Verbove, die getötete oder gefangene Ukrainer zeigen, kann man jedoch davon ausgehen, dass die ukrainischen Truppen ihre Stellungen zumindest halten; in Anbetracht der zunehmenden Operationsgeschwindigkeit in dieser Richtung rücken die Ukrainer wahrscheinlich langsam weiter vor.
Wenn dies der Fall ist, besteht ihr erstes wahrscheinliches Ziel darin, den Abstand zu vergrößern, möglicherweise durch Flankierung und anschließende Einnahme von Nowoprokopiwka. Während schlechtes Wetter in den letzten Tagen die Bodenoperationen behindert hat, wird dieser Frontabschnitt bei besserem Wetter wahrscheinlich noch intensiver werden.
Steigt der Druck auf Putins Armee? Ein ZDFheute live mit Militärökonom Keupp. 01.09.2023 | 39:26 min
Ukrainische Drohnen treffen Militärflughafen
Am 30. August führte die Ukraine eine Reihe von ausführlichen Drohnenangriffen in ganz Russland durch. Neben Moskau, Brjansk, Kursk und anderen Städten wurde auch ein Militärflughafen in Pskow von mehreren Drohnen getroffen.
Diese Stadt liegt rund 700 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt und beherbergt die russische Eliteeinheit: die 76. Garde Luftlande-Division. Auf dem angegriffenen Militärflughafen wurden mindestens zwei schwere Transportflugzeuge vom Typ Il-76 zerstört, zwei weitere wurden beschädigt. Wenn man bedenkt, dass Russland von diesem Flugzeug nur zwei bis vier Stück pro Jahr herstellen kann, ist der Schaden in der Tat erheblich.
Da dieser Angriff Teil einer Reihe von Angriffen auf russische Militärflughäfen war, muss die russische Luftwaffe ihre Kampfflugzeuge und Hubschrauber weiter von der ukrainischen Grenze wegbewegen und/oder sie ständig zwischen verschiedenen Flughäfen rotieren lassen. Dies wird unweigerlich zu einer Verringerung ihrer Effizienz führen.
Brückenkopf leicht erweitert
Ab dem 31. August gelang es ukrainischen Soldaten, den Brückenkopf über den Fluss Dnipro leicht zu erweitern. Die ukrainische Flagge wurde über dem Dorf Dachi gehisst.
Dennoch ist dieser Vorposten für einen Brückenkopf viel zu klein; in seinem derzeitigen Zustand kann er nicht als Basis für größere Operationen gegen Siedlungen am linken Ufer dienen.
Wagner-Abzug aus Belarus?
Berichten zufolge haben die Kämpfer der Wagner-Gruppe nach dem Tod von Jewgeni Prigoschin am 23. August begonnen, Belarus zu verlassen. Satellitenbildern zufolge sind große Teile ihres Zeltlagers in Belarus bereits abgebaut worden.
Damit wird es immer unwahrscheinlicher, dass die Wagner-Gruppe von Belarus aus irgendwelche Provokationen gegen Litauen oder Polen unternehmen wird.
Strategische Atomwaffen können aufgrund ihrer Trägersysteme mehr als 5.500 Kilometer Distanz zurücklegen (etwa von Moskau nach Washington) und haben auch eine größere Detonationskraft.
Taktische Atomwaffen können demnach nicht so weit fliegen und haben weniger Sprengkraft.
Außerdem kann man die Sprengköpfe noch vom Trägersystem her unterscheiden - also dem Mittel, das die Waffe zum Ziel bringt. Trägersysteme sind seegestützt (z.B. Atom-U-Boote), landgestützt (z.B. vom Festland abgeschossene Interkontinentalrakete) oder luftgestützt (z.B. ballistische Rakete aus Flugzeug gestartet).
Mehr nuklearfähige Raketen für Belarus
Belarus hat von Russland drei weitere nuklearfähige Iskander-Raketen erhalten. Die Lieferung der Iskander ist wahrscheinlich Teil des Abkommens über die Ausrüstung von Belarus mit Atomwaffen, das bereits im Frühjahr angekündigt wurde. Anders als die Atomsprengköpfe selbst stehen die Iskander in Friedenszeiten unter dem Kommando der belarussischen Armee. In Kriegszeiten wird die gesamte belarussische Armee Russland unterstellt, so dass die unterschiedliche Befehlsgewalt über die Iskander und die Sprengköpfe dann keine große Rolle mehr spielen würde.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
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