Schulze zu Aiwanger-Verbleib: "Sehr bitterer Tag für Bayern"
Grüne über Aiwanger-Verbleib:Schulze: "Ein sehr bitterer Tag für Bayern"
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Bayerns Grünen-Chefin Schulze kritisiert die Entscheidung von Ministerpräsident Söder, an seinem Vize Aiwanger festzuhalten. "Machterhalt und Taktik" seien wichtiger als Haltung.
Katharina Schulze, Grünen-Chefin und Oppositionsführerin in Bayern, sieht die Angelegenheit um Hubert Aiwanger und ein antisemitisches Flugblatt beileibe nicht als erledigt an. Im ZDF heute journal kritisiert sie die Entscheidung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Aiwanger als seinen Vize nicht abzusetzen, deutlich:
Im Gespräch mit dem ZDF wirft sie Söder weiter vor:
Schulze bemängelt Aiwangers Umgang mit Anschuldigungen
In ihren Augen geht es um "Grundsätzliches", konkret um den demokratischen Grundkonsens. Die Frage laute: "Wie halten wir es mit der Erinnerungskultur?"
Schulze stellt den Umgang von Aiwanger mit den Vorwürfen in Frage. Erst habe er alles von sich geschoben, dann sei die Wahrheit scheibchenweise ans Licht gekommen. Dann - erst nach großem Druck - habe es eine Entschuldigung gegeben.
Im ZDF kritisiert Bayerns Ministerpräsident Söder die Medien. Die Geschichte im Fall Aiwanger sei auch anderen Medien angeboten worden, die sie allerdings nicht gedruckt hätten.03.09.2023 | 1:01 min
Auch die Entschuldigung von Aiwanger lässt in den Augen von Schulze an seiner Glaubwürdigkeit zweifeln: Wenn man die 25 Antworten durchlese, die der Freie-Wähler-Chef an CSU-Chef Söder geschickt habe, dann frage man sich an einigen Stellen, wie alles zusammenpasse.
Schulze sagte weiter: "Ich persönlich glaube, dass die Lebensrealität von Schülerinnen und Schülern nicht die ist, dass man ständig vor einem Disziplinarausschuss steht und sich dann nicht mehr daran erinnern zu können. Das wirkt auf mich und auch auf viele andere Menschen nicht sehr glaubwürdig."
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder behält seinen Vize, Hubert Aiwanger, im Amt. Sehen Sie hier einen ersten Auszug aus dem ZDF-Sommerinterview.03.09.2023 | 2:24 min
Schulze: Kampf gegen Antisemitismus geschwächt
Aus Sicht von Schulze wird mit dem Verbleib Aiwangers im Amt der Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus geschwächt. Sie kritisiert: "Jeder, der jetzt in Zukunft was Antisemitisches sagt, kann sich dann eigentlich im Endeffekt auf den stellvertretenden Ministerpräsidenten in Bayern beziehen." Ihr Fazit:
Trotz seiner Entschuldigung zu möglichen antisemitischen Verfehlungen fordert die Opposition weiter den Rücktritt Hubert Aiwangers. So kurz vor der Landtagswahl kommt die Affäre ungünstig für die Koalitionspartner.02.09.2023 | 4:22 min
Für Grüne noch kein Schlussstrich
Auf die Frage, was sie dazu sage, dass es an der Freien-Wähler-Basis offenbar viel Zustimmung für Aiwanger gebe, antwortete Schulze, dass sie mit vielen Menschen im Land Kontakt habe, die große Angst vor einem Rechtsruck hätten. Sie fürchteten, dass sich diese Affäre weiterentwickeln könne. Schulze sagt: "Und ich bekomme zum Beispiel ganz viele Zuschriften, wo sich die Leute wirklich Sorgen um unsere Demokratie machen."
Für die Grünen in Bayern jedenfalls sei klar: Die Angelegenheit Aiwanger werde noch ein Nachspiel haben. Für kommenden Donnerstag haben die Grünen eine Sondersitzung des Landtags einberufen. Schulze kündigt an: "Die Aufklärung und Kontrolle bringen wir also ins Parlament."