Trotz Sanktionen: Wie deutsche Waren Russland erreichen
Trotz strenger Sanktionen:Wie deutsche Waren Russland erreichen
von Maja Helmer
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Trotz westlicher Sanktionen gelangen weiterhin kriegswichtige Hightech-Waren nach Russland, auch aus Deutschland. ZDF-Recherchen zeigen, wie dies möglich ist.
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In Russland erhält weiterhin kriegsrelevante Güter aus dem Westen - ungeachtet weitreichender Sanktionen. Auf welchen Wegen solche Produkte in das Land gelangen, belegen geleakte russische Zolldaten. Die Analyse dieser Daten zeigt, dass Importe sanktionierter Güter seit 2022 verstärkt über Drittstaaten wie die Türkei gehen.
Aber auch auf anderen Wegen werden die Sanktionen umgangen. Eine wichtige Route führt über Belarus. Wie dies möglich ist, zeigen Recherchen von Reportern der ZDF-Doku-Sendung "Die Spur".
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In einem Selbstversuch werden vermeintlich sanktionierte Waren ohne behördliche Genehmigung über einen russischen Kurierdienst nach Moskau geschickt. Es sind natürlich keine wirklich sanktionierten Produkte, sondern es handelt sich um ein Spielzeugfernglas oder einen defekten Laptop.
Versteckter Tracker zeichnet Route nach Moskau auf
"Die Sachen müssen privat aussehen, damit wir keine Probleme mit dem Zoll bekommen", sagt die Mitarbeiterin des Kurierdienstes. Die Waren werden daher in Koffer und Taschen umgepackt. Ein in dem Spielzeug versteckter Tracker dokumentiert die genaue Route: Von Prag über Warschau und Minsk erreicht der Transport nach nur 48 Stunden sein Ziel: Moskau.
Die Belarus-Route führt von Prag über Warschau und Minsk nach Moskau.
Quelle: ZDF-Doku "Die Spur"
Die Recherche deckt ein wichtiges Schlupfloch zur Umgehung der Sanktionen auf: der Weg über Belarus. Am polnisch-belarussischen Grenzübergang Terespol-Brest gibt es kilometerlange Lkw-Staus. Angeblich soll die Ware in Länder wie Kasachstan, Usbekistan oder China gehen. Ein Fahrer aber sagt etwas anderes: "Alle, die hier in der Schlange stehen, wollen nach Russland."
Undercover: Wie Russland Sanktionen umgeht
Das Rechercheteam kommt in Kontakt mit einem Informanten, der unerkannt bleiben will. "Igor" ist in Minsk für die Zollabfertigung einer russischen Firma zuständig, die sanktionierte Waren aus Westeuropa importiert - auch aus Deutschland.
Europäische Ware wird als China-Import deklariert
Nachdem die EU-Staaten 2022 die Sanktionen verhängt hatten, sei der Handel eingebrochen, inzwischen aber fast wieder auf Vorkriegsniveau. "Igor" erklärt, wie die Umgehung funktioniert: "Wir arbeiten mit polnischen Firmen zusammen, die sanktionierte Waren aus Deutschland oder anderen westeuropäischen Staaten importieren. An der polnisch-belarussischen Grenze behaupten sie, dass die Lieferung nach Hongkong, China oder Usbekistan geht - also nur ein Transit ist, der nicht in Belarus bleibt."
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Dann würden die polnischen Grenzer sie durchlassen, so "Igor" weiter. Doch sobald die Ware in Belarus angekommen sei, werde sie umdeklariert: Die Firma in Hongkong habe angeblich einen neuen Kunden in Russland gefunden. So bekomme die Ware einen neuen russischen Empfänger, der angebliche Versender sei jetzt die Firma in Hongkong.
Dass die Ware eigentlich aus Westeuropa gekommen ist, sieht man in der Zollstatistik nicht mehr.
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"Igor", in Minsk zuständig für die Zollabfertigung einer russischen Firma
Die Zolldaten bestätigen das: Obwohl die Ware aus Europa kommt, ist sie als China-Import deklariert und der ursprüngliche Absender gelöscht.
Zöllner: "Alle wollen weiter Geld verdienen"
Die Recherche zeigt, wie sanktionierte Waren bis hin zu Hightech-Werkzeugmaschinen illegal über die Grenzen geschmuggelt werden. "Igor" erklärt, er sei sicher, dass alle Beteiligten Bescheid wissen - die Zöllner, die Transportunternehmer und auch die westeuropäischen Exporteure. "Alle wollen weiter Geld verdienen", sagt er und fügt hinzu: "Politisch gesehen gibt es also die Sanktionen nur auf dem Papier."
Quelle: dpa
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von Johannes Lenz und Annkathrin Weis mit Tamer Bakiner
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