49 vs. 9 Euro: Kann das Deutschlandticket mithalten?
100 Tage Deutschlandticket:9 vs. 49 Euro: Kann neues Ticket mithalten?
von Robert Meyer
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Lockt das Deutschlandticket mehr Menschen in die Bahn? Durchaus - aber die erste Bilanz fällt gemischt aus. Denn: Als einzige Maßnahme reicht das Angebot laut Kritikern nicht.
Das Deutschlandticket funktioniert. So viel lässt sich nach 100 Tagen Praxistest bereits sagen. Die Zahl aller Bahnfahrten mit einer Strecke von mehr als 30 Kilometern ist seit der Einführung Anfang Mai klar gestiegen. Das zeigen Mobilfunkdaten von dem Telekommunikationsunternehmen Telefónica und der Datenfirma Teralytics, die ZDFheute vorliegen.
Bahnfahrten 2023
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Rund neun Prozent mehr Fahrten mit dem Zug gab es laut dieser Daten im Mai und Juni - verglichen mit dem gleichen Zeitraum im Jahr 2019, vor Corona. Im Vergleich zum April 2023 - also vor Start des 49-Euro-Tickets - waren es im Mai sogar mehr als 20 Prozent zusätzliche Fahrten.
Insgesamt wurden laut Daten des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) bis Mitte Juni elf Millionen Deutschlandticket-Abos abgeschlossen. Viele Fahrgäste - 46 Prozent - hatten vorher schon Nahverkehrs-Abos und sind auf das günstigere Ticket umgestiegen. 44 Prozent waren unter anderem Gelegenheitsfahrer*innen. Etwa acht Prozent machen Neukund*innen aus.
9-Euro-Ticket war erfolgreicher
Trotzdem war das 9-Euro-Ticket im vergangenen Sommer deutlich erfolgreicher. Von Juni bis August 2022 stieg die Zahl der Bahnfahrten mit mehr als 30 Kilometern Strecke im Vergleich zu vor Corona um 28,5 Prozent.
Beide Tickets im Vergleich
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Das Deutschlandticket kommt zwar noch nicht an seinen Vorgänger heran. Immerhin ist es 40 Euro teurer, teils schießen Arbeitgebende einen Teil dazu. Das 9-Euro-Ticket wurde vergangenes Jahr als Entlastung wegen der gestiegenen Preise eingeführt.
Trotzdem scheint das Deutschlandticket einige Autofahrten zu ersetzen. Laut Telefónica-Analyse ist die Zahl der Pendlerfahrten mit dem Auto gesunken. Und ähnlich wie beim 9-Euro-Ticket sei auch die Zahl der Bahnreisen am Wochenende gestiegen.
Das Deutschlandticket ist ein erfolgreiches Instrument, um die Menschen dazu zu bewegen, vermehrt auf Busse und Bahnen umzusteigen und somit einen Beitrag zur nachhaltigen Mobilität zu leisten.
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Verband Deutscher Verkehrsunternehmen
Warum kaufen Menschen das Deutschlandticket?
Die Kund*innen schätzen laut VDV vor allem, dass man das Ticket im ganzen Land nutzen kann - und nicht nur in seiner eigenen Region. Außerdem seien der günstige Preis und Umweltschutz wichtige Kaufgründe für viele. Für das Bundesverkehrsministerium ist das Ticket ein "voller Erfolg", wie eine Sprecherin gegenüber ZDFheute mitteilt.
Das D-Ticket ist ein Super-Angebot für alle, die bisher mit Monats-/Abo-Karten Bahn und Bus gefahren sind. Für sie wurde es deutlich billiger und gleichzeitig wurde der Gültigkeitsbereich deutlich größer.
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Karl-Peter Naumann, Fahrgastverband Pro Bahn
Mehr Geld für den Ausbau des Nahverkehrs nötig
Ohne gut ausgebaute Bus- und Bahnverbindungen bringt aber auch das günstigste Ticket nichts. Vor allem im ländlichen Raum könne das Deutschlandticket "noch gar nicht greifen, weil dort das Bus- und Bahn-Angebot erst ausgebaut werden muss", sagt VDV-Vizepräsident Werner Overkamp.
Laut Pro Bahn fehlt "mehr denn je" Geld für den öffentlichen Verkehr. "Hier sehen wir - abgesehen von warmen Worten am Sonntag - keine Aktivitäten der Politik", sagt Naumann.
Deutschlandticket steht vor Problemen
Wird es das Deutschlandticket auch künftig geben? Das sei ungewiss, so VDV-Vize Overkamp, "weil die Verkehrsunternehmen und -verbünde nicht wissen, ob seine Finanzierung im nächsten Jahr weitergeht". Angesichts der steigenden Gehälter für das Bahnpersonal und die weiterhin hohen Energiepreise ist laut Naumann zu befürchten, dass das Angebot im Nahverkehr sogar reduziert wird.
"Isoliert ist das Deutschlandticket kein Zukunftsmodell", sagt Naumann. "Es wird erst dann dazu, wenn der gesamte öffentliche Verkehr in Stadt und Land deutlich ausgebaut wird und sich die Kosten für das Fahren mit Pkw und Lkw mehr an den realen Kosten orientieren" - also zum Beispiel Umwelt- und Klimakosten des Verkehrs miteinbezogen werden.
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