"Gegen Hass und Hetze": Neue Synagoge in Potsdam eingeweiht

    Potsdam:"Gegen Hetze": Neue Synagoge eingeweiht

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    In Potsdam ist die neue Synagoge eröffnet worden. Gäste und Gemeindemitglieder betonen den Stellenwert der jüdischen Gemeinden - und warnen vor wachsender Hetze gegen Juden.

    Neues Synagogenzentrum Potsdam
    Mit einem Festakt wurde die neue Synagoge für die jüdischen Gemeinden in Potsdam eröffnet. Bundespräsident Steinmeier rief in seiner Rede dazu auf, den wachsenden Antisemitismus weiter zu bekämpfen.04.07.2024 | 1:52 min

    Zu ihrer Eröffnung hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die neue Synagoge in Potsdam als "Geschenk für uns alle" bezeichnet. Er freue sich, dass es nun wieder ein Haus im Herzen der Stadt gebe, an dem sich Jüdinnen und Juden, aber auch Menschen anderer Glaubensgemeinschaften und der Potsdamer Stadtgesellschaft, begegnen könnten, sagte Steinmeier bei der Einweihung des neuen Hauses.

    Antisemitismus ist immer auch ein Seismograf dafür, wie es um unsere Demokratie steht - wie sehr dieser Seismograf ausschlägt seit dem 7. Oktober, muss uns alle beunruhigen.

    Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident

    Woidke: Haben Synagogenbau unterstützt

    Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte, das Land habe den Synagogenbau auch in Anerkennung der geschichtlichen Verantwortung unterstützt. Diese verpflichte die Politik auch, zu "guten Bedingungen zur Wiederentstehung und Aufrechterhaltung eines vielfältigen jüdischen Lebens beizutragen".
    Protest Freie Universität Berlin
    Mehr als 70 Professorinnen und Professoren haben sich mit einer Erklärung gegen Antisemitismus an deutschen Hochschulen positioniert. 04.07.2024 | 2:25 min
    Zudem setze der Neubau ein wichtiges Zeichen gegen wieder aufkeimenden Hass und Hetze, denen Jüdinnen und Juden ausgesetzt seien. Die Schoa habe das jahrhundertealte Miteinander von Juden und Nichtjuden in Brandenburg zerstört, sagte Woidke.
    Erst in den 90er Jahren seien dankenswerterweise wieder Jüdinnen und Juden aus Osteuropa gekommen.

    Sie kamen in dem Bewusstsein, dass sich Deutschland gewandelt hat. Es liegt nun an uns, sich dieses Vertrauens würdig zu erweisen.

    Dietmar Woidke (SPD), Ministerpräsident Brandenburg

    Das neue Gebäude biete den Raum, in dem dieses Vertrauen wachsen könne. Es sei ein herausragender Tag, an dem eine Synagogeneinweihung auf deutschem Boden, von wo das größte Menschheitsverbrechen ausging, stattfinde, sagte Abraham Lehrer, Präsident der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland.
    Mann mit Kippa (Symbolbild)
    Die Zahl der antisemitischen Vorfälle in Deutschland ist laut dem Bundesverband Rias 2023 um über 80 Prozent gestiegen - der höchste Stand seit 2018. 25.06.2024 | 1:33 min

    Potsdams Oberbürgermeister: Jüdisches Leben in der Stadt war zurückgeworfen

    Potsdam sei die letzte Landeshauptstadt, die wieder eine Synagoge bekomme. Dass dies jetzt erst der Fall sei, zeige, wie sehr das jüdische Leben zurückgeworfen worden sei. Aus Sicht von Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) fand die Synagoge nun ihren Platz dort, wo sie hingehöre - in der Mitte Potsdams.

    Die neue Synagoge spricht unserer Stadt das historische Vertrauen aus, dass in unserer Stadt Religion frei ausgeübt werden kann.

    Mike Schubert (SPD), Oberbürgermeister Potsdam

    Dieses Vertrauen erwiderten die Potsdamer, egal welchen Glaubens.

    Es gibt kein Ihr, nur ein Wir, und ohne Jüdinnen und Juden, die ihrem Glauben offen und frei nachgehen können, ist Potsdam nicht Potsdam.

    Mike Schubert (SPD), Oberbürgermeister Potsdam

    Einstige Synagoge in Potsdam zweckentfremdet, beschädigt und später abgerissen

    Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), dessen Kommen ebenfalls angekündigt war, hatte seine Teilnahme kurzfristig aus Termingründen abgesagt. Anwesend war hingegen die in Potsdam wohnende Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne), die aber nicht sprach.
    Eingangstor einer Synagoge und graphische Symbole für Bedrohung und Rechtsprechung
    Als Antisemitismus wird allgemein die Feindlichkeit gegenüber dem Judentum bezeichnet. Er existiert in unterschiedlichen Formen und kann strafrechtlich verfolgt werden.13.06.2024 | 1:15 min
    Die einstige Potsdamer Synagoge war unter den Nationalsozialisten 1938 zweckentfremdet, 1945 bei einem Luftangriff schwer beschädigt und später abgerissen worden. Seitdem standen den Gemeinden lediglich provisorische Räume zur Verfügung.

    Jahrelanger Streit um neue Synagoge in Potsdam

    Über die Gestaltung und Nutzung der neuen Synagoge, für die bereits 2010 die Baugenehmigung erteilt wurde, gab es jahrelangen Streit in Potsdam - auch innerhalb der jüdischen Gemeinden. Der nun fertiggestellte Bau wurde im August 2021 begonnen. Statt der ursprünglich veranschlagten fünf Millionen Euro betrugen die Baukosten letztendlich 16,5 Millionen Euro.
    Quelle: AFP

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