Antisemitische Posts gelikt:Scholz streicht TU-Präsidentin aus Zukunftsrat
|
Wegen des Likens antisemitischer Posts wird die Präsidentin der TU Berlin nicht mehr Teil des von Scholz berufenen Zukunftsrates sein. Ihren Rücktritt hatte Rauch zuvor abgelehnt.
Geraldine Rauch, Präsidentin der TU Berlin, will im Amt bleiben.
Quelle: dpa
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) streicht die Präsidentin der TU Berlin, Geraldine Rauch, aus seinem Beraterkreis. Der Bundeskanzler habe entschieden, dass sie in Zukunft nicht mehr Mitglied des sogenannten Zukunftsrates sein werde, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann in Berlin.
Rauch werde bei der anstehenden turnusgemäßen Verlängerung der Berufung der Mitglieder dieses Rates nicht wieder in das Gremium berufen. Die Sprecherin erklärte:
Die Absicht Rauchs, weiterhin TU-Präsidentin bleiben zu wollen, wollte Hoffmann nicht kommentieren. Das Gremium soll Scholz in Technologie- und Innovationsfragen beraten und wurde im Juli 2022 eingesetzt.
Wegen des Krieges in Gaza ist die Stimmung auch an vielen deutschen Universitäten angespannt. Die FU Berlin will angehende Lehrer mit Kursen besser vorbereiten.28.05.2024 | 1:34 min
Rauch will nicht zurücktreten
Rauch steht in der Kritik, weil sie mindestens einen antisemitischen Post auf der Plattform X mit einem "Gefällt mir" markiert hatte. Am Donnerstag hatte sie erklärt, im Amt bleiben zu wollen - obwohl eine knappe Mehrheit des Akademischen Senats der Hochschule sich für einen Rücktritt ausgesprochen hatte. 13 Senatorinnen und Senatoren stimmten für ihren Rücktritt, zwölf dagegen, Enthaltungen gab es nicht.
Bei den antisemitischen Posts ging es insbesondere um einen Beitrag mit Fotos von Demonstranten, die ein Bild des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit aufgemaltem Hakenkreuz hochhalten. Sie hatte sich dafür entschuldigt und erklärt, sie habe den Beitrag wegen seines Textes gelikt und das darunter gepostete Bild nicht genauer betrachtet.
Der Urheber des Posts gibt an, dass auf den Bildern türkische Demonstranten zu sehen seien, die einen Waffenstillstand im Gazastreifen forderten.
An Hochschulen wird zunehmend Antisemitismus beklagt. An der Humboldt-Universität Berlin wurde eine Podiumsdiskussion mit einer israelischen Richterin wegen Störung abgebrochen.10.02.2024 | 1:40 min
Kuratorium der TU: Sondersitzung am Montag
Die Abstimmung des Akademischen Senats ist nicht bindend. Dieser habe keinen Abwahlantrag gestellt, sagte Rauch.
Dennoch ist nicht sicher, ob die Wissenschaftlerin weiterhin Präsidentin der Technischen Universität bleibt. Am kommenden Montag kommt das Kuratorium der TU - der Aufsichtsrat - zu einer Sondersitzung zum Fall Rauch zusammen. Möglich ist, dass dieses Gremium sich für eine Abwahl entscheidet.
Allerdings würde dann das Thema dann noch einmal in den Akademischen Senat gehen, der dazu laut der Vorsitzenden Annette Hiller ganz klar Stellung beziehen müsste. Am Ende müsste dann der Erweiterte Akademische Senat über die Zukunft Rauchs entscheiden.
Ein Imam und ein Rabbiner geben an der Freien Universität Berlin gemeinsam Kurse gegen Antisemitismus. Die Studierenden sollen lernen, was Antisemitismus ist und wie man ihm begegnet.28.05.2024 | 2:33 min
Antisemitismusbeauftragter kritisiert Rauchs Entscheidung
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, kritisiert den Verbleib Rauchs im Amt. Die Zweifel, die Rauch durch ihr persönliches Verhalten und ihre Amtsführung im Hinblick auf den Kampf gegen Antisemitismus habe aufkommen lassen, seien nicht ausgeräumt, sagte Klein der "Berliner Morgenpost".
Die von der Präsidentin angekündigten Maßnahmen zum Schutz jüdischer Studierender wirkten wenig überzeugend, da erneut die Betroffenen nicht eingebunden worden seien , sagte Klein.
Quelle: dpa
Themen
Mehr zu Antisemitismus
mit Video
Angriff auf jüdischen Studenten:Warum Berlin Exmatrikulationen erleichtert
Henriette de Maizière, Berlin
Interview
Extremismusforscher Mansour:"Verrat an Juden weltweit"
mit Video